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Clevere Futterkonzepte

Ferkelaufzucht: Punktgenaue Rationen für jede Bucht

Sauenhalter Bernd Förthmann hat die Futterkurven in der Aufzucht immer weiter optimiert. Mit seiner ausgefeilten Futtertechnik kann er selbst Praxisversuche durchführen.

Lesezeit: 8 Minuten

Fazit

Der Betrieb Förthmann arbeitet daran, die Futterkosten in der Ferkelaufzucht weiter zu senken.
Er hat sechs Futterkurven für die Aufzucht selbst entwickelt.
Die Futtertechnik ermöglicht ­hofeigene Fütterungsversuche.
Für den Landwirt steht Ökonomie vor hohen biologischen Leistungen.
Die Futterkosten sind deutlich ­niedriger als in anderen Spitzen­betrieben im Arbeitskreis.

Für Bernd Förthmann ist das Futter einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren in der Ferkelaufzucht. Der Landwirt feilt deshalb daran, das Optimum zwischen hohen Leistungen und niedrigen Futterkosten auszuloten. „Oberstes Ziel ist die Kostenführerschaft“, betont der 55-Jährige.

Förthmann bewirtschaftet in Bahrenborstel im Kreis Diepholz mit seiner Frau Anette Meier einen Betrieb mit 700 Sauen. Die dänische Genetik setzt im Wochen-Rhythmus 32 Ferkel im Jahr ab. Trotz der hohen Leistungen und der Eigenremontierung kommt der Betrieb mit 7,5 Arbeitsstunden je Sau und Jahr aus. Der Ackerbau erfolgt bis auf einen kleinen Rest im Lohn.

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Neubau auf grüner Wiese

Rund 2 km abseits des Stammbetriebes hat Familie Förthmann 2018 einen neuen Ferkelaufzuchtstall mit 4.500 Plätzen er­­richtet. Im Gebäude ist auch die Jungsauenaufzucht untergebracht. Alle Ferkel werden über eine Viehvermarktungsgemeinschaft an bis zu vier Mäster verkauft.

Die Tageszunahmen in der Aufzucht liegen bei mittleren Absatzgewichten von 6,5 kg bei 470 g. Nach Einschätzung des Praktikers können die Tiere auch Zunahmen jenseits der 500 g realisieren: „Uns geht es aber nicht um maximales Wachstum. Bei den jetzigen Zunahmen ist der Stall im achtwöchigen Produktionsrhythmus optimal ausgelastet und wir halten die Futterkosten niedrig.“

Die Betreuung der Sauen übernehmen zwei langjährige Mitarbeiter. Zwei weitere Festangestellte kümmern sich um die Ferkelaufzucht. Neben den beiden Betriebsleitern sind damit 3,5 Fremd-AK im Stall im Einsatz. „Als Betriebsleiter arbeiten wir vorrangig im Büro und kümmern uns um Management, Vermarktung und Zukunftsfragen. Das Team im Stall genießt unser volles Vertrauen“, schildert Anette Meier. Perspektivisch möchte auch Sohn Jan in den Betrieb einsteigen. Er beginnt im Sommer seine landwirtschaftliche Ausbildung.

Eigene Ration für jede Bucht

Wer den neuen Aufzuchtstall betritt, erkennt sofort das durchdachte Konzept, das Familie Förthmann mit einem erfahrenen Stallbauberater entwickelt hat. So folgt z. B. nach der großzügig angelegten Hygieneschleuse ein separater Raum für die Tränkewasseraufbereitung. „Um eine höchstmögliche Qualität zu garantieren, haben wir eine aufwendige Anlage zur Reinigung und Desinfektion des Stadtwassers installiert“, erklärt die Betriebsleiterin.

In dem Raum befindet sich außerdem eine Anlage, um bei Bedarf Medikamente ins Tränkewasser zu dosieren. Des Weiteren sind vor jedem Abteil zwei Wasseruhren installiert, die bei aufkommenden Erkrankungen früh einen Warnhinweis liefern können.

Das Herzstück des Stalls ist die ebenfalls großzügig angelegte Futterzentrale. Hier stehen acht Sacksilos für die Ferkelaufzucht, drei weitere für die Jungsauen und ein Silo für das Deckzentrum. Dazu Bernd Förthmann: „In der Aufzucht setzen wir vier Futtersorten ein. Wir haben die Silos doppelt installiert, um für Versuche strikt getrennt füttern zu können.“

Die Futterzuteilung erfolgt über eine Spotmix-Anlage von Schauer. Sie mischt die Ration für jede Bucht separat an und vermengt sie erst wenige Meter vor der Ausdosierung in den Trog mit Wasser. So hat der Betrieb die zugeteilten Futtermengen jeder Bucht taggenau im Blick. Diese Futtertechnik war zwar etwa 30 % teurer, hat sich aber auch in Lehr- und Versuchsbetrieben bewährt.

Neben den Sacksilos hat Förthmann die Anlage mit drei Sackannahmen ausgestattet, über die er z. B. Prestarter einfüllen kann. Zudem verfügt das System über drei Kleinstmengendosierer, mit denen u. a. Präparate für die Entwurmung beigemengt werden können.

Der Betrieb verschneidet jeweils zwei Futtertypen miteinander. Da die Anlage die Verschneidung täglich anpasst, sind die Futterwechsel absolut fließend. Ein weiterer Vorteil ist das breite Futterspektrum. So handelt es sich bei dem Ferkelfutter 1 um eine spezielle Absetzration, die teils nur wenige Tage zum Einsatz kommt. Während das Ferkelfutter 4 in seiner Zusammensetzung einem Vormastfutter nahe kommt. „Dank der flexiblen Verschneidung konnten wir die Futterkosten merklich reduzieren, ohne Leistungseinbußen zu riskieren“, schildert der Landwirt.

Futterkurven optimiert

Damit das Konzept aufgeht, hat Bernd Förthmann viel Zeit in die Optimierung seiner Futterkurven investiert. So hat das Team im ersten Jahr nach Inbetriebnahme des Stalles alle Ferkel wöchentlich buchtenweise gewogen. Binnen zwölf Monaten gingen insgesamt rund 120.000 Ferkel über die Gruppenwaage im Gang.

Die umfangreichen Gewichtsdaten hat der Betriebsleiter dann den eingesetzten Futterkurven gegenübergestellt. Gleichzeitig hat er die Ferkel während der Testphase intensiv beobachtet und insbesondere die Gesundheitsdaten dokumentiert. „So haben wir uns Schritt für Schritt an unser betriebsindividuelles Optimum herangetastet“, betont der Landwirt.

Auf diese Weise entstanden sechs Futterkurven, die parallel zum Einsatz kommen. Wobei die Ferkel je nach Absetz­gewicht buchtenweise einer Futterkurve zugeordnet sind. Hierfür sortieren die Mitarbeiter die Ferkel bereits beim Absetzen im Abferkelstall nach Gewicht vor. Beim Einstallen in die Aufzucht wird die Gewichtssortierung dann für jede Bucht nachjustiert.

Das untere Ende der Sortierung verkörpert die 4 kg-Futterkurve. Diese hinterlegt der Betrieb für alle Buchten mit einem durchschnittlichen Ferkelgewicht zwischen 4 und 4,9 kg. Während Buchten mit Durchschnittsgewichten von mehr als 9 kg das obere Ende markieren.

Die Futterkurven haben großen Einfluss auf die Einsatzmengen der einzelnen Futtertypen. Dies zeigt sich deutlich am Ferkelaufzuchtfutter (FAZ 1). Dieses er­­halten die leichten Ferkel der 4 kg-Kurve bis zu 14 Tage lang nach dem Einstallen. Das entspricht einem Gesamtverzehr von 3,7 kg des FAZ 1 je Ferkel.

Bei der 6 kg-Kurve ist die Einsatzmenge des ersten Aufzuchtfutters bereits auf durchschnittlich 2,7 kg je Ferkel reduziert. Während die Tiere der 8 kg-Kurve im Mittel nur noch 0,9 kg vom FAZ 1 bekommen.

Im Durchschnitt erhalten die Ferkel jeweils rund 2 kg vom FAZ 1, was der Herstellerempfehlung nahe kommt. „Un­ser Konzept ist aber gezielter. Die kleinen Ferkel werden gepusht, die Großen etwas gebremst. Damit erzielen wir homo­genere Verkaufsgruppen“, erklärt Bernd Förthmann. Die Futterkosten können sich ebenfalls sehen lassen. Denn diese sind deutlich niedriger als in anderen Spitzenbetrieben des Arbeitskreises.

Absetzfutter im Versuch

Eine Herausforderung ist das phasenweise Auftreten von Ohrrandnekrosen und Schwanzbeißen. Letzteres ist besonders gravierend, weil der Praktiker beim Kupierverzicht vorankommen möchte und in jedem Durchgang bei gut 10 % der Ferkel die Schwänze nicht kürzt.

In der ersten Jahreshälfte hat Bernd Förthmann daher einen Fütterungsversuch mit einer speziellen Absetzration durchgeführt, die die Problematik ab­­mildern soll. Der Versuch umfasste 19 Durchgänge mit gut 8.500 Ferkeln. In jedem Abteil erhielt die Hälfte der Ferkel das übliche Absatzfutter. Die andere Hälfte wurde mit dem neuen Fluxx-Futter von ForFarmers versorgt.

Laut Hersteller sorgt die spezielle Vermahlung dafür, dass das Futter besser homogen bleibt. Dies soll eine gleichmäßigere Futteraufnahme und damit eine bessere Ansäuerung und Schichtung im Magen ermöglichen. Die Rohwaren und Inhaltsstoffe des Kontroll- und Versuchsfutters waren gleich. Um den Effekt des Futters zu bemessen, hat der Landwirt in Absprache mit seinem Hoftierarzt die Ohrnekrosen und das Schwanzbeißen genau dokumentiert.

In der Kontrollgruppe mussten insgesamt 417 Tiere bzw. 4,9 % gegen Ohr­nekrosen behandelt werden. In der Versuchsgruppe mit dem neuen Strukturfutter trat das Problem bei 257 Tieren (3,0 %) auf. Die Ergebnisse des Praxis­versuchs zum Schwanzbeißen sind nicht direkt vergleichbar. So hat der Betrieb seine unkupierten Tiere aus Sicherheitsgründen überwiegend der Versuchsgruppe zugeordnet, wodurch hier naturgemäß ein höheres Beißrisiko besteht. Das Auftreten von leichten Durchfällen in den ersten Tagen nach dem Absetzen stuft der Landwirt in der Versuchsgruppe als etwas geringer ein.

Das Handling des Futters ist zufriedenstellend. Zwar läuft die neue Absetzration in Mehlform auch nach Erfahrung des Herstellers im Silo bzw. Automaten nicht ganz so gut nach wie pelletierte oder gekrümelte Ware, aber besser als handelsübliche Mehlfutter.

Aufgrund der guten Erfahrungen setzt der Ferkelerzeuger das neue Absetzfutter jetzt weiter ein. Zumal dieses in Deutschland im Rahmen der Markteinführung ohne Preisaufschlag verfügbar ist. In den Niederlanden ist das Futter bereits seit zwei Jahren am Markt. Dort arbeitet der Hersteller aktuell mit einem Preiszzuschlag von rund 0,60 €/dt.

Wachstum mit B-Plan

Trotz der guten Ergebnisse hat die Familie ehrgeizige Pläne. So liegt der Plan zum Neubau des Deckzentrums am Stamm­betrieb bereits in der Schublade. Zudem gibt es Pläne, die Ferkelaufzucht für die Haltungsform 4 oder 5 aufzurüsten. Der Stall ist so konzipiert, dass er sich gut umbauen lässt. „Die Baugenehmigung liegt bereits vor. Wir sehen einen wachsenden Bedarf für Ferkel aus höheren Haltungsformen“, blickt Bernd Förth­mann nach vorn.

Um den Betrieb auch in der Größe entwickeln zu können, hat die Familie mit hohem zeitlichen und finanziellen Aufwand einen Bebauungsplan mit Sondergebieten zur Tierhaltung für ihre beiden Standorte erwirkt. Hierbei hat der Landwirt stets einen intensiven Austausch mit der Gemeinde und der Bauberatung gepflegt, um hinsichtlich der Betriebsentwicklung im Konsenz mit den Beteiligten zu bleiben.

Der Bebauungsplan ermöglicht eine Erweiterung der Sauenherde sowie eine Verdoppelung der Ferkelaufzucht. „Wie es konkret weitergeht, möchten wir gemeinsam entscheiden, wenn unser Sohn den ersten Schritt seiner landwirtschaftlichen Ausbildung abgeschlossen hat“, resümieren die Betriebsleiter.

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