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Milch: Halten die 30 Cent?

Lesezeit: 7 Minuten

Am Milchmarkt gibt es erste Anzeichen einer Entspannung. Doch die heißen Monate mit Quotenausstieg und Preisgesprächen stehen noch bevor.


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Dass Prognosen am Milchmarkt eine immer kürzere Halbwertszeit haben, daran sind die Milchbauern schon seit einiger Zeit gewöhnt. Die Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaten könnte allerdings das Auf und Ab der letzten Jahre noch übertreffen. Schon jetzt fällt es selbst Brancheninsidern schwer, die Signale am Markt richtig zu deuten:


  • Sinkende Milchpreise: Die Milchpreise stehen bundesweit seit Monaten unter Druck. In Norddeutschland haben einzelne Molkereien im Januar mit Preisen von bis zu 26 ct/kg bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß einen neuen Tiefstand erreicht. Im Süden behaupten sich zwar die meisten Unternehmen noch deutlich über der magischen 30 Cent-Marke, einzelne wie die Hohenloher Molkerei und die Milchwerke Schwaben liegen aber bereits darunter (siehe Übersicht).


Die Spanne, in der sich die Milchpreise inzwischen bewegen, ist enorm. Allein zwischen Nord- und Süddeutschland beträgt sie etwa 11 Cent. Innerhalb der süddeutschen Unternehmen schwanken die Auszahlungsleistungen um mehr als 8 Cent.


  • Knapper Rohstoff: Um einer satten Superabgabe noch zu entkommen, haben viele europäische Milchviehbetriebe ihre Anlieferungsmengen in den letzten Wochen deutlich gedrosselt. Während der Weltmarkt trotz Dürre in Neuseeland und Australien noch ausreichend mit Rohstoff versorgt ist, fehlt deutschen Unternehmen die Milch. Viele müssen bereits zukaufen.
  • Erholung an den Märkten: Am Markt zeigen sich erste Hoffnungsschimmer. Der Export zieht wieder an, auch bedingt durch den schwachen Euro. Der Fettmarkt hat sich erholt, die Butterpreise sind Anfang März deutlich nach oben geklettert, die Preise für Schnittkäse werden vermutlich folgen.
  • Quotenausstieg und Kontrakte: In ein paar Tagen steht der Quotenausstieg und kurz darauf die nächsten Kontraktverhandlungen mit dem Handel für die Produkte der weißen Linie an. Sollten die Milchmengen dann erneut stark steigen, ist fraglich, ob die aktuelle Markterholung überhaupt bei den Rohstoffpreisen und damit bei den Bauern ankommt.


Nachhaltige Entspannung?

Genau aus diesem Grund hüten sich viele Molkerei-Vertreter derzeit davor, von einer echten Entspannung zu sprechen. Dass die Marktlage jetzt leicht besser ist, als noch vor ein paar Wochen, führen sie direkt auf die Bremsmanöver der Bauern zurück: „Der Verbrauch ist nicht gestiegen, wir haben lediglich weniger Angebot am Markt. Das stabilisiert kurzfristig“, so Hermann Jäger vom Milchwerk Jäger in Haag.


Für eine nachhaltige Entspannung müsste sich am Markt noch einiges tun. „Erst wenn am Spotmarkt gesicherte Preise von 35 ct notiert werden, spreche ich von Entspannung. Und das ist im Moment noch nicht der Fall“, erklärt Georg Müller von den Naabtaler Milchwerken. Ralph Wonnemann von Omira in Ravensburg schätzt die Lage ähnlich ein: „Die Spotmärkte sind derzeit schon wieder rückläufig, daher agieren wir weiterhin vorsichtig und zahlen nur das aus, was wir aktuell erwirtschaften.“


Verwertung entscheidend:

Preisunterschiede von ein paar Cent zwischen Nord- und Süddeutschland sind in der Branche nicht neu. Dass die Milchpreise allerdings allein innerhalb Süddeutschlands so stark auseinanderdriften wie aktuell, ist auch für Experten ein Novum: „An eine solch große Spreizung kann ich mich nicht erinnern. Sie spiegelt einerseits die unterschiedlichen Verwertungsrichtungen wider und zeigt andererseits wie volatil die Märkte inzwischen sind“, erklärt Markus Seemüller von der Bayern-MeG. Genauso schnell und extrem könnte sich der Markt deshalb auch wieder in die andere Richtung drehen, warnen die Molkereivertreter.


Neben der Verwertungsrichtung sorgen weitere Gründe wie etwa getätigte Investitionen und vor allem unterschiedliche Kontraktlaufzeiten für Preisdifferenzen. So schlagen z.B. niedrige Preisabschlüsse bei der Milchverwertung Ostallgäu in Rückholz durch Vertragslaufzeiten von nur vier bis acht Wochen deutlich schneller auf die Rohstoffpreise durch als bei einem Markenartikler mit Einjahresverträgen. Zur Erinnerung: Der Hartkäse-Hersteller führte im Jahr 2013 durch seine Strategie der konsequenten Kostenführerschaft noch die süddeutsche Rangliste der Milchpreise an!


Die Milchwerke Berchtesgadener Land nehmen mit ihrem Spitzenpreis für viele in der Branche derzeit eine Sonderstellung ein. Das Unternehmen hält seinen Milchpreis seit November stabil auf einem Niveau von 37,36 ct bei 4,0 % Fett (GVO-frei) und setzt sich damit deutlich vom bayerischen Hauptfeld ab. Die konsequente Markenstrategie, die Standhaftigkeit gegenüber dem Handel und die intensive Kommunikation mit dem Verbraucher zahlen sich offenbar aus. „Wenn wir unsere Bergbauern erhalten wollen, müssen wir aus dem Abwärtsstrudel der Preise ausscheren“, erklärt Geschäftsführer Bernhard Pointner. „Daher produzieren wir nicht für den Weltmarkt oder den Harddiscount. Außerdem vollziehen wir eine vernünftige Risikostreuung.“


Wie lange er sein Preisniveau durchhalten kann, ohne dass der Absatz leidet, weiß er im Moment selbst noch nicht. Pointner will notfalls Investitionen zurückstellen. Aktuell hat er eine breite Marketing­offensive gestartet: „Gerade jetzt dürfen wir die Kommunikation mit unseren Kunden nicht abreißen lassen.“


Erste Verträge für April:

Auch wenn sich bei einzelnen Molkereien für Februar weiterer Preisdruck ankündigt, geht die Mehrzahl der befragten Molkerei-Vertreter fest davon aus, dass die 30 Cent-Marke zu halten ist. Bei manchen geht es im Februar sogar aufwärts, wie z.B. bei Rückholz oder bei der Hohenloher Molkerei. Markus Seemüller, Bayern-MeG, berichtet von mehreren Preisverhandlungen, die für Februar und März mit 31,96 ct bei 4,0 % Fett abgeschlossen wurden. „Und ich gehe auch im April von einer stabilen Entwicklung aus“, fügt er an.


Rückenwind gibt ihm dabei das Milchwerk Jäger in Haag, das als erste süddeutsche Molkerei bereits für April – dem ersten Monat ohne Quote – Lieferverträge mit 31,96 ct bei 4,0 % Fett abgeschlossen hat. „Wir glauben nicht, dass die Milch ab April sprunghaft ansteigt. Die Bauern müssen erst wieder Kühe kaufen und die Produktion ankurbeln“, begründet Geschäftsführer Hermann Jäger den Schritt.


Wohin mit mehr Milch?

Mit dieser Einschätzung ist er in guter Gesellschaft. An einen starken Mengendruck glaubt kaum jemand in der Branche. Georg Müller, Naabtaler Milchwerke: „Wir rechnen zwar ab April mit mehr Milch, aber nicht mit einem Dammbruch.“


Die Molkerei Zott stellt sich bis Ende Mai auf 1 bis 2 % mehr Milch ein. „Das ist im Vergleich zu den Vorjahren nichts Ungewöhnliches. Diese Mengen sind in unseren Absatzplänen 2015 bereits berücksichtigt“, erläutert Christian Schramm von Zott. Und selbst wenn wider Erwarten doch deutlich mehr Milch kommen sollte, wird es den Molkereichefs offenbar nicht bange: „Mit 2 bis 3 % mehr Milch kommen wir dank neuer Kunden wie z. B. dem Drogeriemarkt DM und McDonalds zurecht“, erklärt Bernhard Pointner, Milchwerke Berchtesgadener Land.


Die Schwarzwaldmilch hat sich laut Sprecherin Maren Zeidler durch die strategische Neuausrichtung ihres Markenprogramms im letzten Jahr bereits auf höhere Milchmengen eingestellt. Und auch Omira-Chef Ralph Wonnemann ist zuversichtlich: „Unsere Kunden im Schokoladengeschäft wachsen und da wachsen wir mit.“


Die Mehrzahl der Molkeristen hofft, dass die Rohstoffmenge zumindest bis zu den nächsten Kontraktverhandlungen mit dem Einzelhandel im April nicht wesentlich ansteigt: „Wenn zudem noch das Ostergeschäft gut läuft, haben wir für die Gespräche der weißen Linie gute Karten“, glaubt Hermann Jäger. Die große Unbekannte bleibt aber auch dann immer noch die Frage, wie sich der Weltmarkt entwickelt und wie viel Milch aus anderen EU-Ländern auf den Markt drückt. Und nicht zuletzt spielt auch der künftige Eurokurs für die Exportchancen eine maßgebliche Rolle.Silvia Lehnert

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