Warum zwei Melktechniken auf dem Hof? sagte sich Klaus Wetzel aus Utzenfeld und tüftelte eine durchdachte Eigenkonstruktion aus.
Familie Wetzel aus Utzenfeld im Schwarzwald ist in Sachen Weidemelkstand schon ein Profi. „Wir haben vor über zehn Jahren Grünlandflächen dazu bekommen. Durch eine querende Straße und die Steillage war Weidegang auf diesen Flächen vom Hof aus kaum möglich. Die Lösung war deshalb, die Melktechnik zur Weide zu bringen und nicht umgekehrt“, erklärt Betriebsleiter Klaus Wetzel. Kurzerhand ließ er sich von einem Anhängerbauer und seinem lokalen Melktechnik-Händler (Fabrikat DeLaval) seine Variante eines Weidemelkstandes erstellen.
Eine Stunde Melkzeit:
Dabei wurde auf der Achse eines alten Güllewagens das Gerüst mit sechs Plätzen in Fisch-grätenaufstellung montiert. Jeder Platz ist mit einem Kraftfuttertrog ausgestattet, die Zuteilung ist per Seilzug steuerbar. Der größte Teil der Technik wie Milchabscheider und Milchpumpe sind vorne auf dem Anhänger untergebracht. Für Strom sorgt ein 3-Zylinder-Diesel-Generator mit 12,5 kW-Leistung. Insgesamt hat der Biobetrieb 25 000 € in den mobilen Melkstand investiert.Für das Melken seiner 26 Kühe benötigt er inklusive der Treibarbeit im Schnitt eine Stunde. Obwohl die Tiere den Melkstand über eine schmale Treppe betreten und verlassen, geht das zügig. „Es gibt kein Gerangel“, berichtet Wetzel.
Höhere Zellzahlen:
Die Milch gelangt in einen 350 Liter-Behälter, den der Milchviehhalter nach dem Melken mit einem Viehanhänger zum Hof bringt, wo sie in den Tank umgepumpt und gekühlt wird. Das Wasser für die Reinigung der Oberflächen und der Standplätze steht in einem alten 2000 Liter-Tank bereit.Für die Spülung der Milchleitung bringt Wetzel zu jeder Melkzeit frisches Wasser vom Hof mit. Es wird mithilfe von zwei Tauchsiedern erhitzt und per Schlauch in die Leitung gesogen. Das schmutzige Spülwasser fängt der findige Landwirt in einer alten Milchkanne auf und entsorgt es an der Hofstelle. „Diese Methode funktioniert sehr gut. Das zeigen unsere Keimzahlen von unter 5 000“, erklärt er.
Weil die Kühe in der Weideperiode von Anfang Mai bis Anfang November dauerhaft der Witterung ausgesetzt sind, kommen sie schmutziger zum Melken als in der Stallperiode. Das ist laut Wetzel aber nur ein Grund dafür, warum die Zellzahlen auf der Weide um 100 000 höher sind als im Stall: „Die Tiere sind trotz der Schattenplätze der Hitze stärker ausgesetzt, sie müssen mehr laufen und die Futterqualität schwankt stärker.“
Ihm selbst macht das Wetter wenig aus: „Es gibt nur zwei bis drei Melkzeiten pro Jahr, die aufgrund des Wetters ungemütlich sind. Und bei Gewitter verschiebe ich das Melken einfach.“ Mit Gummimatten befestigt er seinen Standplatz und ein Vordach aus einer Plane schützt ihn vor Regen und Sonne.
Gemolken wird an über zehn verschiedenen Standorten, die etwa 2 km Luftlinie vom Hof entfernt sind. Im Schnitt setzt der Landwirt die Anlage alle zehn Tage um. „Er ist in einer Stunde aufgebaut und in einer halben Stunde wieder transportfähig.“