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Altsauen-Preise: Holt der Süden jetzt auf?

Lesezeit: 6 Minuten

Altsauen kosten in Bayern und Baden-Württemberg 5 bis 15 ct/kg SG weniger als in Nordwestdeutschland. Warum ist das so? Ist Besserung in Sicht?


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Warum nur werden Altsauen bei uns so schlecht bezahlt?“, fragen sich viele Ferkelerzeuger in Bayern und Baden-Württemberg, wenn sie auf die Preise in anderen Bundesländern blicken.


Tatsächlich liegen die Altsauen-Preise zwischen Süd- und Nordwestdeutschland weit auseinander, wie die amtlichen Preisfeststellungen der letzten Jahre belegen. Während Mastschweine im Süden in den letzten Jahren immer 1 bis 2 ct/kg mehr kosteten als im Bundesdurchschnitt, ist der Rückstand bei den Sauen gewaltig. So zahlten bayerische Schlachtbetriebe im Vorjahr für Tiere der Handelsklasse M im Durchschnitt nur 1,23 €/kg SG. Bundesweit lag der Preis im Mittel bei 1,30 €/kg. Baden-Württemberg bewegte sich mit 1,26 €/kg dazwischen.


Lokomotive bei den AltsauenPreisen sind seit Jahren die Schlachtbetriebe in Nordrhein-Westfalen. Sie bezahlten 2014 im Schnitt 1,32 €/kg. Der Vorsprung der Westdeutschen gegenüber Bayern bewegte sich in den letzten fünf Jahren zwischen 9 und 15 ct/kg, gegenüber Baden-Württemberg um 3 bis 11 ct/kg (siehe Übersicht 1). Knapp hinter Nordrhein-Westfalen rangieren die Betriebe in Niedersachsen, deren Preise fast immer dem bundesweiten Durchschnitt entsprachen.


Sauen im Nordwesten gefragt:

Der Grund für den Vorsprung ist die enorme Nachfrage nach Altsauen in Nordrhein-Westfalen und im angrenzenden Niedersachsen. Dort werden mittlerweile mehr als 90 % aller deutschen Altsauen geschlachtet. Unbestrittener Marktführer ist Tönnies. Mit etwas Abstand folgt die Westfleisch. Weitere Wettbewerber am Altsauenmarkt sind der spezialisierte Sauenschlachter Uhlen in Lengerich, Westphal in Herzebrock, BMR in Garrel, Hülshorst in Verl und Tummel in Schöppingen. Der Wettbewerb war hier zeitweise so hart, dass Altsauen kurzzeitig teurer waren als Mastschweine der Handelsklasse E.


Dass sich die Sauenschlachtung so stark im Nordwesten konzentriert, hat einen einfachen Grund: Dort sitzen auch die großen Abnehmer, die Sauenfleisch zu Wurst verarbeiten. Dazu zählt zum Beispiel die „Zur Mühlen-Gruppe“, die Clemens Tönnies gehört und eigenen Angaben zufolge die Nummer 1 im deutschen Wurstgeschäft ist.


Kaum Verarbeiter im Süden:

In Süddeutschland spielt die Verarbeitung von Sauenfleisch hingegen nur noch eine untergeordnete Rolle. Spezialisierte Schlachtbetriebe für Altsauen gibt es im Süden deshalb nicht mehr. Und Betriebe, die neben Mastschweinen auch Altsauen schlachten, liefern das Sauenfleisch in der Regel an Abnehmer im Nordwesten.


„Wir vermarkten unsere geschlachteten Sauen auch an Abnehmer in der Region, aber vorwiegend an leistungsfähige Zerlegebetriebe in ganz Deutschland“, bestätigt Karl Drexel, der beim Süddeutschen Schweinefleischzentrum Ulm (SFZU) für die Vermarktung von Sauenfleisch verantwortlich ist.


Somit haben die Schlachtbetriebe im Süden höhere Transportkosten für die Schlachtkörper als ihre Wettbewerber im Nordwesten. Hinzu kommt, dass sich Altsauen nur schwer in den hocheffizienten Schlachtprozess von Mastschweinen integrieren lassen.


So sind zum Beispiel die Schlachtbänder oft zu klein oder müssen um-gestellt werden. Spezialisierte Sauenschlachter bzw. Betriebe mit sehr viel Sauenschlachtungen wie der Tönnies-Standort in Rheda-Wiedenbrück können viel effizienter schlachten und haben somit geringere Schlachtkosten.


Betriebe zahlen Abwehrpreise.

Die schlechteren Vermarktungsmöglichkeiten und die höheren Kosten haben dazu geführt, dass bei vielen Schlachtbetrieben in Süddeutschland das In-teresse an den Altsauen merklich nachgelassen hat. „Man hat den Eindruck, dass manche Unternehmen Abwehrpreise zahlen, um keine Sauen abnehmen zu müssen“, berichtet Josef Ebert von der Viehzentrale (VZ) Südwest GmbH.


Die VZ sammelt deshalb Altsauen aus Nordwürttemberg und Franken am Vermarktungszentrum in Wolpertshausen und verkauft sie von dort gebündelt an spezialisierte SauenSchlachtbetriebe im Nordwesten, die den Transport selbst organisieren. „Wir sind mit der Vermarktung zufrieden, weil unsere Abnehmer Mengen-Boni auf den Preis der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften zahlen“, so Ebert.


Ähnlich handhabt derzeit die Viehvermarktungsgenossenschaft (VVG) Oberbayern-Schwaben die Sauenvermarktung. „Wir bieten für geschlossene Betriebe einen Rundum-Service und holen die Altsauen einmal pro Woche ab“, erläutert Franz Mitterberger, der bei der VVG für die Schweinevermarktung zuständig ist.


Die VVG verkauft die Tiere dann ab Sammelstelle an Vieherfasser, die die Sauen nach Nordwestdeutschland transportieren. In der Regel werden dazu Lkw genutzt, die zuvor Ferkel aus Holland nach Niederbayern gebracht haben. „Solange die Transportkosten geringer sind als die Preisdifferenz zwischen Nord- und Süddeutschland, wird der Schlachtsauen-Tourismus andauern“, ist Mitterberger überzeugt.


Die amtlichen Zahlen belegen, wie stark die Sauenschlachtungen im Süden geschrumpft sind. In den letzten Jahren wurden in Bayern und Baden-Württemberg nur noch zwischen 40 000 bis 60 000 Sauen pro Jahr geschlachtet. Betrachtet man die Anzahl an Zuchtsauen im Süden, hätte es etwa die vierfache Menge sein müssen. Das heißt: Drei von vier Sauen, die im Süden den Stall verlassen, wurden im Nordwesten geschlachtet.


„Mehr mit Sauen beschäftigen!“

Die Schlachthöfe im Süden scheinen das Problem erkannt zu haben. „Wir müssen uns mehr mit dem Thema Altsauen beschäftigen und hier wettbewerbsfähiger werden“, gibt Hans Auer, Vorstandsvorsitzender der EG Südostbayern, zu. Auer ist auch Geschäftsführer von vier Vion-Schlachthöfen in Niederbayern. Dazu gehört auch der Schlacht-hof Straubing, der derzeit etwa 400 Altsauen pro Woche schlachtet und damit der wichtigste Abnehmer in Bayern ist. Das Sauengeschäft aufzugeben, steht für Auer nicht zur Debatte: „Die Betriebe, die Ferkel an uns vermarkten, erwarten, dass wir auch die Altsauen abnehmen.“


Taktgeber bei den Altsauen ist jedoch zunehmend die Müller-Gruppe, die am Standort Ulm dieses Geschäft seit zwei Jahren massiv ausbaut. Das hatte zur Folge, dass die Sauenschlachtungen in Baden-Württemberg seit 2012 bereits um rund 15 000 Stück pro Jahr gestiegen sind (siehe Übersicht 2).


Seit Ulm an sechs Tagen in der Woche Altsauen schlachtet, sind die Sauenschlachtungen weiter gestiegen. „Wir kommen seit Herbst 2014 auf rund 1 000 Sauen pro Woche, und es werden kontinuierlich mehr“, freut sich Karl Drexel vom SFZU. Ulm schlachtet die Sauen täglich jeweils zu Beginn und am Ende jedes Schlachttages. Somit haben Tiere und Transporteure geringere Wartezeiten.


Ulm gibt Gas.

Das Ziel ist hoch gesteckt: Ulm will von den derzeit 3 000 Sauen, die die Ferkelerzeuger in Süddeutschland pro Woche verkaufen, den größten Anteil selbst schlachten.


Der Ausbau der Sauenschlachtungen ist kein Selbstzweck. „Die Margen bei den Altsauen halten sich für uns in Grenzen“, so Drexel. „Der Hauptvorteil besteht für uns darin, dass wir den Erzeugern eine ganzheitliche Vermarktung einschließlich ihrer Muttersauen anbieten. Das stärkt die Attraktivität des Schweinestandorts Ulm.“


Der zunehmende Wettbewerb um die Altsauen könnte den Ferkelerzeugern in Süddeutschland zugute kommen. Positiv sind in jedem Fall die kürzeren Transportzeiten. Zudem fällt die Marge für die Zwischenhändler weg, die die Tiere nach Norden transportieren. Entscheidend für die Sauenhalter wird jedoch sein, dass der Wettbewerb auch zu besseren Erlösen führt und sich der Preisabstand zum Nordwesten verringert.Klaus Dorsch

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