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Frisches Futter am laufenden Band

Lesezeit: 7 Minuten

Milchviehhalter Robert Volkert aus dem Landkreis Roth hat ein umlaufendes Futterband entwickelt, das seine Kühe kontinuierlich mit frischer TMR versorgt.


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Die Idee eines umlaufenden Futterbandes fasziniert Robert Volkert schon seit zehn Jahren. Der Milchviehhalter aus Schwanstetten im Landkreis Roth hoffte, mit dieser Technik mehrere Ziele zu erreichen: Alle Kühe angepasst mit Nährstoffen zu versorgen, das Futtertischmanagement zu vereinfachen und die Kühe trotz TMR in den Melkroboter zu locken.


Kühe fressen vom Band.

Bisher legte er die TMR nur auf einem Drittel der Futtertischlänge vor. Zu diesem Exklusivbereich hatten die Frischmelker immer und die sonstigen laktierenden Kühe lediglich über den Roboter Zugang. Nach einer gewissen Zeit schob er das noch vorhandene Futter mit dem Frontlader weiter zum übrigen Teil des Troges, wo die restlichen laktierenden Kühe fraßen. Das Problem: In beiden Bereichen wurden jedesmal rangniedrige Kühe verdrängt, wenn er Futter vorlegte. Außerdem war der Arbeitsaufwand hoch.


Weil ein solches Futterband, das ständig frische TMR liefert und von dem die Kühe direkt fressen können, bisher nicht angeboten wird, konstruierte es der technisch versierte Landwirt selbst.


Er ließ sich von einem Förderband-Hersteller ein 2 mm starkes und 1,60 m breites Förderband aus Polyure-than fertigen, das auf einem 35 m langen Gleittisch läuft. Bewegt wird das Band von einem frequenzgesteuerten Motor mit 370 Watt, der über ein Getriebe eine der beiden Umlenkrollen an den Enden des Gleittisches antreibt. Das Band läuft so langsam, dass es sieben bis acht Stunden vom Anfang bis zum Ende des Futtertisches benötigt.


Da die Futteraufnahme je nach Tageszeit und Witterung unterschiedlich ist, steuert eine Waage am Übergang von der letzten laktierenden Gruppe zu den Trockenstehern die Bandgeschwindigkeit. Ist der Futterrest auf dem Band beispielsweise kleiner als 15 % der ursprünglich aufgelegten Menge, erhöht sich die Bandgeschwindigkeit. Ist der Futterrest größer als 20 %, wird das Band langsamer.


Auch die Befüllung des Bandes läuft automatisch. Ein stationärer Vertikalmischer mit 10 m3, der sich unter einem Vordach vor dem Stall befindet, mischt die TMR an. Volkert füllt lediglich die Mais- und Grassilage mit einer Greifschaufel in den Mischer. Die Kraftfutterkomponenten dosieren Zuführschnecken automatisch zu.


Rutsche mit Sensoren:

Vom Ausgang des Mischers gelangt die TMR über ein Förderband auf eine Rutsche, die am Futterband endet. Die Rutsche ist mit zwei Sensoren ausgestattet. Wenn so wenig Futter vorhanden ist, dass der untere Sensor nicht bedeckt ist, schalten der Mischer und das Förderband ein. Beide laufen so lange, bis der obere Sensor bedeckt ist. Dann schaltet die Befüllung wieder ab.


Kurz vor Ende des Gleittisches sammelt eine quer stehende Spanplatte die Futterreste. Die „Futterbremse“ reinigt das Band so gut, dass es ohne Verschmutzungen unter dem Gleittisch zurückläuft.


Um die Tiere zusätzlich mit Struktur zu versorgen, hat der Landwirt auf dem Gestänge über dem Futterband Schienen montiert, auf denen zwei rollbare Rundballen-Raufen platziert sind. Diese befüllt er in der Regel mit rohfaserreichen Grassilageballen.


Der eigentliche Clou des kontinuierlich laufenden Futterbands besteht darin, dass Volkert damit seine Kühe trotz TMR entsprechend ihres Laktationsstandes bzw. Nährstoffbedarfes versorgen kann.


Futterangebot passt sich an:

„Das Futterangebot für die verschiedenen Gruppen entspricht dem Jahreszyklus einer Kuh bei Frühjahrsabkalbung und Weidefütterung“, erläutert Volkert. „Nach dem Abkalben im Frühjahr hat das Weidefutter die höchste Schmackhaftigkeit und Energiekonzentration und lässt im Laufe des Jahres immer weiter nach.“


Der Landwirt hat dazu seinen 2 x 3-reihigen Stall auf beiden Seiten des Futterbandes in mehrere Gruppen unterteilt (siehe Übersicht links).


  • Das frischeste Futter erhalten die späten Trockensteher (Close-up-dry-Gruppe). Das sind die Kühe ab eineinhalb bis zwei Wochen vor bis kurz nach dem Abkalben. Dieses Abteil hat Gummimatten am Fressplatz und neben den Tiefboxen auch Zugang zu separaten Abkalbebuchten.
  • Auf der gegenüberliegenden Seite des Futterbands können künftig abgetränkte Kälber bis zu einem Alter von 4,5 Monaten ständig von der frischesten TMR fressen. Dieses Abteil richtet der Landwirt gerade ein.
  • In der zweiten Gruppe stehen die höchstleistenden, die rangniederen und die frischmelkenden Kühe. Diese Tiere können den Fressplatz sowohl über den Melkroboter als auch direkt erreichen. Da das Futter hier maximal zwei Stunden alt ist und danach ein Futterrest von 75 % verbleibt, können sich diese Kühe die besten Happen aussortieren. Zudem haben sie Zugang zum eingestreuten Liegebereich, an dem direkt ein Kontrollgang vorbeiführt. „Diese Kühe sind nur 20 % der Herde, machen aber 80 % der Arbeit“, begründet Volkert die Vorzugsbehandlung.
  • An den nächsten Futterbandab­schnitt gelangen alle laktierenden Kü­he nur über den Melkroboter. Hier können sie noch unverspeicheltes Futter aufnehmen. Denn die Nackenriegel am Fressgang sind etwas näher am Futterband als in der Frischmelker- Gruppe, weshalb auch das Futter in der Bandmitte erreichbar ist. Am Ende dieser Gruppe liegt das Futter maximal vier Stunden auf dem Band.
  • Den nächsten Futterbandabschnitt erreichen die laktierenden Kühe auch direkt vom Liegebereich aus. Im Unterschied zum vorhergehenden Bereich hat die Attraktivität der TMR aber deutlich nachgelassen. Am Ende dieses Abteils liegt die TMR bereits sechs Stunden auf dem Band.
  • Das restliche Futter – etwa 20 % der ursprünglichen Menge – steht für die Trockensteher zur Verfügung, die zusätzlich über die Raufe noch strukturreiche Grassilage aufnehmen können.
  • Die Grassilage können auch die Färsen aufnehmen, die auf einer Futtertischseite noch hinter den Trockenstehern aufgestallt sind.


Band bewährt sich:

Etwa ein Jahr nach Inbetriebnahme des Futterbands hat Volkert fast durchweg positive Erfahrungen damit gemacht


Die Gewichtsverluste der Frischmelker und ihre Anfälligkeit für Stoffwechselstörungen sind trotz höherer Einsatzleistungen gesunken, weil sie im Minutentakt frisches Futter aufnehmen können. Im Schnitt der Herde ist die Futteraufnahme nach Volkerts Beobachtung um ca. 15 % gestiegen.


Die bessere Mischung in Abteil 4, das die Kühe nur über den Melkroboter erreichen, hat eine gute Lockwirkung.


Der Arbeitsaufwand für das Futter-tischmanagement ist fast zu vernachlässigen. An der Futterbremse fällt so wenig Futterrest an, dass Volkert ihn nur alle drei Tagen mit einer Schubkarre entfernen muss.


Auch unter dem Gleittisch baut sich kein Dreck auf. Um vorzubeugen, hat Volkert unter dem Gleittisch eine 10 cm hohe Bodenplatte auf den Futtertisch betoniert, die zusätzlich zur Mitte hin gewölbt ist. So fallen etwaige Futterreste immer nach außen. Das zurücklaufende Futterband schmiegt sich zudem eng an die gewölbte Oberfläche der Bodenplatte an.


Trotz des kontinuierlichen Betriebs ist der tägliche Stromverbrauch für das Futterband (1,9 kWh) und das Zuführband (0,3 kWh) extrem gering. Zusammen mit dem Futtermischer (11 kWh/Tag) verbraucht die gesamte Futtervorlage für die derzeit 100 Kühe weniger als 5 000 kWh/Jahr.


Im Vergleich zu anderen Fütterungsrobotern hielten sich auch die Investitionskosten in Grenzen. Für das Futterband einschließlich Zuführung und den Umbau des Futtertisches sowie die Einrichtung der Fressstände gab Volkert insgesamt rund 50 000 € (ohne MwSt.) aus. Für den Vertikalmischer mit Elektromotor und Frequenzumrichter fielen netto 28 300 € an.


Dafür kann Volkert die vorhandene Stallfläche besser nutzen. Denn die 1,60 m langen Fressstände befinden sich auf dem früheren Futtertisch. Weiterer Vorteil: Mit dem kontinuierlich laufenden Futterband reicht ein Tier-Fress-platz-Verhältnis von 2 : 1 völlig aus. So kann Volkert in seinem Stall problemlos 120 Kühe unterbringen.Klaus Dorsch

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