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Strip Till – eine Alternative für den Süden?

Lesezeit: 7 Minuten

Die Streifensaat findet in Süddeutschland immer mehr Anhänger. Berater Anton Weig, AELF Bamberg, berichtet von Versuchen in Oberfranken und gibt Anwendungstipps für die neue Technik.


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Die Streifenlockerung und -saat (Strip Till) ist ein faszinierendes Anbauverfahren, weil sie die Vorteile des Pflügens mit denen der Direktsaat verbindet. In der Reihe wird ähnlich tief gelockert wie beim Pflug, sodass sich die Wurzeln der Reihenkultur gut entwickeln können. Zwischen den Reihen findet hingegen keine oder nur eine flache Bodenbearbeitung statt. Das wirkt sich positiv auf die Struktur und die Befahrbarkeit der Böden aus. Zudem verbessert sich die Wasserinfil­tration und das Wasserspeichervermögen. Dadurch verringert sich die Ero-sion und den Pflanzen steht mehr Wasser zur Verfügung.


Diese Effekte wären für den Ackerbau in Nordbayern ein riesiges Plus. Denn wegen der vielen Hanglagen kann der Bodenabtrag durch Wasser für viele Betriebe langfristig zu einem existenziellen Problem werden. Die meisten Landwirte unterschätzen das noch. Zudem würde ein höheres Wasserangebot die Erträge stabilisieren, weil in Franken immer häufiger Frühsommertrockenheit die optimale Entwicklung der Pflanzen gefährdet.


Es gibt also gute Gründe, sich auch im vergleichsweise kleinstrukturierten Franken mit Strip Till auseinanderzusetzen. Eine der wichtigsten Fragen dabei: Bringt die Saat in gelockerte Streifen vergleichbare Erträge wie die herkömmlichen Bodenbearbeitungsverfahren?


Strip Till contra Grubbern:

Andreas Schatz wollte dies in seiner Diplomarbeit an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die von Prof. Ulrich Groß betreut wurde, prüfen. Er verglich auf zwei Standorten im Landkreis Bamberg für die Maissaat jeweils die betriebsüblichen Varianten der Bodenbearbeitung mit der Streifenlockerung im Herbst und im Frühjahr.


Als Streifenlockerer stand in beiden Fällen ein Prototyp der Firma Horsch zur Verfügung (siehe Foto unten links). Bei einer Arbeitsbreite von 3 m waren die vier Meißelschare für die Maisbestellung auf 75 cm Abstand eingestellt. Am Prototyp war keine Walze angebracht, wie es sonst bei den Seriengeräten üblich ist. Weil die sonst bei Strip Till übliche Rückverfestigung fehlte, war das Saatbett relativ grob und wenig eingeebnet.


Die Bodenart auf beiden Standorten war ein sandiger Lehm. Auf Standort 1, einem Schwemmlandboden im Maintal, wurde die Stoppel nicht bearbeitet, sondern nur mit Glyphosat behandelt. Betriebsüblich wurde dann im Herbst auf 24 cm Tiefe gegrubbert und im Frühjahr mit der Saatbettkombination auf 6 cm Tiefe gelockert und eingeebnet.


Die Herbstlockerung fand Anfang November statt, wobei die Schare auf eine Tiefe von 24 cm eingestellt waren. Die Frühjahrslockerung wurde auf gleicher Tiefe durchgeführt und zwar wenige Tage vor der Maissaat (24. April) mit einem Einzelkornsägerät der Firma Sfoggia.


Auf Standort 2 wurde die Vorfrucht nach der Ernte 5 cm tief mit der Kurzscheibenegge bearbeitet, dann 18 cm tief gegrubbert und Senf als Zwischenfrucht eingesät.


Bei der Herbstvariante lockerte der Grubber die Streifen im Senf am 10. November auf 30 cm Tiefe. Bei der Frühjahrsvariante wurde auf gleicher Tiefe unmittelbar vor der Saat gelockert. Weil sich beim Lockern große Kluten bildeten, wurde der Boden hier noch einmal gewalzt.


Eine Streifendüngung unterblieb in beiden Fällen, um rein die Effekte der Bodenbearbeitung miteinander zu vergleichen. Auf beiden Standorten wurden alle Varianten dreimal wiederholt.


Herbstvariante hält mit.

Die Ermittlung der Frischmasse-Erträge und Trockensubstanz-Gehalte ergibt ein klares Ergebnis: Die Streifenlockerung im Herbst führte auf beiden Standorten zu fast identischen Trockenmasse-Erträgen wie die betriebsübliche Variante. Bei den Frühjahrs-Varianten fielen die Erntemengen hingegen geringfügig ab (siehe Übersicht 1, S. 13).


Grund dafür dürfte sein, dass sich im Frühjahr die groben Kluten nicht mehr ausreichend setzen konnten, sodass den Maiskörnern teilweise der Bodenschluss fehlte. Zudem wird bei einem trockenen Frühjahr, wie es bei dem Versuch der Fall war, bei einer Streifenlockerung auf 25 bis 30 cm Tiefe auch nasser Boden herausgeholt. So kann es der Maispflanze schnell zu trocken werden. Bei der Herbstlockerung setzt sich der Boden im Streifen hingegen wieder gut ab. Zudem frieren die Kluten bis zum Frühjahr auf und zerfallen.


Egal ob im Herbst oder Frühjahr, der richtige Zeitpunkt für die Streifenlockerung ist dann, wenn der Boden ausreichend abgetrocknet ist. Wenn der Boden zu nass ist, bricht er nicht richtig auf und die Seitenwände des Lockerungsstreifens verschmieren. Das wiederum behindert das Wachstum der Wurzeln. Es gilt der Grundsatz: Reihenlockerung sollte man nur dann machen, wenn auch Grubbern und Pflügen funktionieren würde.


Dass die Streifenlockerung im Herbst die gleichen Erträge bringt wie betriebsübliche Varianten, bestätigt eine praktische Meisterarbeit von Alexander Sponsel. Der Landwirt aus Sigritz verglich auf einem tonigen Lehm auf der Jurahochfläche die Streifenlockerung im Herbst vor der Maissaat mit der Winterpflugfurche und dem Tiefgrubber im Herbst. Vorfrucht war Braugerste, deren Stoppel Sponsel flach bearbeitete. Ergebnis war, dass die Trockenmasse-Erträge bei allen drei Varianten praktisch auf dem gleichen Niveau von rund 210 dt/ha lagen (siehe Übersicht 2).


Auch die Ergebnisse von zahlreichen weiteren Versuchen auf sandigen bis tonigen Böden ergaben keine Unterschiede beim Silomaisertrag zur betriebsüblichen Variante. Je schwerer der Boden war, umso besser schnitt die Herbstlockerung ab.


Boden vor Rüben zu grob:

Auf weiteren Standorten wurde die Streifenlockerung auch vor Rüben getestet, allerdings ohne dabei die Erträge zu ermitteln. Hier zeigte sich, dass bei der reinen Lockerung der Boden auf schweren Standorten für die Rübensägeräte zu klutig war. In solchen Fällen empfiehlt es sich, den Boden vor der Saat noch einmal flach zu bearbeiten. Andernfalls leidet der Feldaufgang.


Positiv fiel auf, dass die Rüben bei Streifenlockerung deutlich weniger beinig waren und höhere Einzelgewichte hatten als bei herkömmlicher Bearbeitung. Zudem muss das Rodeschar tiefer eingestellt werden, weil die Rüben in den Streifen mehr in Tiefe gehen. Weiterer Vorteil: Zwischen den Saatreihen gibt es bei der Streifensaat mehr Mulch auf der Bodenoberfläche. Das zieht die Regenwürmer an und verbessert die Wasserinfiltrationsrate.


Datenübertragung ausbaufähig:

Bei den vielen Vorteilen stellt man sich die Frage, warum Strip Till bisher in Franken noch nicht weiter verbreitet ist. Engpass ist die Lenktechnik. Bei der Streifenlockerung im Herbst und Aussaat im Frühjahr ist man auf GPS-gesteuerte Lenksysteme zwingend angewiesen, um bei der Saat die gelockerten Streifen genau zu treffen.


Empfehlenswert ist dabei die RTK- Technik, die den Schlepper mit einer Abweichung von maximal 2 cm lenkt. Dabei kann z. B. eine mobile Antenne als Referenzsystem eingesetzt werden, die bei den verschiedenen Arbeitsgängen auf einem Schlag aber immer exakt am gleichen Platz stehen muss.


Ein Problem ist, dass in Franken bisher wenig Traktoren mit dieser Technik ausgestattet sind. Ein zweites, dass die Datenübertragung von Schlepper zu Schlepper noch nicht zufriedenstellend gelöst ist.


Bei hängigen Flächen und langen Anbaumaschinen wäre es sinnvoll, den GPS-Empfänger auf dem Lockerungs- bzw. dem Sägerät zu installieren, weil das Anbaugerät meist etwas talwärts hängt. Dann müsste man den Versatz, der zwischen Schlepper und Anbaugerät entsteht, nicht ausgleichen.


Bekommt man die beschriebenen Schwierigkeiten mit der Technik gut in den Griff, passt Strip Till auch zum Ackerbau in Franken. Die bisherigen Versuche zeigen, dass das Verfahren bei geringerem Energieaufwand die gleichen Ernte bringt wie die herkömmliche Bodenbearbeitung. -do-

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