1-2-3 das Tierwohl soll herbei – unter dieser Überschrift kommentiert Hanno Bender in der Lebensmittelzeitung die Bemühungen um mehr Tierwohl in deutschen Ställen.
„Um das Tierwohl ist in Deutschland ein regelrechter Wettstreit der Ideen entbrannt. Bundesernährungsminister Christian Schmidt hat das Tierwohl zur "Frage der Haltung" erhoben und lässt sich von einem Kompetenzkreis beraten. Sein niedersächsischer Ressortkollege Christian Meyer erfindet die Ringelschwanz-Prämie und macht sich für unversehrte Schnäbel von Legehennen stark.
In der Initiative Tierwohl kümmert sich ein Bündnis aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmittelhandel um die Formulierung und Einhaltung von Mindeststandards in der Nutztierhaltung. Daneben gehen Händler und Erzeuger seit Jahren eigene Wege, um sich einen Markt für Produkte mit Tierhaltungs-Labeln zu erarbeiten – mit mäßigem Erfolg bei den Kunden. Der Marktanteil von Bio-Fleisch liegt bei rund einem Prozent.
In diesen Ideenwettstreit will nun auch der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz reüssieren. Alexander Bonde, wie Meyer Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen, schlägt vor, Frischfleisch nach dem Vorbild von Eiern mit Ziffern von 0 bis 3 zu versehen, um die Haltung der Tiere zu kennzeichnen. Das nimmt sich auf den ersten Blick bestechend einfach aus. Bei den Eiern, so die Befürworter, habe die Bezifferung rasch zur Verdrängung der Käfighaltung geführt. Der Verbraucher benötige mehr Differenzierung als "bio" oder "konventionell", dürfe aber auch nicht mit zu vielen Informationen überfrachtet werden, begründet Bonde seine "Kepp-it-simple"-Idee.
Tatsächlich geht es ihm wohl um die Reduzierung des Fleischkonsums. Nicht alles, was einfach ist, ist auch zielführend. Ob Bio (0), Zugang zum Freien (1), 30 Prozent mehr Platz in der Haltungseinrichtung (2) oder die Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards (3) – die holzschnittartige Kategorisierung sagt wenig über das Befinden der Tiere aus. Nicht die Haltung sondern der Halter sorgt für das Tierwohl, weiß der Landwirt. Der Aufwand einer verpflichtenden Kennzeichnung wäre enorm, der Erkenntnisgewinn für die Kunden begrenzt und die Auswirkungen auf den Markt blieben vermutlich überschaubar. Für den Tierschutz wäre es wohl besser, man gäbe den gestarteten Initiativen Zeit zu wirken statt täglich eine neue Idee durch das Dorf zu jagen.“