Für Milchfarmen in USA ist eine niedrige Zellzahl in der Milch mittlerweile der entscheidende Faktor für die Wirtschaftlichkeit des Betriebes, das erklärte Tierarzt und Milchviehhalter Ben Shelton vor vollen Rängen in der Landmaschinenschule in Landsberg am Lech.
Färsenmastitis deutlich gesenkt
Er hält in North Carolina rund 1400 Holstein-Kühe. "Eine Zellzahl unter 100 000 ist höchst profitabel, weil deutlich mehr Milch daraus resultiert", so der Fachmann. Viele Kleinigkeiten würden zu diesem Ziel führen, wie etwa die Kühe immer sauber zu halten, eine regelmäßige Kontrolle der Melktechnik, trainierte Melker, regelmäßige bakteriologische Untersuchungen und die Separation kranker Tiere. "Das Trockenstellen von Färsen mit Antibiotika und Trockensteller hat dazu geführt, dass wir statt 28 % Färsenmastitis nur noch 9 % verzeichnen. Und das bedeutet letztlich in der ersten Laktation rund 700 kg mehr Milch."
Geschulte Mitarbeiter, komfortable Ställe und eine hohe Grundfutterqualität sind für Shelton die Schlüsselfaktoren für einen ökonomisch arbeitenden Betrieb. Er berichtete auch über deutliche Fortschritte in der Fruchtbarkeit der Herde. Die Pregnancy-Rate - ein Wert, der auch über den Brunsterkennungserfolg Auskunft gibt - liege aktuell bei 32 % und sei damit schon relativ gut.
Doch ohne technische Hilfsmittel geht das nicht, gab er auf eine Frage aus dem Publikum zu. Verantwortlich dafür sei einmal eine bessere Fütterung und OvSynch-Programme, vor allem aber auch die Erkenntnis, dass die Transitphase entscheidend ist. Dass man zwei OvSynch-Programme nun hintereinander schalte, habe nochmal einen deutlichen Schub gebracht.
Zero Zero Calf Care
Eine Kälberaufzucht ohne Behandlungen und ohne Verluste ist das Ziel von Tierärztin Dr. Jodi Wallace, die bei Montreal in Kanada mit ihrem Mann den Betrieb Anderson Farms Silverstream Holsteins führt. Sie hat ihre eigene Philosophie dafür entwickelt und zieht ihre Kälber in den ersten drei Lebensmonaten zu zweit, weibliche besser zu dritt in einer Bucht auf. Dabei erhalten sie angesäuerte Milch zur freien Aufnahme.
Wie kontrolliert sie dann, dass beide Kälber genug trinken? wollte ein Teilnehmer in Landsberg wissen. "Nur visuell, bisher hat noch nie ein Kalb nicht getrunken", sagte Wallace. Es gebe eher das Problem, dass sie zu viel trinken und man die Tränkemenge reduzieren müsse.
"Die Einstellung zur Kälberaufzucht ist der entscheidende Faktor für den Erfolg." so die couragierte Tierärztin, die viele Fragen aus dem Publikum beantworten musste. Sie verglich die Kälberaufzucht mit der Kinderaufzucht: "Ein krankes Kalb ist nie die Schuld des Kalbes. Wir sind verantwortlich dafür, die Bedingungen besser zu machen."
Kontinuierlich besser werden
Ulrich Westrup, Milchviehhalter aus dem niedersächsischen Bissendorf, stellte in Landsberg nicht nur seine Betriebskooperation vor, sondern fokussierte sich vor allem auf seine persönlichen Motivationsfaktoren, kontinuierlich besser zu werden. Dazu gehörten für ihn unter anderem so wenig kranke Kühe wie möglich, bessere Schlachterlöse (806 € für eine Altkuh) oder geringe Tierarztkosten (0,65 ct/kg Milch).
In der Transitphase ist für Westrup eine Überbelegung im Stall ein no go! "Das merken Sie sofort hinterher nach der Abkalbung durch Probleme oder weniger Milch." Auch Hitzestress in der Trockenstehphase führe zu Milcheinbußen: "Daher haben wir zuerst in unserem Trockensteherstall Ventilatoren eingebaut.
Vor dem Trockenstellen der Tiere setzt Westrup einen Mastitis-Schnelltest ein, so dass auch welche ohne Antibiotika auskommen würden. Dadurch und da seine Tierarztpraxis keine Reserveantibiotika mehr anwende, habe man ein Drittel der bisherigen Menge eingespart. Besonders hob der Praktiker, der im Schnitt 12 276 kg Milch pro Kuh und Jahr ermelkt, aber hervor, dass die Wirksamkeit der Antibiotika dadurch besser geworden sei.
Mehr Detailinfos über die Vorträge und Diskussionen beim top agrar-Dairy-Event erhalten Sie in der Januar-Ausgabe von top agrar und Südplus.