1 Einleitung
In der aktuellen Diskussion um eine GVO-freie Fütterung rücken Rapsprodukte insbesondere Rapsextraktionsschrot (RES) und großkörnige Körnerleguminosen wie Erbsen wieder in den Fokus der Schweinefütterung. RES hat in der Vergangenheit immer mehr Einzug in die Schweinefütterung gefunden. So wurde in den letzten Jahren der Einsatz von RES in der Ferkelaufzucht und Schweinemast in mehreren Versuchen und UFOP-Projekten (Stations- und Praxisversuche) bearbeitetet und Einsatzempfehlungen daraus abgeleitet. Die Ergebnisse zeigen, dass beim Ferkel bis zu 10 % und in der Mast bis zu 15 % RES eingesetzt werden können (Weber et al., 2007; Weber et al., 2010; Weiß et al., 2007; Weiß et al., 2008; Preißinger et al., 2013a, b; Weber und Preißinger, 2015; Weber et al., 2016). Begrenzend für eine stark stickstoff- und phosphorreduzierte Fütterung wirkt sich leider der hohe Phosphorgehalt von RES aus. Anderseits bietet sich aufgrund des hohen Gehaltes an Methionin von RES eine Kombination mit Erbsen an, die relativ arm an Methionin sind. In einer Versuchsreihe, angefangen beim abgesetzten Ferkel bis hin zum Schlachthaken soll der Einsatz heimischer Eiweißfuttermittel geprüft werden. Dabei werden im Ferkelaufzuchtfutter I 5 % und im Ferkelaufzuchtfutter II 10 % RES eingesetzt. In der Mast kommen 8 bis 10 % RES in Kombination mit Erbsen zum Einsatz.
2 Versuchsdurchführung
Die Versuchsreihe wurde am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) für Schweinehaltung in Schwarzenau durchgeführt und gliederte sich in einen 6-wöchigen Ferkelfütterungsversuch und einen unmittelbar daran anschließenden Mastversuch mit den gleichen Tieren. Das angestrebte Mastendgewicht lag bei etwa 120 kg.
Für die Versuche wurden 192 Ferkel der Rasse Pi x (DExDL) ausgewählt und nach Gewicht, Geschlecht und Abstammung gleichmäßig den Gruppen Kontrollgruppe und Testgruppe mit Rapsergänzung zugewiesen.
- Phase 1, Lebendgewicht ca. 9,0°kg bis ca. 18,0°kg
- Phase 2, Lebendgewicht ca. 18 kg bis ca. 28°kg
Die Futtermischungen wurden in der Versuchsmahl- und Mischanlage Schwarzenau hergestellt und im Labor der Abteilung Qualitätssicherung und Untersuchungswesen der LFL in Grub nach VDLUFA-Methoden analysiert (VDLUFA, 2012).
Sowohl im Aufzucht- als auch im Mastversuch wurde der Kot einmal in der Woche bonitiert (Note 1-4 von hart bis wässrig).
In Tabelle 1 und 2 sind die Zusammensetzungen der Versuchsrationen für die Ferkelaufzucht und Mast angeführt. Die Versuchsrationen basierten auf Getreide, Sojaextraktionsschrot, RES und Mineralfutter sowie in der Mast zusätzlich auf Erbsen.
Da RES und Erbsen sich bezüglich ihrer Gehalte an schwefelhaltigen Aminosäuren gut ergänzen, konnte in beiden Versuchsgruppen das gleiche Mineralfutter eingesetzt werden.
3 Ergebnisse
3.1 Futteruntersuchungen
Die analysierten Inhaltsstoffe von RES sowie der eingesetzten Ferkelaufzucht- und Mastmischungen sind in den Tabellen 3 bis 5 zusammengestellt. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden die Futtermischungen auf 880 g Trockenfutter korrigiert. Der RES zeigte eine gute Übereinstimmung zu den Tabellenwerten (Tab. 3).
Der Einsatz von RES von 5 bzw. 10% in FAF I bzw. FAF II ergab einen höheren Rohfaser- und vor allem höheren Phosphorgehalt in den untersuchten Mischungen. Ansonsten passten die analysierten Inhaltsstoffe der Versuchsmischungen im Rahmen der Analysenspielräume sehr gut zu den kalkulierten Werten.
Bei den Mastmischungen zeigte sich in der Gruppe mit heimischen Eiweißfuttermitteln im Vergleich zur Sojagruppe eine durchaus erwünschte Zunahme des Rohfasergehaltes sowie eine unvermeidliche Erhöhung des Phosphorgehaltes. In der Mittel- und Endmast erreichte der Energiegehalt der Raps- und Erbsenmischungen nicht ganz die kalkulierten Vorgaben.
3.2 Tierausfälle, Behandlungen, Kotbeschaffenheit
In der Bewertung der Kotbeschaffenheit wurden keine Unterschiede festgestellt. Sowohl in der Ferkelaufzucht als auch in der Mastperiode wurde bei beiden Fütterungsgruppen die Kotbeschaffenheit mit der Note 2 als normal bewertet.
Während der sechs Wochen dauernden Aufzuchtfütterung mussten ein Ferkel aus der Kontrollgruppe und drei Ferkel aus der Versuchsgruppe wegen Gelenkentzündungen behandelt werden. In der Ferkelaufzucht gab es erfreulicherweise es keine Ausfälle. In der darauffolgenden Mast trat im ganzen Bestand Schwanzbeißen auf. Mit dem Aufstellen von Heuraufen in allen Buchten und dem Angebot von Heu als organisches Beschäftigungsmaterial konnte das Schwanzbeißen abgemildert werden. In der Folge mussten elf Tiere aus der Sojagruppe und vier Tiere aus der Gruppe mit heimischen Eiweißfuttermitteln behandelt werden. Wegen schwerwiegenden Schwanzverletzungen sind drei Tiere der Soja- und zwei Tiere der Raps- und Erbsengruppe vorzeitig aus dem Versuch genommen worden.
3.3 Aufzuchtleistungen
In Tab. 6 sind die Lebendmasseentwicklung, die täglichen Zunahmen, die Futter-und Energieaufnahmen, sowie die daraus errechneten Futter- und Energieeffizienzzahlen der Versuchsgruppen dargestellt. Der Versuch begann mit ca. 8,9 kg Lebendmasse, nach drei Wochen wurden die Ferkel mit einem Gewicht von ca. 16,5 kg auf das Ferkelaufzuchtfutter II umgestellt. Nach drei weiteren Wochen beendeten sie mit ca. 29,9 kg (Sojagruppe) und 28,5 kg (Rapsgruppe) den Versuch. Die Gewichtsentwicklung der Ferkel verlief anfangs nahezu identisch (Abb.1). Nach Umstellung auf Ferkelaufzuchtfutter II blieb die Futteraufnahme sowie das Endgewicht in der Rapsgruppe hinter der Sojagruppe. Mit Tageszunahmen von 510 g in der Kontrolle bzw. 478 g in der Versuchsgruppe erreichten die Tiere ein passendes Zunahmeniveau. Die Unterschiede im Endgewicht und den täglichen Zunahmen zwischen den Gruppen konnten statistisch abgesichert werden. Der Futterverbrauch in der Rapsgruppe war mit durchschnittlich 857 g pro Tier und Tag unwesentlich geringer als in der Sojagruppe mit 876 g. Der Unterschied im Futteraufwand von 1,73 kg/kg Zuwachs in der Sojagruppe und 1,80 kg/kg Zuwachs in der Rapsgruppe war statistisch abzusichern.
3.4 Mastleistungen
Durch das um 1,4 kg höhere Endgewicht in der Ferkelaufzucht starteten die Tiere der Kontrollgruppe bereits mit einem statistisch signifikanten Unterschied in die Mast. Da nahezu alle Futterkomponenten durchgängig in der Ferkelaufzucht und in der Mast verwendet wurden, war kein Verzehrseinbruch durch Futterumstellungen zu verzeichnen. Bis zur ersten Futterumstellung in der Mast mit ca. 60 kg verlief die Gewichtsentwicklung nahezu gleichmäßig (s. Abb. 1) mit 780 bzw. 791 g täglichen Zunahmen. In der Mittelmast (60-90 kg LM) zeigten die Kontrolltiere mit täglichen Zunahmen von 907 g einen signifikanten Vorteil zur Gruppe mit heimischen Eiweißfuttermitteln und 813 g täglichen Zunahmen. Betrachtet man die gesamte Mast, schnitt die Kontrollgruppe mit 819 g signifikant besser ab als die Raps- und Erbsengruppe mit 789 g. Der Futterverbrauch pro Tag in der Mast war in der Sojagruppe unwesentlich niedriger (2,19 kg gegenüber 2,34 kg), ebenso der daraus resultierende Energieverbrauch (28,9 MJ gegenüber 30,3 MJ). Im Futter- und Energieaufwand zeigten sich jedoch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Sojagruppe schnitt mit 2,66 kg Futter je kg Zuwachs signifikant günstiger ab als die Raps- und Erbsengruppe mit 2,99 kg.
3.5 Nährstoffausscheidungen
Die kalkulierten Ausscheidungen an Stickstoff (N) und Phosphor (P) in den Kontrollgruppen lagen für Ferkelaufzucht (500 g tägliche Zunahmen) und Mast (850 g tägliche Zunahmen) in der Summe beim N unterhalb den Vorgaben einer N-reduzierten und für P unterhalb den Vorgaben einer stark P-reduzierten Fütterung gemäß DLG, 2014. Trotz einer deutlich höheren P-Ausscheidung bei der Raps- und Erbsenfütterung wurden die Vorgaben einer stark P-reduzierten Fütterung in Ferkelaufzucht und Mast gerade noch eingehalten. Beim N ergab sich insbesondere durch den hohen Futterverbrauch in der Endmast eine Steigerung der Ausscheidung um 16 % gegenüber der Sojafütterung, so dass Vorgaben einer N-reduzierten Fütterung nicht mehr einzuhalten waren. Durch eine durchgängige Mineralfuttergabe von 3 % und höhere Aminosäuregehalte im Mineralfutter v.a. Lysin könnte hier gegengesteuert werden.
3.6 Schlachtleistungen
In Tabelle 7 sind ausgewählte Parameter der Schlachtleistung zusammengestellt. Es ergaben sich Unterschiede im Schlachtgewicht, bedingt durch geringere Tageszunahmen der Rapsgruppe in der Mast. Die Ausschlachtungspunkte unterschieden sich nicht. Die Rückenmuskel- und Fettfläche war in der Sojagruppe signifikant höher, Ursache dafür war das höhere Schlachtgewicht. Das bezahlungsrelevante Merkmal Muskelfleischanteil war als hoch einzuschätzen, hier unterschieden sich die Behandlungsgruppen jedoch nicht.
Die Durchgängigkeit der Futterkomponenten von der Aufzucht in die Mast brachte auch in diesem Versuch Vorteile, da die Verdauung der Tiere durch keine größere Umstellung der Komponenten beeinträchtigt wurde.
3.7 Futterkosten
In der Ferkelaufzucht war das Futter mit RES in Phase 1 etwas günstiger und in Phase 2 aufgrund des höheren Ölanteils etwas teurer als das Kontrollfutter. Die Preisunterschiede bewegten sich dabei im Centbereich. In der Mast lagen die Kosten pro dt Futter bei Einsatz der heimischen Eiweißfuttermittel um 0,9 -1,3 € je dt niedriger. Insgesamt verteuerten sich aber die Futterkosten pro erzeugtes Schwein bei Einsatz heimischer Eiweißfuttermittel um knapp 2 € aufgrund des signifikant ungünstigeren Futteraufwandes in Ferkelaufzucht und Mast. Eine Aufzucht und Mast mit GVO-freier Fütterung auf Basis von Sojaextraktionsschrot (SES) würde gegenüber der im Versuch getesteten Variante mit RES und Erbsen bei einer unterstellten Preisdifferenz von Non-GMO zu konventionellen SES von 12 €/dt über 2 € pro Schwein teurer ausfallen.
4 Fazit
Durch den Einsatz der heimischen Eiweißfuttermittel RES und Erbsen ließ sich in Ferkelaufzucht und Mast nicht das Leistungsniveau einer durchgängigen Fütterung mit SES realisieren. Bei annähernd gleichem Futterverbrauch ergab sich in den Gruppen mit RES bzw. RES und Erbsen in Aufzucht bzw. Mast ein höherer Futteraufwand. Trotz geringerer Kosten pro dt Futter ergeben sich pro erzeugtes Mastschwein rund 2 € höhere Kosten, verursacht durch einen höheren Futteraufwand gegen Mastende. Werden die Mehrkosten durch entsprechende Programme (GVO-freie Fütterung) honoriert, stellt eine Fütterung mit RES und Leguminosen gegenüber einer mit ausschließlich mit Non-GMO SES eine preiswerte Alternative dar. Zu beachten ist aber der höhere P-Gehalt von Raps. Durch Einsatz eines Mineralfutters ohne bzw. mit geringen Gehalten an mineralischem P lassen sich die Phosphorausscheidungen aber in den Griff bekommen. Enthält das Mineralfutter mehr Lysin lässt sich obendrein die Einsatzmenge an RES verringern und somit auch die P- und N-Ausscheidungen.