Herbstzeitlose, Hahnenfuß oder Kreuzkraut – Giftpflanzen im Grünland bringen immer mehr Tierhalter zum Verzweifeln. Wie wird man sie dauerhaft wieder los?
Giftpflanzen sind im Grünland schon seit langem bekannt, ihre Bedeutung hat in den letzten Jahren jedoch stark zugenommen. Immer häufiger eignen sich die Aufwüchse aufgrund ihres Besatzes mit giftigen Pflanzen nicht mehr zur Verfütterung. Arten wie etwa das Jakobskreuzkraut, das man früher im Grünland überhaupt nicht kannte, sind inzwischen ein verbreitetes Problem.
Die Ursachen:
Was sind die Ursachen dafür? In den letzten Jahrzehnten hat sich in vielen Regionen die Grünlandnutzung stark verändert: Auf der einen Seite wurde die Nutzung intensiviert. Auf diesen Flächen können sich unerwünschte Pflanzen kaum etablieren.Auf der anderen Seite wurden zunehmend Flächen im Rahmen von Agrarumwelt- oder Naturschutzprogrammen extensiviert. Wenig produktive Flächen oder Randstrukturen wie Wegränder, Böschungen, Gräben oder Waldränder werden später oder gar nicht mehr geschnitten. Und auch auf extensiven Weideflächen wird oft die Pflege vernachlässigt.
Giftpflanzen finden bei späten Nutzungsterminen und fehlender Düngung, was auch zu lückigen Grasnarben führt, günstige Bedingungen. Sie können sich dort vermehren und weiter ausbreiten. Das Jakobskreuzkraut beispielsweise, dessen Samen über den Wind verbreitet wird, ist manchmal sogar in intensiver genutzten benachbarten Flächen zu finden.
Für Giftpflanzen gilt – wie für alle anderen Arten im Grünland auch –, dass ihr Auftreten und ihre Konkurrenzkraft von den jeweiligen Umweltbedingungen abhängen. Neben der Bewirtschaftung bestimmt daher der Standort das spezifische Auftreten und das Vermehrungspotenzial der Arten.
Warum sind sie giftig?
Pflanzen können sehr unterschiedliche Gehalte an sogenannten sekundären Inhaltsstoffen aufweisen. Zu diesen gehören auch die Pflanzengifte. Die Toxingehalte in verschiedenen Pflanzenteilen und ihre Wirkung können sehr stark variieren.Hinzu kommt eine sehr unterschiedliche Abbaurate dieser Stoffe bei Trocknung oder Silierung. So werden zum Beispiel die Giftstoffe der Hahnenfußarten bei der Futterkonservierung abgebaut, während das Colchicin der Herbstzeitlose auch noch im Heu wirksam ist.
Auf der Weide können die Tiere Giftpflanzen gut meiden. Im Heu und in der Silage ist das schwieriger, weil der pflanzenspezifische Geruch, der die Nutztiere vor dem Verzehr warnt, nicht mehr so ausgeprägt ist. Und bei der Verfütterung von Futterpartien mit giftigen Pflanzen in einer TMR ist eine Selektion sogar weitgehend ausgeschlossen. Tiere würden hier Giftstoffe auf alle Fälle aufnehmen.
Tierarten reagieren verschieden:
Allerdings hat sich gezeigt, dass sich die verschiedenen Tierarten in ihrer Reaktion auf pflanzliche Giftstoffe stark unterscheiden. Selbst über Rassenunterschiede wird berichtet.So reagieren Pferde, die einen großen Teil des Heues extensiver Grünlandflächen verwerten, meist sensibler auf Pflanzengifte als Wiederkäuer. Aufwüchse mit einem hohen Giftpflanzen-Anteil lassen sich oft nicht mehr verfüttern. Alternativ ist ein Einsatz in Biogasanlagen oder eventuell auch die Verbrennung von Heu in speziellen Heizanlagen möglich. Generell gilt aber: Vorbeugen ist besser als bekämpfen und das bedeutet einfach, dass man bereits bei der ersten Pflanze im Bestand reagieren muss.
Wie vorbeugen?
Probleme mit Giftpflanzen können meist durch rechtzeitigen Schnitt, Weidepflege, Vermeidung von Narbenschäden sowie durch Lückenschluss mit Nachsaaten und standortgerechter Düngung behoben werden.Allerdings steht eine solche Bewirtschaftung oft im Gegensatz zur Zielsetzung einer extensiven Grünlandnutzung mit artenreichen Pflanzenbeständen. Der Einsatz von Herbiziden gegen Giftpflanzen ist aufgrund fehlender Selektivität und eingeschränkter Wirkung erschwert. Hinzu kommen Verpflichtungen zum Herbizidverzicht bei Grünlandförderprogrammen und im ökologischen Landbau.