Kommentar von Dr. Frank Greshake, Marktexperte der Landwirtschaftskammer NRW:
Vom abgelaufenen Jahr 2009 sind die Schweinemäster im Grunde enttäuscht. Konnten sie im Herbst 2008 noch direktkostenfreie Leistungen von bis zu über 40 € erzielen, weil bis in den Herbst hinein die Schweinepreise kletterten, so stürzte die Notierung bis auf ein Preisnieveau (Vereinigung Nordwest) von 1,36 €. Dieser Preis hielt sich dann bis in den Februar hinein. Anschließend ging es nur zögerlich bergan. Der innerdeutsche Absatz geht weiter zurück. Man rechnet in diesem Jahr mit einem Verbrauch pro Kopf der Bevölkerung von nur noch 53,4 kg.
Die Schweineproduktion in Deutschland steigt etwa um 2,6 %. Und mithilfe ausländischer Einfuhren wird man den seit Jahren steigenden Schlachtzahlen in unserem Land noch einmal einen Rekord hinzufügen: Mit 56,3 Mio. Schweineschlachtungen legen diese gegenüber 2008 noch einmal um 2,4 % zu. Aber es hapert am Absatz. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat den Wirtschaftsaufschwung in Osteuropa gelähmt. Die Exporte waren immer wieder von Unterbrechungen und Rückschläge gekennzeichnet. Das wieder steigende Angebot führte dann Ende des Jahres zu einem Basispreis von ca. 1,42 €/kg und damit zu einem völlig unbefriedigenden Erlösniveau.
Im Grunde geht es erst einmal weiter wie gehabt. Die verschobenen Schlachtschweinemengen von Ende 2009 müssen erst einmal abgebaut werden. In Europa wird die Schweineproduktion 2010 steigen. Die Marktexperten sagen ein Plus von 1,5 % voraus. Das muss aber irgendwo untergebracht werden. Mag sein, dass ein nochmals niedrigerer Schweinepreis den innerdeutschen Verbrauch etwas ankurbelt. Aber da ist Vorsicht angesagt.
Im Export sind die osteuropäischen Staaten weiterhin die Hoffnung, weil sich die dortige Schweineproduktion nicht so recht erholt. Russland will seine eigene Schweineproduktion ausbauen und plant, die Lebendimporte \- derzeitiger Zollsatz 5 % innerhalb des Kontingentes \- deutlich zu verteuern. In Asien gibt es zwar Bedarf, aber auch China setzt eher auf Ausweitung der eigenen Erzeugung und nutzt dafür alle politischen Mittel. Hinzu kommt der hohe Euro-Kurs. Brasilianer und Amerikaner werden zumindest bis Mitte 2010 von den unausgeglichenen Währungsparitäten profitieren und die europäischen Exporte erschweren.
Bei allem, was derzeit an Datenmaterial vorliegt, ist ein leicht niedrigeres Durchschnittspreisniveau als in 2009 wahrscheinlich. Das heißt konkret, dass für 2010 ein Preis von 1,38 € nicht unrealistisch ist. Und bekanntlich handelt derjenige nicht falsch, der erst vorsichtig kalkuliert und sich nachher über unerwartet positive Entwicklungen doppelt freut.
Quelle: Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe (53/2009)