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So funktioniert der Luzerneanbau

Lesezeit: 8 Minuten

Immer mehr Landwirte setzen auf Luzerne. Welche Standorte eignen sich dafür? Worauf ist beim Anbau zu achten? Antworten von Dr. Stephan Hartmann, LfL.


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Luzerne liegt wieder im Trend. In Bayern und Baden-Württemberg wurden 2014 rund 10 000 ha der Futterpflanze in Reinkultur angebaut (siehe Übersicht 1). 2015 könnte der Flächenumfang weiter zunehmen, weil die Luzerne zur ökologischen Vorrangfläche im Rahmen des Greening zählt.


Anbauschwerpunkte in Bayern sind derzeit Mittelfranken, das südliche Unterfranken und die nordwestliche Oberpfalz (siehe Karte). In Baden-Württemberg ragt der Main-Tauber-Kreis als Luzerne-Standort heraus.


Die Gründe für den Zuwachs in den letzten Jahren sind vielfältig. Luzerne liefert viel Rohprotein und spart den Zukauf von Eiweißfuttermitteln ein. Darüber hinaus stabilisiert sie wegen ihrer Strukturwirkung die Vormagenfunktion hochleistender Wiederkäuer und erhöht die Futteraufnahme.


Daneben ist die Luzerne auch pflanzenbaulich sehr interessant. Als symbiotischer Stickstoffsammler verbessert sie mit Wurzelrückständen von etwa 50 dt TM/ha die Stickstoff- und Humusbilanz der Böden und bindet über die Knöllchenbakterien bis zu 250 kg Luftstickstoff/ha und Jahr. Von Vorteil ist auch ihre phytosanitäre Wirkung gegen Rübennematoden und Getreidefußkrankheiten. Ihre Trockenheitsverträglichkeit sichert zudem die Futtergrundlage in niederschlagsarmen Regionen ab.


Die Luzerne gedeiht am besten auf kalkhaltigen Böden mit einem pH-Wert von mindestens 6 bis 6,5. Grundsätzlich sind tiefgründige, durchlässige und damit leicht erwärmbare Böden mit guter Kalk-, Phosphor- und Kali-Versorgung am besten für den Luzerneanbau geeignet. Schwere, kalte und staunasse Böden scheiden ebenso aus wie flachgründige Standorte und Böden mit Sperrschichten, weil sie die Ausbildung des mächtigen Wurzelsystems der Luzerne einschränken.


Feines Saatbett:

Für die Luzerne ist eine Vorfrucht günstig, die den Boden mit guter Gare zurücklässt und eine effiziente Bekämpfung von Wurzelunkräutern, besonders Quecke, gestattet.


Die Samen verlangen ein gut abgesetztes, feinkrümeliges Saatbett ohne Verdichtungen. Die Saattiefe liegt bei 1 bis 1,5 Zentimeter. Das Walzen mit einer Gliederwalze ist zu empfehlen, um ein ungleiches Auflaufen zu verhindern. Regnet es nach der Saat nicht, so ist ein erneutes Walzen günstig.


Die Saatstärke beträgt 25 bis 30 kg pro ha, wobei das Tausendkorngewicht zwischen 2,2 und 2,7 g liegt. Auf Standorten, auf denen längere Zeit keine Luzerne stand, sollten Sie das Saatgut mit Knöllchenbakterien impfen.


Die Luzerne ist empfindlich gegenüber niedrigen Temperaturen, was sich besonders im jungen Stadium zeigt. Ausreichend kältetolerant sind die empfohlenen und geprüften Sorten aus den Landessortenversuchen. Probleme kann es mit ausländischen Sorten aus milderen Regionen geben, die in Deutschland nicht zugelassen, aber in der EU vertriebsfähig sind.


In einer übergreifenden Auswertung der Landesortenversuche der süddeutschen Bundesländer erzielte die Luzerne in den Vollertragsjahren – also im zweiten und dritten Hauptnutzungsjahr – je nach Standort Erträge von 120 bis über 200 dt TM pro ha und Jahr.


Die allgemeine Empfehlung für den Schnitttermin der Luzerne liegt zwischen Knospenstadium und Beginn der Blüte. In diesem Zeitraum fallen die Rohproteingehalte von 25 % (vor der Knospe) auf 19 % (in der Blüte).


Ertrag oder Rohproteingehalt?

Übersicht 2 auf Seite 34 zeigt die mehrjährigen Ergebnisse von Trockenmasseertrag und Rohproteingehalt aller untersuchten Luzernesorten. So kombiniert die Sorte Sanditi hohe TM-Erträge mit unterdurchschnittlichen Rohprotein-Gehalten. Wegen der hohen Massenerträge bringt sie unter dem Strich trotzdem hohe Rohprotein-Erträge pro ha. Die Sorte eignet sich daher für Ballenheu oder Cobs mit nicht ganz so hohen Eiweißgehalten.


Fleetwood erreicht hingegen die höchsten Eiweißgehalte, was die Sorte auch für Betriebe mit dem Wunsch nach weniger Schnitten und längerer Nutzungsdauer mit dennoch vergleichsweise hohen Eiweißgehalten interessant macht.


Fiesta, Filla und die betagte Sorte „Franken neu“ haben sich als ertragsstark und Rohprotein-reich erwiesen.


Unabhängig von der Sorte kann Luzerne auf leichten und damit gut erwärmbaren Böden von April bis Mitte August gesät werden. Ideal ist eine möglichst frühe Saat auf trockenen Boden. Der optimale Aussaattermin liegt etwa Mitte April bei einer Keimtemperatur von mindestens 5 °C. Leichte Fröste schaden dem im Boden liegenden Saatgut nicht. Stärkerer Frost kann hingegen bereits angekeimte Pflanzen schädigen.


In der Praxis nahmen in letzter Zeit die Ansaaten in der zweiten Jahreshälfte zu, so dass sich wie bei Kleegras die Bestände im Ansaatjahr nur etablieren müssen und im Folgejahr Erträge eines Hauptnutzungsjahres erreichen. Bei Anbau nach Mitte August sollte jedoch in der Regel kein Herbstschnitt mehr erfolgen. Zu späte Herbstsaaten sind anfällig gegen Kleekrebs.


Bei Luzerne und Luzernegras ist eine Bestandshöhe von etwa 10 cm bei Beginn des Winters zweckmäßig. Dadurch wird vor allem ein rascher Frühjahrsaustrieb gewährleistet.


Eggen nach dem 1. Schnitt:

Besondere Aufmerksamkeit sollten Sie der Unkrautbekämpfung schenken. Luzerne ist für das Bearbeiten mit der Egge dankbar und entwickelt sich dadurch häufig kräftiger. Allerdings reagiert sie empfindlich auf eine Bearbeitung im zeitigen Frühjahr, so dass ein Eggeneinsatz bevorzugt nach der ersten Nutzung in Betracht kommt.


Ist ein Schröpfschnitt zur Unkrautbekämpfung erforderlich, ist das Mähwerk so hoch einzustellen, dass die Luzernepflanzen weitgehend nicht erfasst werden. Die Empfehlung lautet dann, die Luzerne fünf bis sechs Wochen nach der Ansaat bei etwa 15 bis 18 cm Höhe zu schneiden. Durch einen Spätschnitt im Oktober verhindern Sie zudem die Herbstverunkrautung und Mäusebesiedelung.


Wie düngen?

Luzerne braucht viel Kali und Calcium. Die sehr hohen Entzüge von bis zu 550 kg K2O/ha und Jahr sollten Sie nicht vollständig in den Jahren des Feldfutteranbaus über die Düngung ergänzen, sondern dazu auch die im Boden vorhandenen Überhänge der Vorfrüchte nutzen. Gerade in Rinderbetrieben sind die Böden in der Regel gut bis sehr gut mit Kali versorgt. Ist trotzdem eine Kali-Düngung notwendig, sollten Sie diese in Gaben von maximal 150 kg K2O aufteilen bzw. die Jahresgabe auf 350 bis 400 kg K2O/ha beschränken. Analoges gilt für CaO. Davon entzieht Luzerne bis zu 400 kg pro ha und Jahr.


Die Luzerne ist in ihrer ersten Entwicklungsperiode vom Stickstoffgehalt des Bodens abhängig. Deshalb sind auf N-armen Böden Startgaben von 30 bis 40 kg N/ha üblich. Sobald die Pflanzenwurzeln Knöllchen gebildet haben, nehmen sie die nötigen Stickstoffmengen selbst aus der Luft auf. In der Folge ist keine N-Düngung mehr sinnvoll, weder mineralisch noch organisch.


Maximal 4 Schnitte pro Jahr:

Die Luzerne kann man theoretisch drei- bis sechsmal pro Jahr nutzen. Den ersten Aufwuchs sollten Sie aber spätestens vor dem Ende der Blüte nutzen. Denn danach treiben die Stängel für die nächste Ernte. Deren Entfernen hätte aber weniger Triebe zur Folge und würde die Pflanzen schwächen.


Zudem sollte man das Intervall zwi-schen vorletztem und letztem Schnitt nicht kürzer als fünf bis acht Wochen wählen, damit Pflanzen ausreichend Reservestoffe einlagern können. Andernfalls nimmt das Wurzelwachstum ab, die Bestandesdichte sinkt und die Leistung der Einzelpflanzen geht zurück.


Will man also die Luzerne mehr als zwei Jahre nutzen, sollte man die Nutzung auf drei Schnitte pro Jahr begrenzen. Bei einer 4-Schnitt-Nutzung sollten Sie hingegen nur mit zwei Hauptnutzungsjahren kalkulieren.


Auf 10 cm Höhe ernten!

Bei der Ernte ist auf eine Schnitthöhe von etwa 10 cm zu achten, weil ein zu tiefer Schnitt den Ertrag der Folgeaufwüchse beeinträchtigt und die Verschmutzung des Erntegutes begünstigt.


Die geschnittene Luzerne sollte möglichst wenig bewegt werden – zur Silierung ist eine Direktablage im Schwad möglich. Das wird am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum Grub (LfL) mit Erfolg praktiziert.


Will man die Luzerne trotzdem wenden und schwaden, kann man hierzu den morgendlichen Tau nutzen, um Bröckelverluste so gering wie möglich zu halten. Von der Bereitung von Bodenheu sollte man jedoch grundsätzlich absehen. Auch bei Belüftungsheu ist die Minimierung der Bröckelverluste die größte Herausforderung, da die Luzerne auf dem Feld auf einen relativ hohen TM-Gehalt von 50 bis 60 % angewelkt werden sollte.


Die anschließende Belüftung in Heuboxen oder von locker gepressten Rund- oder Quaderballen darf nicht zu früh beendet werden, da sich die Stängel nur vergleichsweise langsam trocknen lassen. Die Belüftung von Quaderballen ist dabei weitaus schwieriger als die von Rundballen.


Von der Knospe bis zur Blüte steigen die Rohfasergehalte der Luzerne rasch an. Daher ist für die Silierung ein früher Schnitt zur Knospe sehr wichtig.


Die Gehalte an organischen Säuren, Eiweiß und Mineralstoffen sind in der Luzerne sehr hoch und wirken bei der Silierung stark puffernd gegen die Milchsäure. Gleichzeitig hemmt der geringe Zuckergehalt die Säurebildung der Milchsäurebakterien. Generell wird deshalb der Zusatz eines chemischen Siliermittels der DLG-Wirkungsrichtung 1 a empfohlen. Der Zusatz von Milchsäurebakterien mit Melasse ist möglich, jedoch nur bei Anwelkgut über 25 % TM und geringer Verschmutzung des Ernteguts.


Acht Folienlagen:

Durch die harten Stängel ist ein Durchstoßen der Silofolie, besonders bei der Ballensilierung, möglich. Daher sind Luzerneballen mit acht Folienlagen zu wickeln. Bei der Lagerung in einem Fahrsilo bzw. Foliensilo ist der erforderliche Vorschub bei der Entnahme sicherzustellen.


Lesen Sie auf den folgenden Seiten, wie Praktiker Luzerne anbauen, aufbereiten und in Futterrationen einsetzen.

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