Die gravierenden Folgen der aktuellen Krise am Schweinemarkt können nur im Zusammenspiel zwischen Landwirten, Schlachtunternehmen, Lebensmitteleinzelhandel und der Politik bewältigt werden. Diese Erkenntnis stand am Ende eines Gesprächs von Vertretern des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) mit der Unternehmensspitze des Schlachtunternehmens Westfleisch am Donnerstag in Münster.
Verband und Unternehmen sind zuversichtlich, dass das aktuelle Preisniveau in den kommenden Wochen stabil gehalten werden kann. „Die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest haben zu einem Preisverfall bei Fleisch geführt, dessen Ausmaß mittlerweile viele landwirtschaftliche Tierhalter in ihrer Existenz bedroht“, sagte WLV-Präsident Hubertus Beringmeier nach dem Ende des Meinungsaustauschs. „Ich erkenne ausdrücklich an, dass es Westfleisch gelungen ist, die verfügbaren Schlachtkapazitäten voll zu nutzen.“
Das Schlachtunternehmen Westfleisch hat nach eigenen Angaben die Folgen der vorübergehenden Schlachthofschließung am Standort Coesfeld im Mai gut gemeistert. Die Zusammenarbeit mit den Vertragsmästern laufe gut. So sei es gelungen, alle vertraglich gebundenen Schweine zügig zu erfassen und zu vermarkten und damit Platz für Ferkel zu schaffen. Aktuell gebe es – anders als bei anderen Schlachtunternehmen - weniger Probleme mit überschweren Schweinen.
Da zudem die Kooperation mit den Gesundheitsbehörden vor Ort gut funktioniere, verliefen Schlachtung und Zerlegung der Schweine bei hoher Auslastung der Kapazitäten weitgehend reibungslos.
Insgesamt existiert in Deutschland aufgrund der zeitweisen Schließung großer Schlachthöfe im Frühjahr des Jahres ein Rückstau von über 600.000 Schlachtschweinen. Vor diesem Hintergrund unterstützt der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband die Anstrengungen von Westfleisch, mit der NRW-Landesregierung eine Regelung abzustimmen, die darauf abzielen, diesen Rückstau abzubauen.
Sehr hilfreich wäre dabei aus Sicht des WLV eine Erlaubnis der NRW-Landesregierung, an Sonn- und Feiertagen mehr schlachten zu dürfen. Zusätzliche Arbeitsschichten könnten in den Betrieben und am Markt spürbar Entlastung verschaffen und müssten durch neue Regeln für Ersatzruhetage für die Beschäftigten ergänzt werden.
Das Gespräch am Donnerstag war Teil einer Serie von Spitzengesprächen des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands mit führenden Unternehmen der lebensmittelverarbeitenden Industrie und des Lebensmitteleinzelhandels, um die Folgen der aktuellen Krise für die landwirtschaftlichen Betriebe zu lindern.
„Zur Behebung der Liquiditätsengpässe brauchen wir außerdem die Hilfe der Bundes-regierung und werden uns entsprechend dafür stark machen, dass auch die Landwirtschaft in den Corona-Hilfspaketen angemessen Berücksichtigung findet“, so Beringmeier.