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Drahtwurm: Wenige Mittel richtig einsetzen

Lesezeit: 7 Minuten

Nach wie vor sorgt der Drahtwurm in vielen Kartoffelregionen für massive Probleme. Für die kommende Saison stehen immerhin vier Bekämpfungsmittel zur Verfügung.


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Der Drahtwurm hat im vergangenen Jahr in vielen Regionen immense Schäden verursacht – teilweise sogar Totalschäden, deren Ernte nicht mehr lohnte. Denn selbst die modernste Sortieranlage scheitert, wenn der Drahtwurmfraß überhandnimmt. Befallene Partien taugen oft nur noch als Futter oder für die Biogasanlage.


Da sich die Drahtwurmpopulation nach dem Wegfall von Goldor-Bait vor mehreren Jahren mittlerweile leider auch auf dem letzten Standort wieder erholt hat und die Alternativen bis zu diesem Jahr bei Weitem nicht überall ausreichend waren, ist die Verzweiflung bei den Anbauern entsprechend groß.


drei fraßaktive Phasen


Drahtwürmer sind die Larven des Schnellkäfers, dessen Name nicht von ungefähr kommt. Die Würmer haben einen gelben bis braunen, sehr steif aussehenden Chitinpanzer. Die Arten, die uns hauptsächlich in Kartoffeln Probleme bereiten, gehören zur Gattung Agriotes. Andere Gattungen oder Arten sind meist nur lokal von Bedeutung oder ihr Schadenspotenzial ist noch nicht eindeutig bestimmt.


Je nach Region und Jahr tauchen die Arten mit unterschiedlicher Häufigkeit auf. Im Allgemeinen haben die Larven des Schnellkäfers aber drei fraßaktivePhasen im Jahr:


  • Anfang April bis Mitte Mai,
  • Ende Juni bis Mitte Juli,
  • Mitte August bis Anfang Oktober.


Diese Phasen können sich je nach Witterung und Klima nach vorne oder hinten verschieben. Prinzipiell müssen sich nicht in jedem genannten Zeitraum auch Drahtwürmer auf dem Acker finden, möglich ist es aber. So kommt es inzwischen auch in sehr frühen Folienbeständen zu Ausfällen, die wirtschaftlich nicht mehr tragbar sind. Ebenso ist der Befall frisch gepflanzter Knollen zu beobachten. Dieser Schaden ist aber schwer zu quantifizieren. Der überwiegende Teil der Kartoffeln ist in der letzten Phase gefährdet. Diese Knollen sollen schließlich vermarktet werden.


Im Frühjahr 2020 hat unser Beratungsdienst auf einer Versuchsfläche Drahtwurmfallen aufgestellt. Dazu wurden Weizenkörner in Teefilter gefüllt, verschlossen und über Nacht in Wasser quellen gelassen. Am folgenden Tag wurden die Päckchen in löchrigen Behältern, beispielsweise in alten Pflanztöpfen, etwa fünf bis zehn Zentimeter unter der Bodenoberfläche gleichmäßig auf der Fläche verteilt und vergraben. Der wachsende Weizen stößt CO2 aus, das die Drahtwürmer anlockt. Alternativ können auch Kartoffelscheiben vergraben werden.


Die Fallen wurden von Mitte März bis Anfang Juni wöchentlich geleert und mit neuen Köderpäckchen bestückt. Trotz des langen Zeitraums und der intensiven Betreuung gingen nur vier Drahtwürmer in die Falle: zweimal Agriotes sputator, bei dem sicher erwiesen ist, dass es sich um einen Kartoffelschädling handelt und zweimal Athous bicolor, eine Art, die eher dem Grünland zugeschrieben wird und bei der unsicher ist, ob sie Kartoffeln schädigt.


Nach der relativ harmlosen Fangzahl im Frühjahr lag die Vermutung nahe, dass auch im Herbst ein mildes Befallsauftreten bevorstünde. Doch hier zeigte sich wieder eindrücklich die Unberechenbarkeit des Drahtwurmauftretens. Denn auf dem Versuchsfeld fanden sich im Herbst Varianten mit bis zu 62% befallenen Knollen. Der niedrigste Wert lag dabei bei 3,6%, der durchschnittliche Befall über alle Varianten lag bei knapp 35%. Stark befallene Knollen, also mit mehr als vier Löchern, waren eher selten, Knollen mit einem oder zwei Löchern hingegen öfter. Aber auch Letztere sind nicht vermarktungsfähig und müssen daher als Ausfallkartoffel betrachtet werden.


Notfallzulassungen für 2021


In diesem Jahr stehen den Kartoffelerzeugern vier Produkte zur Verfügung. Drei davon haben bereits eine 120 Tage geltende Notfallzulassung durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erhalten. Dabei handelt es sich um die Produkte Force Evo und Trika Expert sowie um das bereits bekannte biologische Produkt Attracap auf Pilzbasis. Des Weiteren ist wie in den letzten Jahren das Produkt Nemathorin 10G zur Bekämpfung von Nematoden zugelassen, das Nebenwirkungen gegen Drahtwurm hat. Die Zulassung gilt allerdings nur in Kartoffeln der Reifegruppe „spät“.


Eine vernünftige Wirkung bedingt bei allen Mitteln die korrekte Ausbringung mit speziellen Mikrogranulatstreuern. Achtung: Seit diesem Jahr ist für diese ein TÜV-Stempel erforderlich. Welche Geräte zugelassen sind, erfahren Sie beim Julius-Kühn-Institut (JKI).


Attracap besser später


Attracap sollte bis zur Ausbringung kühl gelagert und frühestens einen Tag vorher warm gestellt werden, um das Pilzwachstum anzuregen. Nicht sachgerecht gelagerte Ware vom Vorjahr sollte nicht mehr eingesetzt werden.


Zusammen mit einigen Landwirten und der Firma BioCare hat unser Beratungsdienst Attracap im Jahr 2020 in einer Spätapplikation getestet. Das Produkt wurde also nicht zum Legen, sondern nach dem Krautschlagen ausgebracht. Dahinter liegt die Idee, das Auftreten des Pilzes und des Drahtwurms aufeinander abzustimmen. Bei der Ausbringung vor Reihenschluss bzw. nach dem Krautschlagen ist es bereits wärmer – ein Vorteil für den Pilz. Allerdings kann es im Spätsommer auch zu heiß werden. Um die Vermutungen belastbar bestätigen zu können, werden wir diese Versuche in der kommenden Saison fortführen.


Pyrethroide mit Auflagen


Trika Expert und Force Evo basieren jeweils auf Pyrethroiden und haben einen Düngeranteil, der angerechnet werden muss. Es ist zudem wichtig, diese Produkte nicht über längere Zeit im Streuer stehen zu lassen, vor allem nicht in einer feuchten Umgebung. Da die Mittel hygroskopisch sind, binden sie Feuchtigkeit und verklumpen. Verstopfungen der Zellenräder können die Folge sein.


Um eine gleichmäßige und breite Verteilung zu gewährleisten, hat sich die Ausbringung mit sogenannten Fishtail- oder Bandscharen bewährt. Sie gehören heute bei fast allen vom JKI zugelassenen Streuern zum Lieferumfang. Weiterhin ist es wichtig, die diversen Auflagen zu berücksichtigen, die sich bei den Produkten teilweise unterscheiden. Für beide Produkte gilt unter anderem:


  • Die Streueinrichtung muss spätestens vier Meter vor Erreichen des Vorge-wendes ausgeschaltet werden.
  • Bei Windgeschwindigkeiten über 5m/s ist die Ausbringung nicht erlaubt.
  • Die Mittel müssen vollständig eingearbeitet werden, dürfen also nicht an der Oberfläche verbleiben.
  • Die Ausbringung ist nur auf Flächen genehmigt, auf denen von einem Starkbefall auszugehen ist. Dieser kann entweder durch einen starken Befall in den vergangenen Jahren begründet werden oder durch das Auslegen und Auswerten von Fallen. Grundsätzlich gilt eine Fläche ab einem gefundenen Drahtwurm als befallen.


Darüber hinaus sind die gültigen Auflagen zum Anwenderschutz und zu Abstandsregelungen einzuhalten.


Für das Produkt Trika Expert gelten zusätzlich Fruchtfolge-Auflagen: Auf der vorgesehenen Fläche darf in den zwei Anbaujahren davor kein Produkt ausgebracht worden sein, das den Wirkstoff Cyhalothrin oder dessen 1a-Metabolite beinhaltet – Produkte mit dem Wirkstoff Tefluthrin eingeschlossen. Dass diese Regelung rückwirkend gilt und nicht für die kommenden zwei Jahre, ist aus unserer Sicht unverständlich. Der Landwirtschaft wird so keine Möglichkeit gegeben, auf diese Forderung zu reagieren und das Produkt praktikabel zu nutzen, obwohl Phyrethroide eine häufig eingesetzte Insektizid-Wirkstoffgruppe sind.


fragwürdige Wundermittel


Abgesehen von den vier genannten gibt es bisher keine weiteren zugelassenen Pflanzenschutzmittel zur Drahtwurmbekämpfung. Allerdings werden allerlei Produkte beworben, die einen Nebeneffekt haben sollen. Dabei handelt es sich aber oft nur um Mutmaßungen. Die vorliegenden Ergebnisse sind in der Regel einjährig oder können keine oder zumindest keine vernünftige Kontrollvariante nachweisen. Der Einsatz eines der zugelassenen Mittel gibt dem Landwirt zumindest eine gewisse Sicherheit mit bekannten Wirkungsgraden. „Wundermittel“ bedeuten oft unnötige Kosten und erwecken falsche Hoffnungen.


Bodenbearbeitung weiterhin Grundlage


Grundlage der Drahtwurmbekämpfung ist und bleibt die mehrfache, flache Bodenbearbeitung im Sommer. Dabei werden Larven und Eier an die Bodenoberfläche gebracht, wo sie austrocknen. Eine weitere sinnvolle Maßnahme kann die Düngung mit Kalkstickstoff innerhalb der Fruchtfolge sein – nicht unbedingt zur Kartoffel, aber zu den anderen Kulturen. Weiter gilt es, die Fruchtfolge passend zu gestalten und auf Drahtwurm-fördernde Kulturen wie beispielsweise Kleegras zu verzichten.


andreas.holzhammer


@topagrar.com

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