Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking hat sich diese Woche noch einmal zu den Schwanzbeiß-Vorwürfen in ihren Ställen geäußert. Hintergrund waren Videos aus Stalleinbrüchen von Tierrechtlern vom 6. März, 14. Juni sowie 21.Juni 2017, die das Magazin Stern-TV am 12. Juli veröffentlicht hatte.
Die CDU-Politikerin weist auf ein Gutachten hin, wonach Schwanzbeißen durch vielfältige Risikofaktoren wie Fütterung, Beschäftigung, Stallklima und Genetik verursacht werde. Schon 2011 habe eine wissenschaftliche Veröffentlichung gezeigt, dass es neben dem haltungsassoziierten Schwanzbeißen noch eine weitere Form gibt, die auf Imbalancen im Stoffwechsel beruht.
Auch das Land Schleswig-Holstein komme in seinem aktuellen Abschlussbericht „Pilotprojekt Kupierverzicht SH“ vom Februar 2017 zu dem Ergebnis, dass auch wenn Schweine tiergerecht unter sonst optimierten Bedingungen gehalten werden, das Risiko eines plötzlich und unvermittelt auftretenden Schwanzbeißgeschehend besteht. Dies begründe auch, warum die Ergebnisse der zahlreichen europaweiten Forschungsprojekte in den letzten Jahren, die sich allein auf die Verbesserung der Haltungsbedingungen der Schweine gerichtet haben, in Bezug auf die „Ringelschwanzgesundheit“ bislang noch nicht zufriedenstellend waren.
Alle diese Forschungsergebnisse legen Laut Schulze Föcking den Schluss nahe, dass es neben den Haltungsbedingungen noch mindestens einen weiteren Einflussfaktor in Bezug auf das Auftreten von Schwanzbeißen gibt, der im Stoffwechsel des Tieres begründet liegt. Hieraus habe sich in den letzten Jahren ein dualer Ansatz bei der weiteren Lösungsfindung für das Problem des Schwanzbeißens ergeben.
„Bei dieser Herangehensweise wird einerseits das primäre Schwanzbeißen als überwiegend haltungs- und stressbedingt sowie andererseits das sekundäre Schwanzbeißen berücksichtigt. Das sekundäre Schwanzbeißen betrifft den Stoffwechsel eines Tieres und geht deshalb mit entzündlichen Veränderungen nicht nur am Schwanz und an den Ohren sondern im gesamten Organismus einher“, erklärt die Ministerin. Typisch für das sekundäre Schwanzbeißen seien Veränderungen auch der inneren Organe, vor allem der Magen-Schleimhaut, der Nieren und an den Klauen.
Die Merkmale beim sekundären, stoffwechselbedingten Schwanzbeißen seien weitgehend geklärt. Problematisch bleibt laut Schulze Föcking, dass es eine Vielzahl von auslösenden Faktoren gibt, deren Zusammenspiel noch im Einzelnen Fragen aufwirft und somit eine ursachenorientierte Herangehensweise erforderlich macht. Die EU-Kommission habe sich aber dem Thema angenommen und suche intensiv nach Lösungen.
Kontrollen des Veterinäramtes hatten dem Betrieb Schulze Föcking eine ordnungsgemäße Schweinehaltung und keine Verstöße attestiert.