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Wie Sie sich mehr Freiräume schaffen

Lesezeit: 5 Minuten

Viele Bäuerinnen leiden unter der Mehrfachbelastung mit Familie, Hof und Ehrenamt. Wie findet man dabei trotzdem noch Zeit für eigene Interessen?


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Sie sind die Schaltzentrale des Betriebes: die Bäuerinnen und Landfrauen. Bei ihnen laufen oft wie selbstverständlich alle Fäden zusammen – auch weil sie die meiste Zeit auf dem Hof sind. Da wollen die Kinder Aufmerksamkeit, die pflegebedürftige Oma muss versorgt werden und obendrein wartet auch noch die Buchhaltung und der Haushalt. Viele Landfrauen kennen diese Mehrfachbelastung nur zu gut!


Multitasking ist anstrengend:

Doch wie entwirrt man dieses Knäuel aus unterschiedlichen Aufgaben? Wo bleibt da noch eigene Zeit für Entspannung, Ehrenamt, für Hobby und womöglich noch für einen Nebenjob?


Das Leben auf einem Hof birgt naturgemäß ein Dilemma: Es verführt zu Multitasking, der Fähigkeit, mehrere Sachen gleichzeitig zu tun. Früher war das ein Kennzeichen für besondere Leistungsfähigkeit.


Heute jedoch raten Fachleute davon ab: „Das ständige Hin- und Herspringen zwischen Tätigkeiten ist enorm anstrengend“, erklärt Martina Grill, freie Trainerin für Zeitmanagement. Unser Hirn sei nicht dafür gemacht, gleichzeitig zwei qualitativ hochwertige Dinge zu tun. Jede Störung bewirkt nämlich, dass es zunehmend schwieriger wird, sich neu in die gerade vorgenommene Aufgabe hineinzudenken (siehe Übersicht rechts). Die Expertin rät daher grundsätzlich dazu, sich in Ruhe auf nur eine Sache zu konzentrieren. Dass das gar nicht so leicht ist, weil die Arbeit in der Landwirtschaft beispielsweise aufgrund des Wetters oder wegen Maschinenschäden oft nicht planbar ist, weiß sie nur zu gut.


Grill leitet zusammen mit ihrem Mann einen Ackerbau- und Marktfruchtbetrieb im bayerischen Egenhofen. Ihrer Meinung nach sind nicht die vielen unterschiedlichen Aufgaben an sich das Problem, sondern die extrem hohen Anforderungen an sich selbst.


Die Fachfrau plädiert eindringlich dafür, sich auch einmal Grenzen zu setzen, Nein zu sagen, Aufgaben zu delegieren oder gar komplett abzugeben, und vor allem, dem Perfektionismus abzuschwören!


Gerade in der Landwirtschaft sei Flexibilität notwendig: „Viele Frauen verplanen 14 bis 16 Stunden pro Tag, obwohl das völlig unrealistisch ist“. Besser sei es, nur 60 % mit konkreten Aufgaben zu blockieren und 40 % Puffer für Unvorhergesehenes und Pausen zu lassen, erklärt Grill einen Aspekt der sogenannten ALPEN-Methode.


Das ist die Abkürzung für


  • Aufgaben notieren,
  • Länge einschätzen,
  • Pufferzeiten einplanen,
  • Entscheidungen treffen,
  • Nachkontrolle.


Wohin fließt Ihre Zeit?

Doch bevor es ans Ordnen und Strukturieren geht, ist erst einmal eines notwendig: Selbstreflexion. Deswegen schickt Jutta Ortlepp, Bildungsreferentin des Landfrauenverbands Württemberg-Baden, die Frauen zu Beginn ihres Zeitmanagement-Seminars quasi in Klausur: „Jede Frau hat ganz eigene Probleme.“ Eine Bestandsaufnahme, wofür man eigentlich seine Zeit aufwendet, sei daher ganz wichtig. Dabei merke man schnell, dass es um viel mehr als um reines Zeitmanagement gehe, so Ortlepp.


Der Begriff stammt ursprünglich aus der Wirtschaft und war anfangs nichts anderes, als ein Zeitplaner, in den man Termine einträgt und abarbeitet. „Heute geht es aber um mehr, nämlich um die Balance in allen Lebensbereichen“, betont Ortlepp. Sie stellt in ihren Seminaren gerne das „Lebensbalance-Rad“ vor, das aus vier Schwerpunkten besteht:


  • Körper und Gesundheit: Essen, Trinken, Schlafen, Sport, Entspannung, Auszeit;
  • Arbeit und Leistung: Erfolg, Geld, Vermögen, Kapital, persönliche Ansprüche;
  • soziale Kontakte: Familie, Freunde;
  • persönliche Entwicklung: Sinn im Leben, Religion, Lebensziele, Selbstverwirklichung.


Lebenszufriedenheit erreichen:

Die Kunst besteht nun darin, die vier Felder gleichermaßen so zu bedienen, dass man eine Lebenszufriedenheit entwickelt. Das bedeutet zum Beispiel: Wenn man tagsüber nicht zur Büroarbeit kam, tut man sich keinen Gefallen, abends dafür die Zeit zu opfern, die eigentlich für den Chor oder Sport reserviert war. Es wird immer Belastungsphasen geben und die vier Bereiche werden mal in die eine, mal in die andere Richtung ausschlagen. „Wichtig ist dabei, dass ich es schaffe, aus der Belastungsphase wieder in meine Zufriedenheitsphase zurückzukommen“, sagt Ortlepp.


Und hier setzt die ALPEN-Methodik an: Sie soll möglichst für Stabilität sorgen, denn „es ist auf Dauer nicht gesund“, so Ortlepp, „sich immer nur kurzfristig aus Stress-Situationen zu retten.“ Die Expertinnen empfehlen, sich zuerst mit der kompletten Familie zusammenzusetzen, alle Aufgaben zu sammeln und klare Zuständigkeiten zu verteilen. Das kann sich auf eine Tages- oder Wochenplanung beziehen.


In den meisten Betrieben ist das heute schon selbstverständlich. Der nächste Schritt jedoch, die Einschätzung, wie viel Zeit einzelne Aufgaben in Anspruch nehmen, ist schwierig: „Trotz guter Organisation hapert es daran oft“, sagt Martina Grill.


Sie rät dazu, nicht nur reine Termine zu notieren, sondern Zeitfenster – also Rüst- und Ausführungszeit, wie beispielsweise beim Düngen – einzuplanen. Das Gefühl, wie lange etwas dauert, entwickele sich automatisch mit der Zeit, wenn man darauf achte. Um daraufhin zu entscheiden, welche Aufgaben vorrangig oder nachrangig sind, müssen klare Prioritäten gesetzt werden. Die Nachkontrolle soll klären, was schon gut geklappt hat und was noch nicht. Wichtig dabei ist: „Es dürfen Fehler gemacht werden. Und man darf immer wieder neu planen und sortieren“, erklärt Ortlepp.


Tipps für Notfälle:

Die beiden Seminarleiterinnen geben für stressige Notfälle folgende Tipps: Achtsamkeitsübungen, bewusst im Moment verweilen, Atemübungen, Hinsetzen und alles Belastende aufschreiben oder die ganz kleinen Dinge, an die man sonst gar nicht denkt, wie mit dem Hund Gassi gehen oder sich ein paar Minuten Zeit im Garten bei einer Tasse Kaffee gönnen.


Meist seien es übrigens nicht die Methoden, so Jutta Ortlepp, die nach einem Seminar hängen bleiben, sondern eher prägnante Sätze wie: „Es ist nicht wichtig, viele Dinge zu tun, sondern die richtigen.“


Martina Grill lässt ihre Landfrauen drei Dinge festlegen, die sie gerade am meisten belasten. Sie gibt ihnen mit auf den Weg, dass die ersehnten Änderungen in den nächsten drei Tagen schon umgesetzt und dann über 28 Tage durchgehalten werden sollten. „Das erfordert Selbstdisziplin, aber dann wird es irgendwann zur Routine“, macht sie Mut.

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