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Von A wie Ampfer bis W wie Wermut

Familie Winter baut auf 100 ha 30 verschiedene Arzneipflanzen in Bioqualität an.

Lesezeit: 3 Minuten

Als der Apotheker Walther Schoenenberger im Jahr 1927 in Magstadt im Landkreis Böblingen begann, Heilpflanzensäfte herzustellen und Landwirte für den Anbau der benötigten Kräuter suchte, meldete sich Urgroßvater Winter.

Belächelt von seinen Kollegen begann der Landwirt, Brennnessel, Löwenzahn und Johanniskraut auf seinen Äckern zu kultivieren. Beide Betriebe sind heute in der vierten Generation verbunden, seit über 90 Jahren wachsen sie gemeinsam.

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Aus Spott ist längst Respekt geworden: Die Gärtnerei Winter betreibt unter dem Firmennamen Hegema mittlerweile auf 100 ha Fläche den feldmäßigen Anbau von biozertifizierten Arznei- und Gewürzpflanzen für unterschiedlichste Kunden.

Jonas Winter (26) wird den Betrieb in der nächsten Generation führen. „Wir haben derzeit ca. 25 Kulturen im Anbau, da ist von A wie Ampfer bis W wie Wermut alles dabei“, erzählt der gelernte Gärtnermeister.

Viele Kulturen, viele Verfahren:

Die vielen unterschiedlichen Arten bedeuten für den Betriebsleiter: 25 verschiedene Standortansprüche und fast ebenso viele Aussaat-, Pflege- und Ernteverfahren. Beim Baldrian beispielsweise wird nur die Wurzel geerntet, der Körnerfenchel ist zu dreschen, beim Löwenzahn rodet man die ganze Pflanze mitsamt Wurzel, die Pfefferminze hingegen ist eine Blattdroge.

„Die Erntemaschinen, die wir haben, gibt es so nicht auf dem Markt“, sagt Jonas Winter. „Wir kaufen oft zweimal die gleiche Maschine, zum Beispiel einen Feldhäcksler oder Zuckerrüben-vollernter, dann bauen wir die nach unseren Bedürfnissen um und haben damit auch gleich die Ersatzteile parat.“

Der hohe Grad an Technisierung und die Größe der Anbaufläche verleihen dem Betrieb Winter eine Sonderstellung unter den süddeutschen Anbauern. Für fast jede Aufbereitungs- und Trocknungsanforderung steht die entsprechende Maschine bereit.

Die strengen Auflagen hinsichtlich Reinheit, Rückstände und Inhaltsstoffe meistert der Betrieb durch die Kontrolle aller Anbauschritte: Das meiste Saatgut wird auf den eigenen Feldern gewonnen, für die Jungpflanzenaufzucht gibt es Gewächshäuser und für Pflege, Ernte und Aufbereitung der Kulturen stehen 25 Saisonarbeiter, ein Azubi, Jonas Winter und sein Vater bereit.

Bei der Unkrautbekämpfung profitiert der Betrieb von einem generellen Trend in der Landwirtschaft: „Die Hersteller haben das Hacken und Striegeln wiederentdeckt, sie entwickeln gerade sehr moderne Techniken, die auch für uns interessant sein dürften“, sagt der Juniorchef.

Gedüngt wird – je nach Kultur – mit Vinasse oder Gärresten aus einer bio-zertifizierten Biogasanlage. Zusätzlich folgt auf eine drei- oder vierjährige Kultur eine Ackerfrucht. Das kann ein Getreide-Leguminosen-Gemenge sein, das Jonas Winter dann mehrmals mulcht und grubbert. Das fördert den Humusaufbau, bringt Stickstoff in den Boden und unterdrückt die Unkräuter.

Ausschließlich Vertragsanbau:

Der Anbau erfolgt ausschließlich im Vertrag. Ein bis zwei Jahre im Voraus planen Abnehmer und Produzent die Menge der gewünschten Kulturen und legen die Spezifikationen für Inhaltsstoffe und Aufbereitung fest.

Während der Saison finden dann regelmäßig Audits statt, bei denen die Kunden den Unkrautbestand und die Pflanzenentwicklung kontrollieren und bei Bedarf Laborproben entnehmen, um die Inhaltsstoffe zu prüfen und den Erntezeitpunkt festzulegen.

Mit dem Betrieb übernimmt der Junior die jahrzehntelange Erfahrung seiner Familie und die Marktposition, die sie sich geschaffen hat. Würde er einem Neueinsteiger zum Arznei- und Gewürzpflanzenanbau raten?

„Die Kulturen sind sehr anspruchsvoll, und die Kunden sind es auch“, meint Jonas Winter. „Der Investitionsbedarf für die benötigten Maschinen sowie für Trocknung und Lagerung ist sehr hoch und muss realistisch kalkuliert werden. Aber wenn er sich darüber im Klaren ist und einen Abnehmer hat, der das mit ihm umsetzen möchte – warum nicht“Christiane Kretzer

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