Vor Kurzem fiel in Baden-Württemberg der Startschuss für das neue Beratungssystem „Beratung.Zukunft.Land“. Wie lief das Projekt bisher an?
Wolfgang Reimer: Das neue Beratungssystem wird von der Praxis bisher gut angenommen. Wir haben zwar noch keine flächendeckende Auswertung, aber vor allem Rinder- und Schweinehalter aus den bisherigen Beratungsdiensten haben bereits Module gebucht. Zudem konnten wir über unseren kostenlosen Betriebscheck bereits neue Betriebe für eine Beratung begeistern. Und das ist ja unser Ziel. Denn bisher nahmen von den rund 40 000 Betrieben im Land, nur 5 000 eine Beratung in Anspruch.
Wie lange ist die Finanzierung der neuen Beratung gesichert?
Reimer: Die Fördersätze sind bis zum Ende der Förderperiode im Jahr 2020 zu 100 % garantiert. Wir sind aber absolut sicher, dass diese Förderung auch danach weitergeführt wird. Denn die EU hat in allen bisherigen Agrarreformen die Ausbildung der Landwirte und damit auch die Beratung immer stärker betont. Auf lange Sicht garantiert ist auch unser kostenloser Betriebscheck, den das Land finanziert.
Berater, aber auch Landwirte schreckt der höhere Bürokratieaufwand des neuen Systems ab. Wird das besser?
Reimer: Die Landwirte selbst haben keinen höheren Aufwand. Für die Berater bedeutet es vor allem durch die EU-Vorgaben in der Startphase einen Mehraufwand, das ist richtig. Wenn sich das eingespielt hat, ist das zu bewältigen. Zudem steht die AgriBW hilfreich zur Seite.
Berater rechnen vor, dass der Landwirt trotz Förderung eventuell mit höheren Kosten rechnen muss. Das ist für Neueinsteiger nicht unbedingt ein Anreiz in die Beratung einzusteigen...
Reimer: Bei den Kosten kommt es darauf an, welches Modul gewählt wird. Die meisten sind zu 80 % gefördert, sodass der Landwirt noch 20 % der Kosten zuzüglich Mehrwertssteuer trägt. Das ist für Betriebe, die für ihren Beratungsdienst bisher jährlich zum Teil über 1 000 € bezahlt haben, nicht mehr als zuvor. Wenn sie allerdings mehr Module mit einem Fördersatz von nur 50 % buchen, können gewisse Mehrkosten entstehen.
Beratungsdienste stehen vor Liquiditätsengpässen, weil sie nicht sicher wissen, wann die Module abgeschlossen sind und somit abgerechnet werden können. Wie helfen Sie denen?
Reimer: Es ist richtig, dass von den 38 Beratungsdiensten, die sich angemeldet haben, zwei oder drei in der Startphase Liquiditätsprobleme befürchten. Ihnen haben wir zu günstigen Zinsen einen Liquiditätskredit angeboten. Diese Anlaufschwierigkeiten werden sich in ein bis zwei Jahren erledigt haben. Aber klar ist auch: Es wird in Zukunft mehr Wettbewerb geben. Das will die EU auch so.-sl-