Samuel Kohl aus Unterfranken hat zwei Jahre lang mit 93 anderen Waldbesitzern über bessere Strukturen diskutiert.
Ein Flurstück 3 m breit und 200 m lang – hier kann man nicht einmal einen Baum fällen, ohne Bäume auf den Nachbargrundstücken zu beschädigen. Samuel Kohl (27), Milchviehhalter aus Sondheim (Lkr. Rhön-Grabfeld), hatte vor dem freiwilligen Waldflächentausch ein ganzes Sammelsurium solcher „Handtuch“-Flurstücke. 37 an der Zahl. Das kleinste Stück war gerade mal 310 m2 groß, das größte 1 720 m2. „Nach einem Sturm oder im Frühjahr zur Borkenkäferzeit mussten wir immer aufwendig jede Fläche kontrollieren“, berichtet der junge Landwirt, der 2013 den Betrieb samt 3,2 ha Bauernwald übernommen hat.
Großteil machte mit:
Die Überzeugung aller Beteiligten, an der Situation etwas ändern zu wollen, und viel persönliches Engagement haben den Stein schließlich ins Rollen gebracht, sodass durch den Tausch größere und besser zugeschnittene Parzellen entstanden sind.Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn die Anzahl der Besitzer der 159 ha schrumpfte von 93 auf 64, die Zahl der Waldstücke von 634 auf 254. „Wichtig dabei war vor allem, dass 75 % der Eigentümer mitgemacht haben. Somit konnten 93 % der Privatwaldfläche ins Tauschverfahren einbezogen werden!“, erklärt Harry Eckardt. Der Nebenerwerbslandwirt ist zugezogen und fungierte quasi als „Außenstehender“ als Bindeglied zwischen den Eigentümern und dem bestellten Tauschhelfer.
Samuel Kohl ist glücklich über das Ergebnis. Er hat jetzt nur noch zwölf Flurstücke (Übersicht 3). Das größte umfasst immerhin 9 880 m2. Vier kleinere konnten nicht getauscht werden, sechs durfte er zukaufen. Die Gesamtfläche hat sich dabei kaum verändert. Gekostet hat ihn das rein gar nichts. Der Freistaat Bayern übernahm sämtliche Kosten. „Das hat natürlich viel zur Motivation beigetragen“, meint Kohl.
Verfahrensdauer zwei Jahre:
Im Rückblick war es am schwierigsten, unter den vielen Eigentümern Einigkeit herzustellen und Streit zur verhindern. Über zwei Jahre hinweg wurden fast monatlich offizielle Tauschtreffen angesetzt. Danach wurde jedesmal der aktuelle Tauschstand dokumentiert, sodass jeder Eigentümer beim nächsten Mal eine gute Diskussionsgrundlage hatte. Schlussendlich haben alle Tauschpartner auf eine Bestandsbewertung verzichtet und sich darauf geeinigt, alle wertvolleren „Streit-Bäume“ vor dem Tausch zu fällen.Samuel Kohl kommt jetzt unkompliziert und schnell an Brenn- und Bauholz. Seiner Erfahrung nach darf man bei so einem Projekt „nicht kleinkariert denken“ und sollte „loslassen können“. Kohl: „Sicherlich wird dem einen oder anderen Baum nachgetrauert, aber erst jetzt merke ich, dass es richtig Spaß machen kann, auf vernünftig großen Waldstücken zu arbeiten!“ -ck-