Auch bei Kräutern suchen Verarbeiter verstärkt nach heimischer Rohware. Trotz hoher Wertschöpfung pro Fläche ist der Einstieg in den Anbau kein Selbstläufer. Südplus hat zwei Spezialisten besucht.
Der Anbau von Heil- und Gewürzpflanzen bietet auch für süddeutsche Landwirte noch erhebliches Potenzial – zumindest auf den ersten Blick. Die Anbaufläche in Bayern und Baden-Württemberg bewegt sich Schätzungen zufolge derzeit zwischen 2000 und 3000 ha, sodass der Großteil der Kräuter importiert werden muss.
Bei den heimischen Gewürzkräutern beträgt der Selbstversorgungsgrad in Deutschland nur 10 bis 20%. Gleichzeitig suchen die Verarbeiter – auch wegen der immer höheren Qualitätsanforderungen – verstärkt heimische Ware.
Trotzdem rechnen Experten nicht mit einem deutlichen Anstieg der Anbaufläche. „Die Verarbeitungsprodukte müssen am internationalen Markt wettbewerbsfähig sein und hier ist der Preisdruck enorm“, erläutert Theodor Däxl, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung des Heil- und Gewürzpflanzenanbaus in Bayern.
Fast alle Verarbeiter würden am liebsten auf heimische Rohware zurückgreifen. „Viele suchen aktiv nach Anbauern, aber der Preis muss passen“, so Däxl. Die höheren Qualitätsstandards hierzulande verteuerten die Herstellung, und das müsse eben bezahlt werden.
Diffuse Rechtslage:
Kräuteranbauer Thomas Pfeiffer aus Mittelfranken (siehe Reportage rechts) nennt noch weitere Hemmschuhe. Weil sich Arznei- und Gewürzkräuter je nach Verwendung zwischen Lebensmittel- und Arzneimittelrecht bewegen, sei die Rechtslage für die Anbauer teilweise diffus bis widersprüchlich.So lägen die vom Hersteller vorgegebenen Grenzwerte teilweise unter den gesetzlichen, sodass Haftungs- oder Versicherungsfragen nicht eindeutig geklärt werden können. Und auch die Labore arbeiteten nicht nach einem einheitlichen Verfahren.
Um solche Unstimmigkeiten zu beseitigen und für die Anbauer ein klares Regelwerk zu schaffen, engagiert sich der Landwirt in der European Herbs Growers Association. „Der Dachverband hat zum Beispiel erstmals definiert, was gute fachliche Praxis im Kräuteranbau bedeutet“, erzählt Pfeiffer.
Gute Qualitäten gesucht:
Das Plus der heimischen Kräuter ist der hohe Qualitätsstandard. „In kaum einem anderen Land ist die Rohware hinsichtlich Reinheit und Wirkstoffgehalte so gut dokumentiert wie hierzulande“, sagt Pfeiffer. Deshalb eignet sich diese Ware gut für die „Metzgerqualität“, wie einige Marktteilnehmer das höherpreisige Segment auch bezeichnen.Für begeisterte Ackerbauern kann der Arznei- und Gewürzpflanzenanbau eine gute Möglichkeit darstellen, die Wertschöpfung ihrer Flächen zu steigern.
Interessierten rät Pfeiffer deshalb: „Sucht Kontakt zu möglichen Handels-partnern. Besprecht mit ihnen die Wertschöpfungs- und vor allem die Anfangsfinanzierungsfragen.“ Häufig unterstützten diese die Anbauer mit Beratung, Saatgut oder sogar Technik. Vor allem sollte das Vermarkungsrisiko thematisiert werden, wenn die Ware bezüglich der Inhaltsstoffe nicht den Spezifikationen entspricht.
Eine Liste mit Verarbeitern in Süddeutschland finden Sie zum Beispiel unter www.kraeuteranbau.de
Christiane Kretzer
Kontakt: klaus.dorsch@topagrar.com
