Zu Jahresanfang haben auch Sie noch fest daran geglaubt, dass bei den Privatmolkereien die 30 Cent zu halten sind. Mittlerweile liegen einige davon unter diesem Niveau. War die Branche damals zu optimistisch?
Markus Seemüller: Ich glaube immer noch daran, dass die meisten bayerischen Privatmolkereien bis Jahresende ein Preisniveau von 30 ct bei 4,2 % Fett inklusive aller Zuschläge halten werden. Die Bayern MeG wird jedenfalls Preisen unter 30 ct nicht zustimmen! Mit einem Unternehmen haben wir bereits bis einschließlich Dezember einen Milchpreis von 31,15 ct vereinbart. Diesen Preis durchzusetzen, war zwar schwer, aber möglich. Das stimmt mich für weitere Verhandlungen optimistisch.
Fehlen Ihnen bei zu viel Milch am Markt nicht die Argumente für bessere Preise?
Seemüller: Bei den Preisverhandlungen mit den Molkereien lassen sich natürlich die schwachen Notierungen bei den allermeisten Verwertungen nicht wegdiskutieren. Auf der anderen Seite machen wir unsererseits unmissverständlich klar, unter welcher Kostenbelastung die Milcherzeuger leiden und dass die Molkereien auch ein Problem bekommen, wenn ihnen vor Ort die Rohstofflieferanten wegbrechen. Wir sitzen alle in einem Boot, aber ohne einen gesunden, positiven Druck auf die Molkereien geht es nicht.
Sehen Sie im Inlandsmarkt überhaupt noch Luft für Mengenwachstum und für eine höhere Wertschöpfung?
Seemüller: Ja, für starke Marken ist auf jeden Fall noch Luft. Denn nur so können wir die Austauschbarkeit der Produkte begrenzen. Eine starke Marke ist das wichtigste Argument gegenüber dem Handel. Die Molkerei, die seit Monaten bundesweit den höchsten Milchpreis bezahlt, macht es vor.
Lidl will die Einkaufspreise nicht weiter senken, der Bauernverband ruft nach einer Exportoffensive und die Branche diskutiert wieder über politische Maßnahmen. Bringt das den Milchmarkt weiter?
Seemüller: Ich glaube an die Marktwirtschaft und an die Überlegenheit des Stärkeren. Deshalb bezweifle ich, dass Lidl seine Ankündigung umsetzen wird. Auch politische Markteingriffe sehe ich kritisch. Unser Ziel als Bayern MeG ist es, noch stärker zu werden, um auf Augenhöhe mit den Molkereien und den Vertretern des Handels zu diskutieren. Dazu ist auch ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen nötig, sonst funktionieren die Märkte nicht nachhaltig. Dass wir jetzt bei vielen Molkereien in Bayern die 30 ct halten konnten, spricht für diesen Weg. -sl-