Strohställe sind im Kommen, aber das Einstreuen verursacht viel Staub. Wir stellen zwei Entstaubungssysteme vor, und zeigen, was sie in der Praxis bringen.
Landwirte, die einen Tierwohlstall mit Stroh betreiben, kennen diese Situation: Beim Einstreuen staubt es erst einmal kräftig. Oft kratzen die Staubpartikel in der Nase. In kürzester Zeit legt sich ein dicker Staubfilm auf die Buchtenwände ab.
Um eine unbedenkliche Umgebung für die Tiere bereitzustellen, können Landwirte Techniken installieren, die Staub binden. Eine Möglichkeit ist die automatische Entstaubung: Eine Strohmühle zerkleinert das eingebrachte Material (Rund- oder Quaderballen). Bevor es dann über Rohre vollautomatisch in jede Bucht gelangt, wird der Staub abgesaugt.
Zudem spielt der Feuchtigkeitsgehalt in der Luft und im Stall eine wichtige Rolle. Fakt ist: Eine feuchte Bodenfläche hemmt die Aufwirbelung von Partikeln deutlich. Daher gibt es auch die Möglichkeit, die Staubentwicklung durch Flüssigkeiten zu reduzieren. Ein von Düsen verteilter feiner Sprühnebel bindet dabei die Staubpartikel. Zusätzlich hat das System einen kühlenden Effekt, was in heißen Sommermonaten einen Vorteil bringt.
Bis zu 80% Weniger Staub
Um diese beiden Entstaubungs-Systeme zu prüfen, hat die HBLFA Raumberg-Gumpenstein Messungen in Tierwohlställen für Mastschweine durchgeführt. Ein Betrieb nutzte das Entstaubungs- und Einstreusystem Strohmatic der Firma Schauer. Ein weiterer Betrieb setzte auf die Zweistoffdüsen-Technik der Firma Aero-solutions. Ein dritter Betrieb diente als Kontrollbetrieb. Dieser streute das Stroh in Form von Quaderballen händisch ein.
Im mehrwöchigen Versuch konnten die Forscher zeigen, dass sich der Staubgehalt in der Luft durch die unterschiedlichen Systeme deutlich reduzieren lässt. Das automatisch entstaubte Stroh verursachte im Ruhebereich bis zu 80% weniger Staub im Vergleich zur händisch eingestreuten Variante (siehe Übersicht).
Auch durch den Einsatz der Sprühanlage konnte der Staubgehalt um bis zu 80% gesenkt werden. Das untersuchten die Forscher bei einem Sprühzyklus von 15 Minuten (siehe Reportage Oberroither auf Seite 40). Hier wird allerdings weiteres Potenzial vermutet. Offene Fragen sollen noch in diesem Jahr durch Folgemessungen geklärt werden. Der Fokus soll darauf liegen, unterschiedliche Sprühintervalle auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen.
Wirkung mit Ölen verbessern
Zudem werden verschiedene Additive untersucht. So wollen die Forscher testen, wie sich ölige Substanzen auf den Atemtrakt der Tiere und die Bindungskapazität von Staub auswirken.
So können die Vorteile von entstaubtem Stroh noch besser genutzt werden und die Risiken für die Gesundheit von Mensch und Tier gesenkt werden. Denn Staubpartikel können Infektionserreger sowie Endotoxine beherbergen und gemeinsam mit anderen Luftschadstoffen (z.B. Ammoniak) den Atmungstrakt schädigen. Besonders, wenn durch die Witterung die Qualität des Strohs gelitten hat, wird die Aufbereitung und Art der Einstreu in Ställen immer wichtiger.
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Beate Kraml
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