Die Rolle der Braunviehkönigin ist der Allgäuerin Bianca Traut wie auf den Leib geschneidert. Warum macht sich die Elektronikerin so stark für diese Rasse?
Frau Traut, Ihr erstes Jahr als Braunviehkönigin liegt hinter Ihnen. Wie lautet Ihr erstes Zwischenfazit?
Bianca Traut: Ich erlebe eine sehr schöne, spannende Zeit und lerne viele neue Leute kennen. Zum Teil sind daraus sogar Freundschaften entstanden. Dabei ist jede Veranstaltung etwas Besonderes. Ich werde stets positiv und interessiert empfangen. Ein Höhepunkt war für mich die Braunvieh-Jungzüchterschau im österreichischen Rotholz. Herausragend war auch der Auftritt in der Fernsehsendung: „Immer wieder Sonntags.“
Gab es auch Tiefpunkte?
Traut: Ja, als Tiefpunkt habe ich empfunden, als mich auf der EuroTier in Hannover eine Frau beim Anblick einer Braunvieh-Kuh fragte, ob das Tier aufgrund der fehlenden Flecken auf dem Fell an einem Gendefekt leide. Es erschreckt mich, dass es Menschen gibt, die so wenig aufgeklärt sind.
Was fasziniert Sie so an der Rasse Braunvieh?
Traut: Braunviehtiere haben eine starke Ausstrahlung und sind darüber hinaus sehr ruhig, ausgeglichen und zutraulich. Im Gegensatz zu manch anderer Rasse! Zudem überzeugen mich die Robustheit und Langlebigkeit.
Bei Ihrer Leidenschaft für Kühe: Warum sind Sie Elektronikerin und nicht Landwirtin geworden?
Traut: Als ich vor der Berufswahl stand, war schon klar, dass einer meiner drei Brüder den elterlichen Hof mit 85 Kühen übernimmt. Und für Mathe und Physik habe ich mich auch schon immer interessiert. In meinem Alltag finden aber beide Leidenschaften Platz: Ich stehe fast jeden Tag nach der Arbeit im Stall. Davon hält mich auch das zum Teil sehr zeitintensive Ehrenamt als Braunviehkönigin nicht ab: Denn bei den Kühen kann ich komplett abschalten und in eine andere Welt eintauchen.
Verfolgen Sie die aktuelle Debatte um die Neuausrichtung des Zuchtziels?
Traut: Klar interessiert mich das und ich glaube, dass die Diskussion in die richtige Richtung geht. Wir müssen vor allem das Fundament und die Langlebigkeit der Rasse weiter nach vorne bringen, ohne der Milchleistung und den Inhaltsstoffen zu schaden. Braunvieh soll auf jeden Fall eine milchbetonte Zweinutzungsrasse bleiben! Ich hoffe, dass die Österreicher und Schweizer das ähnlich sehen wie die deutschen Zuchtverbände.
Zu Ihrer Krönung hat Ihnen Ihr Vater eine Vassli-Tochter geschenkt. Mit welchem Bullen wollen Sie das Tier belegen?
Traut: Mona soll mit dem RBW-Bullen Auranto belegt werden, weil er gute Euter, viel Milch und Langlebigkeit vererbt. Das haben wir gemeinsam im Familienrat entschieden. Bei den besten unserer Kühe ist das so üblich und wir alle lieben diese Diskussionen! -sl-