Frau Mayer, Sie haben sich wie kaum jemand sonst aus dem Berufsstand am Runden Tisch zum bayerischen Volksbegehren engagiert. Welche Erfahrung nehmen Sie daraus für Ihr Leben mit?
Monika Mayer: Wenn Ideologie außen vor bleibt und die unterschiedlichen Belange auf der fachlichen Ebene sachbezogen in den Blick genommen werden, ist ein echtes Ringen um Lösungen möglich. Politisches Ränkespiel ist kontraproduktiv, wenn es darum geht, tragfähige, nachhaltige Lösungen zu finden. Söders „Durchwinken“ des Volksbegehrens zu Beginn der Arbeitsgruppenphase ist juristisch zwar möglich, aber eines Demokraten unwürdig.
Würden Sie im Nachhinein dabei etwas anders angehen?
Mayer: Ich würde z. B. die Bioverbände mehr fordern, denn deren Auftreten fand ich als Biobäuerin schwach. Sie haben den Ausbau des Ökolandbaus, nicht aber die Interessen und Bedenken ihrer Mitglieder vertreten.
Welchen Rat geben Sie den Kollegen aus Baden-Württemberg?
Mayer: Ich ziehe meinen Hut vor ihnen! Mit ihrem Volksantrag gehen sie einen bewundernswerten, demokratischen Weg. Sie trauen den Menschen zu, sich wirklich fachlich fundiert und wissenschaftlich hinterlegt mit der Artenvielfalt in der Landwirtschaft auseinanderzusetzen und ihre Stimme der Vernunft und nicht der populistischen Kampagne zu schenken. Deshalb, liebe Kollegen: Unterschreibt noch heute!
Würde Sie ein politisches Amt reizen?
Mayer: Ich kandidiere derzeit für den Kreistag in der Hoffnung, dass auf kommunaler Ebene – im Gegensatz zur großen Parteipolitik – noch sachorientiert und unabhängig diskutiert, entschieden und gehandelt wird.
Ihr Lebenstraum war immer, Bäuerin zu werden. Trotzdem haben Sie Erzieherin gelernt. Warum?
Mayer: Ich komme nicht aus der Landwirtschaft. Meine Motivation, jedes Wochenende mit meinen Eltern irgendwelche Gipfel zu bezwingen, war das Versprechen, ganz bestimmt an einer Herde Jungvieh vorbeizukommen. Mir hätte nichts Besseres passieren können, als die Liebe des Lebens auf einem Hof zu finden. Landwirtschaft und Pädagogik passen bestens zusammen. Als Kreisbäuerin versuche ich, dieses Potenzial zu nutzen.
Wie motivieren Sie sich angesichts der aktuell extrem belastenden Situation in der Landwirtschaft für die tägliche Arbeit auf dem Hof?
Mayer: Eigentlich ist mein Glas meistens halb voll. Diese grundsätzlich positive, zuversichtliche, vertrauensvolle Konstitution hilft mir immer wieder, mich aufs Wesentliche zu besinnen: Wir sind alle gesund, haben liebevolle Beziehungen zueinander, wir können unser Auskommen erwirtschaften und unser Betrieb ist enkeltauglich.
Dieser Artikel stammt aus der Südplus 01/2020. Jetzt testen.