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Mach mal Pause!

Lesezeit: 8 Minuten

Sie haben keine Zeit für Pausen? Sollten Sie aber, denn mit regelmäßigen Auszeiten werden wir produktiver und leistungsfähiger. Doch wie schaltet man am besten ab?


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Gestern habe ich etwas Verrücktes getan: Ich verschloss meine Augen vor dem häuslichen Chaos, eliminierte alle Gedanken über die anstehenden Arbeiten auf unserem Hof, zog Schuhe und Jacke an, schlüpfte durch die Tür hinaus und marschierte geradewegs auf meinen Lieblingsplatz im nahe gelegenen Wald zu.


Wenn Sie das lesen, denken Sie vielleicht: unglaublich! Oder vielleicht: schön! Aber ich sage: Verrückt, denn dafür hatte ich überhaupt keine Zeit! Jede Menge Arbeit wartete auf mich. Haushaltskram wie Waschen, Bügeln und Putzen sowie etliche Arbeiten auf unserem Hof. Das alles setzte mich innerlich unter Druck.


Die Gedanken ordnen


Aber: Ich brauchte eine Pause! Der Sonnenschein auf meinem Gesicht, die klare Luft, das Rascheln des Laubes, das meine Schritte untermalte. Im Wald angekommen, schloss ich die Augen und atmete tief durch. Mit meiner Hand fuhr ich über das kühle Moos. Herrlich! Ich merkte, wie gut mir diese kleine, spontane Pause tat.


Jeder Atemzug war ein Genuss. Und da: Plötzlich konnte ich meine Gedanken sortieren, mich wieder auf Wesentliches konzentrieren. In dieser kurzen Pause, die nicht länger als dreißig Minuten dauerte, fiel mir die Lösung für ein Problem ein, das ich schon länger vor mir herschob.


Nach dieser kleinen Auszeit nahm ich mir vor, zukünftig wieder strikter auf das „Bewusste-Pause-Machen“ achten zu wollen. Dringend! Denn das, was mir eine Pause an Gutem beschert, kann ich durch Durcharbeiten niemals erreichen!


Aber wie geht das? Wie schaffen wir es, regelmäßig Pausen zu machen? Wir müssen einigen Pausenblockern die Stirn bieten. Der größte dabei ist der gefühlte Zeitmangel.


Unsere Gesellschaft kennt meist nur eine Geschwindigkeit: Vollgas! Unser Lebenstempo hat sich in den letzten zehn Jahren so gesteigert, dass uns davon schwindlig wird. Dadurch, dass viele Reize gleichzeitig auf uns einströmen, wird unsere Konzentrationsfähigkeit immens ge- und überfordert. Andererseits wird sie durch die Gleichzeitigkeit der Reize gestört. Ein Paradoxon also.


Problem Smartphone


Besonders viel Zeit widmen wir tagtäglich dem Smartphone. Es hat uns unmerklich dahingehend trainiert, dass wir jede kleine Verzögerung oder Wartezeit nicht mehr wie früher als Pause nutzen, unsere Gedanken schweifen lassen oder einfach vor uns hin sinnieren. Jetzt zücken wir, sobald wir warten müssen (beim Arzt, an der Ampel, im Stau, auf einen Freund, bis das Bügeleisen heiß ist), sofort den kleinen Alleskönner und wischen munter drauf los.


„Jede Minute muss genutzt werden!“, lautet der alles bestimmende Slogan. Stets effektiv und produktiv. Das Problem dabei: Irgendwann gehts nicht mehr schneller. Irgendwann kann man nicht mehr Zeit nutzen, als man schon nutzt. Das muss uns klar sein. Leistung ist nicht alles! Beziehungsweise gute Leistung erbringen wir dann, wenn wir den Tanz des Wechselspiels von Arbeit und Erholung beherrschen.


Pausen steigern Die Leistung


Durcharbeiten minimiert de facto unsere Leistungsfähigkeit. Eine Pause ist keine Zeitverschwendung. Ganz im Gegenteil. Pausenlos zu schuften, bewirkt, dass unsere Leistungskurve nach unten geht. Schritt für Schritt und unbemerkt. Das ist das Fatale daran. Uns fällt unser Leistungsverlust nicht auf. Erst durch eine regelmäßige Auszeit werden wir merken, dass unsere Leistungsfähigkeit wie auch unsere Produktivität sich wieder steigern.


Eine Pause ist, was sie ist: eine wertvolle Kraftquelle. Uns allen ist klar, dass wir nicht unendlich viel Kraft zur Verfügung haben. Wer pausenlos arbeitet, der wird einmal zur Pause gezwungen werden.


Wer dem Hamsterrad von „pausenlos“ und „immer schneller“ entkommen will, muss geschickt und kreativ (Smartphone-freie) Oasen der Ruhe in seinem Tageswerk verankern. Selbst wenn wir uns eingezwängt fühlen in Terminen und einem Berg voller Arbeit, ist es möglich, einen Schritt zur Seite zu treten. Öffnen Sie das Fenster und lassen Sie den Blick über die ruhige Winterlandschaft schweifen. Atmen Sie tief ein und aus und lassen Sie sich von der Schönheit der Natur anrühren. Das geht! Sie müssen es nur tun!


Der Zeitmangel ist aber nicht der einzige Grund, warum wir Pausen aufschieben bzw. komplett darauf verzichten. Auch die fehlende Selbstachtung beziehungsweise ein aufgeblähtes Selbstbild können dazu führen. Sich selbst eine Pause zu gönnen, hat ganz wesentlich damit zu tun, dass wir uns selbst achten. Dass wir es uns erlauben, Pause zu machen. Dass ich zu mir sage: „Ja, Du darfst Dir jetzt eine Pause gönnen! Das ist kein Zeichen von Schwäche. Schalt mal einen Gang zurück.“


Natürlich kann es auch andersherum sein: Unser „Wichtigkeitsempfinden“ hat sich so aufgebläht, dass wir glauben, ohne uns läuft nichts. „Ich, mich, meiner, mir, Herr segne doch uns vier!“ Dieser Spruch bringt sehr ironisch auf den Punkt, von welcher Krankheit unsere Gesellschaft inflationär betroffen ist. Zu glauben, selbst im Zentrum allen Weltgeschehens zu stehen, macht es natürlich noch schwerer, sich Pausen zu nehmen.


Deshalb tut es gut, sich in diesen Fragen der Selbstachtung und des eigenen Selbstbildes wieder einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen: „Glaube ich in meinem Inneren, dass ohne mich nichts läuft? Oder andersherum: „Achte ich zu wenig auf meine Bedürfnisse“ Nur Mut! Das ehrliche Auseinandersetzen mit diesen Fragen hilft, wenn es das nächste Mal darum geht, eine kurze Rast einzulegen.


Wann Pause machen?


Doch wann ist der ideale Zeitpunkt für eine Pause? Werfen wir einen Blick auf die physiologische Arbeitskurve (nach Kraepelin und Graf): Die menschliche Arbeitsleistung ist verschiedensten Schwankungen, welche auch bedingt durch den Biorhythmus auftreten, unterworfen. Ein Leistungshoch tritt sowohl am Vormittag (zwischen 9.00 und 11.00 Uhr) als auch am Nachmittag (zwischen 16.00 und 18.00 Uhr), wenn auch in abgeschwächter Form, auf. In diese beiden Zeitfenstern sollten wir keine Pause einplanen, sondern unser Leistungshoch für effektives Arbeiten nutzen. Besser ist es, vorher oder nachher zu rasten.


Ein zweites Augenmerk können wir auf die Energiekurve legen. Prof. Ingo Fietze, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums in Berlin, erläutert: „Selbst wenn wir voll ausgeschlafen sind, werden wir, ohne es zu merken, alle 90 bis 100 Minuten müde. Deshalb sollten wir uns dann Pausen gönnen.“ Unser Leistungspensum steigt also während einer Zeitspanne von 90 Minuten an, danach beginnt der Leistungsabfall. Hier eine kleine Ruhephase einzulegen, ist sinnvoll und effizient.


Bewährtes Mittagsschläfchen


Wie könnte eine solche kleine Pause aussehen? Strecken-dehnen-lockern, einen Apfel essen, das Fenster öffnen und in die Natur schauen, tief durchatmen oder ein paar Schritte an der frischen Luft gehen.


Ein weiterer Schlüssel zu effizientem Arbeiten ist ein kurzer Powernap nach dem Mittagessen. Sich für fünfzehn, maximal dreißig Minuten hinzulegen und die Augen zu schließen, kann wahre Wunder bewirken. Erfrischt und neu gestärkt lässt es sich danach in den Nachmittag starten.


Findige Unternehmen wissen um diesen Effekt und bieten ihren Mitarbeitern einen Ruheraum an, den sie für ein Mittagsschläfchen nutzen dürfen. Die „verlorenen“ Minuten, die ein Powernap in Anspruch nimmt, werden durch die gewonnene Energie und Konzentrationsfähigkeit zehnmal wettgemacht.


Hausbank als Gesundbrunnen


Wir können uns aber nicht nur durch kurze Schläfchen oder Spaziergänge erholen. Ebenso kann ein entspannter Feierabend dafür sorgen, dass wir Kraft tanken. Dazu eine Frage: Steht vor Ihrem Bauernhaus noch eine Hausbank? Warum ich das frage, wollen Sie wissen? Inge Friedl schreibt in ihrem Buch „Was sich bewährt hat“ Folgendes: „Ein alter Landarzt erzählte auf einer Tagung, dass er bei seinen Visiten auf Bauernhöfen immer darauf achte, ob die Hausbank noch da ist und ob sie auch benutzt werde. Ihm war aufgefallen, dass überall dort, wo die Hausbank fehlte, die Menschen gestresster und kränker waren.


Die Hausbank stand neben der Haustür direkt an der Hausmauer und war meistens eine ziemlich lange Holzbank. Lang genug, dass sich nach Feierabend fünf, sechs Leute daraufsetzen konnten. Sie war ein Symbol für den Feierabend. Sie war aber auch ein Symbol für eine gelassene und heitere Freizeitgestaltung, denn auf einer Hausbank tat man nichts anderes als sitzen, schauen, reden, vielleicht ein wenig singen und den Tag in Ruhe ausklingen lassen.“


Erholt durch Entspannung


Jetzt müssen wir nur noch klären, wie man richtig Pause macht und was wirklich Erholung bringt? Eine Pause ist dann eine Pause, wenn sich Entspannung einstellt. Es heißt, etwas ganz anderes zu tun. Auf keinen Fall sollten Sie zum Handy greifen oder Ihre E-Mails checken.


Der Theologe Tomislav Ivancic erklärte Erholung wie folgt: „Erst in dem Augenblick, da es uns gelingt, jeden Gedanken an die Arbeit gänzlich abzulegen, beginnt die Erholung – kein Nachhall der vorangegangenen Tätigkeit darf in unseren Gefühlen, Gedanken, in unserer Fantasie verbleiben. Eine Veränderung werden wir erst merken, wenn wir während der Erholungszeit die Dinge um uns zu sehen beginnen, wenn wir fähig werden, das Wiegen der Äste, den Gesang der Vögel und das Krähen eines Hahnes wahrzunehmen, auf ein noch so leises Lüftchen und vieles andere um uns herum zu achten.“


Vielen Dank, dass wir gemeinsam Pause gemacht haben: Sie beim Lesen und ich beim Schreiben dieses Textes.


Beate Kraml


katharina.meusener@topagrar.com

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