Die Nulltoleranz der Europäischen Union gegenüber hierzulande nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Organismen (GVO) wird in der Praxis offenbar streng gehandhabt. Wie der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) vergangene Woche mitteilte, müssen Frachter zurückkehren, deren Ladung nur geringe GVO-Spuren von 0,1 % aufweise, wie vor kurzem ein Schiff mit 180.000 t Sojaschrot aus den USA. In der Fracht seien Spuren des in der EU nicht zugelassenen GV-Maises MON88017 enthalten gewesen. Der RLV nahm dies zum Anlass, um vor einem Versorgungsengpass bei Sojafuttermitteln aufgrund der Nulltoleranz für nicht zugelassene GVO zu warnen. Knappheit an Eiweißfuttermitteln treibe die Preise in die Höhe und bedeute für die europäische Landwirtschaft einen extremen Wettbewerbsnachteil. Daher müssten sich die hiesigen Politiker dringend in Brüssel dafür einsetzen, dass das seit Jahren bekannte und vom Berufsstand vorgetragene "brennende Problem der Nulltoleranz" entschärft werde. Der RLV begründet seine Befürchtung einer möglichen Verknappung von Futtermittelrohstoffen auch mit einem Bericht des britischen Landwirtschaftsministeriums. Demnach seien Futter- und Lebensmittelproduzenten besorgt, dass die Lieferkette von GVO-freiem Soja aus Argentinien und Brasilien nicht aufrechterhalten werden könne. Da Brasilien Ernteverluste bei Sojapflanzen erlitten habe, seien europäische Tierhalter in diesem Jahr vermehrt auf US-amerikanische Importe angewiesen, wo noch mehr GV-Pflanzen angebaut würden und daher mehr Probleme mit GV-Spuren in Lieferungen vorlägen.
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