Bei Hochdruckanlagen werden sehr feine Wassertropfen in den Stallraum gesprüht (Übersicht 1). Diese verdampfen gleich nach dem Austreten aus den Düsen wieder vollständig. Die Wärme wird also nicht dem Tierkörper direkt, sondern der Umgebungsluft entzogen. Die Kühe werden nicht nass! Der Hochdruckvernebelung liegt eine aufwendige und teurere Technik zugrunde:
- Wasser-Filteranlage
- Druckerhöher (min. 50 bis 100 bar)
- druckstabile Wasserleitungen
- Hochdruckdüsen
- Steuerung
- Temperatur- und Luftfeuchtesensor
Wirkung: Bei diesem Verfahren steigt pro Kelvin Absenkung der Umgebungstemperatur die relative Luftfeuchtigkeit um fünf Prozentpunkte. Bei einer zu hohen Ausgangs-Luftfeuchtigkeit ist das Abkühlungspotenzial durch das schnelle Erreichen des maximalen Sättigungsgrads aber sehr gering! Beispielsweise kann bei einer Ausgangssituation von 35°C und 70% relativer Luftfeuchtigkeit die Temperatur nur um 4 Kelvin gesenkt werden. Hochdruckanlagen werden deshalb bevorzugt in Gegenden mit geringerer Luftfeuchtigkeit (15 bis 30%) wie z.B. in Israel eingesetzt. In unseren Breiten werden im Sommer fast immer Werte über 60% Luftfeuchtigkeit, auch bei relativ trockener Außenluft, erreicht. Im Stall liegt die Luftfeuchtigkeit noch um 5 bis 10% über dem Außenbereich!
Bei Hochdruckanlagen, die mit zu großen Wassertröpfchen arbeiten, steigt das Risiko eines Negativeffekts weiter an, da das Wasser nicht vollständig in der Luft verdampft und u.U. auf die Liegeboxen, das Futter und die Tiere tropft. Das Haarkleid der Kuh wird dabei nicht vollständig durchnässt. Dadurch kann eine Luftschicht zwischen nassem Fell und trockener Haut entstehen, was die Wärmeabgabe zusätzlich erschwert.
Installation: Hochdruckvernebelungsanlagen können entlang der Fress- und Laufgänge, aber auch im Wartebereich oder im Melkstand angebracht werden.Eine Einbauhöhe von 3 m sollte dabei mindestens eingehalten werden. In der Praxis werden häufig auch Ventilatoren mit Düsen bestückt, um eine höhere und gleichmäßigere Abkühlung zu erreichen. Um Hochdruckanlagen optimal einzusetzen, ist eine automatische Steuerung unabdingbar. Ab einer Temperatur von 23°C ist der Einsatz sinnvoll, eine maximale relative Luftfeuchtigkeit von 70% sollte dabei nicht überschritten werden. Die Sprühintervalle können hier bei 10 Sekunden, gefolgt von einer Pause (1 bis 3 Minuten) liegen. Die Empfehlungen hierzu gehen aber weit auseinander.
Wartungsaufwand: Die Technik erfordert einen hohen Wartungsaufwand. So muss je nach Düse der Wasserdruck von 50 bis 100 bar aufrechterhalten werden. Zudem sind die sehr feinen Düsen täglich auf Verkalkung zu überprüfen und regelmäßig zu reinigen. Es empfiehlt sich deshalb, enthärtetes Wasser einzusetzen. Im Winter müssen die Düsen ausgebaut und der Druckerhöher vor Frost geschützt werden.