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Die Stoppeln nach dem Dreschen mulchen?

Lesezeit: 5 Minuten

Grünes Stroh, große Schnittbreiten, starker Seitenwind, hängiges Gelände bei der Strohverteilung stoßen die Mähdrescher immer häufiger an ihre Grenzen. Vor allem bei Arbeitsbreiten über 6 m lässt sich das Material kaum noch gleichmäßig verteilen. Gleichzeitig sind für die ausreichende Zerkleinerung je nach Häcksler, Strohmenge und Strohbeschaffenheit bis zu 90 PS Motorleistung notwendig. Entsprechend hoch ist der zusätzliche Treibstoffverbrauch (6 bis 15 l/ha). Die Durchsatzleistung der teuren Drescher wird stark reduziert. Auf den Flächen unseres Versuchsbetriebs (Ertragsniveau 90 bis 100 dt/ha bei Weizen und Gerste) führen wir auf Grund unzureichender Häckselqualitäten seit drei Jahren den Hochschnitt beim Dreschen durch. Die ca. 30 bis 40 cm langen Stoppeln werden anschließend mit einem speziellen Strohmulcher zerkleinert und verteilt. Der hohe Schnitt funktioniert beim Weizen sehr gut, so lange die Bestände nicht lagern. Bei der Gerstenernte muss teilweise etwas tiefer gearbeitet werden, damit die leicht geneigten Halme und hängenden Ähren sauber aufgenommen werden. Der größte Teil des Strohs steht nach dem Dreschen an der Stelle seines Ursprungs. Nur ein kleiner Teil wird im Mähdrescher als Polster in den Druschorganen benötigt. Die Belastung der Schüttlerund Reinigungflächen ist gering. Der Anbauhäcksler am Mähdrescher zerkleinert und verteilt die geringe Strohmenge mühelos. Beim Dreschen ergeben sich durch das Verfahren zwei Vorteile: Die Maschine kann (und muss) ca. 2 bis 3 km/h schneller fahren, um den notwendigen Massefluss zu erreichen. Trotzdem sinkt der Dieselverbrauch deutlich. Gleichzeitig gehen wir von etwas geringeren Schüttlerverlusten und einem geringeren Maschinenverschleiß aus. Zu beachten ist, dass der Dreschkorb aufgrund der geringeren Passagemengen enger geschlossen (ein bis zwei Stufen) und die Windmenge angepasst werden muss. Höhere Bruchkornanteile sind bisher trotz aller Befürchtungen nicht aufgetreten. Nach dem Drusch trocknen die angeschnittenen langen Stoppeln rasch und werden dann spröde. Bei gutem Wetter kann schon bald mit dem separaten Häckselgang begonnen werden. Der 3 m-Mulcher von der Firma Kuhn ist mit speziell geformten Y-Messern und einer Gegenschneide ausgestattet. Nur so werden die Halme aufgesplissen. Auf ebenen Flächen kann man knapp über dem Boden arbeiten. Durch diesen Rasierschnitt werden sogar die niedergefahrenen Halme in den Spuren hochgesaugt. Störende lange Stoppeln bleiben nicht zurück. Wichtig ist, dass der Mulcher mit geschlossener Heckklappe gefahren wird. Ansonsten werden die feinen Strohteilchen bei großer Wurfweite bereits bei leichtem Seitenwind zu dichteren Schwaden zusammengetragen. Der Arbeitsgang kann mit 10 bis 12 km/h durchgeführt werden und erfordert bei 3 m Breite eine Schlepperleistung von 100 bis 110 PS. Daraus ergibt sich eine Flächenleistung von etwa 3 ha/Stunde. Zusätzlicher Arbeitsgang rechnet sich Der zusätzliche Arbeitsgang mit dem Häcksler ist natürlich nicht umsonst (siehe Übersicht 2, Seite 70). Die Kosten liegen zwischen 20 und 25 E/ha. Dem stehen ackerbauliche Vorteile und/oder Einsparungen beim Dreschen gegenüber. Die Auswirkungen auf den Mähdrusch zeigt Übersicht 1. Die Energieeinsparung liegt zwischen 9 und 12 l Diesel pro ha. Das entspricht etwa 5 bis 8 E/ha. Gleichzeitig kann die Flächenleistung um 25 bis 40 % gesteigert werden (20 bis 50 E/ha). Der geringere Verschleiß am Mähdrescherhäcksler schlägt mit 1 bis 2 E/ha zu Buche. Je nach Einsatzbedingungen können die Körnerverluste um bis zu 1% gesenkt werden. Der monetäre Mehrertrag liegt bei 5 bis 10 E/ha. Weitere nicht exakt kalkulierbare Vorteile ergeben sich, wenn aufgrund der höheren Druschleistung trockener geerntet werden kann und geringere Trocknungskosten anfallen. Denkbar ist auch, dass vorhandene Mähdrescher aufgrund des geringeren Leistungsbedarfs mit größeren Schneidwerken eingesetzt werden können. Auf diese Weise ließe sich die erforderliche Mähdrescherkapazität verringern bzw. die Flächenauslastung pro Maschine steigern. In der Summe addieren sich die Vorteile auf 26 bis 60 E/ha. Die Kosten für den zusätzlichen Häckselgang werden somit mehr als ausgeglichen. Auswirkungen auf den Pflanzenbau Neben diesen ökonomischen Effekten sind pflanzenbauliche Vorteile zu beobachten: Die Strohrotte konnte auf den Versuchsflächen nach konsequenter siebenjähriger konservierender Bearbeitung nochmals deutlich verbessert werden. Inzwischen reichen auch bei kurzem Fruchtwechsel (Raps nach Wintergerste bzw. Winterweizen) ein bis zwei Bodenbearbeitungsgänge aus. Durch die Einsparung von bis zu zwei Grubberstrichen vergrößert sich der Kostenvorteil gegenüber dem herkömmlichen Verfahren um weitere 18 bis 40 E/ha. Die Bearbeitungstiefe konnte auf maximal 8 cm reduziert werden. Auch eine Direktsaat von Weizen nach Weizen gelingt inzwischen erheblich sicherer. Wesentlich sind außerdem die Auswirkungen auf die Pflanzengesundheit. Bei einer Mulchsaat von Stoppelweizen wird trotz minimaler Bearbeitung bereits im Herbst ein Strohbedeckungsgrad von unter 15 % erreicht. Dadurch können mittlerweile im Herbst wieder Bodenherbizide eingesetzt werden. Im Frühjahr sind in der Schossphase (ab EC 31 32) kaum noch Strohreste zu finden. Entsprechend gering ist das Potenzial an strohbürtigen Krankheitserregern (HTR, Fusarium). Infektionen sind zwar nicht ausgeschlossen, aber drastisch verringert. Im Zusammenspiel mit dem Anbau resistenter Sorten sinkt das Infektionsrisiko in engen Anbaufolgen. Die letztjährigen Versuche zeigen einen geringen Krankheitsbefall im Blattbereich bei Stoppelweizen nach Pflug- und Mulchbestellung. Dieser unkritische Befallsverlauf bestätigt sich bisher auch in diesem Jahr. Andere Versuchsansteller haben darüber hinaus auch einen geringeren Fusariumbefall im Weizen nach zusätzlicher Zerkleinerung des Maisstrohs festgestellt (siehe Übersicht 3). Fazit Wer in engen Fruchtfolgen pfluglos wirtschaften möchte, sollte über die Zerkleinerung des Strohs und der Stoppel in einem separaten Arbeitsgang nachdenken. Durch den Hochschnitt kann die Durchsatzleistung des Mähdreschers deutlich gesteigert werden. Gleichzeitig sinkt der Leistungsbedarf. Die Mehrkosten für das separate Häckseln werden dadurch ausgeglichen. Der Hochschnitt setzt allerdings stehende Bestände voraus. Durch die bessere Zerkleinerung und Verteilung des Strohs ergeben sich in engen Fruchtfolgen weitere Vorteile. Teilweise kann ein Bodenbearbeitungsgang eingespart werden. Durch den stärkeren Strohabbau wird die Ausat der Folgefrucht weniger behindert. Der Krankheitsdruck sinkt, weil weniger Infektionsmaterial an der Oberfläche verbleibt. Dipl. Ing. agr. G. Stemann, E-Mail: versuchsgut-merklingsen@fh-swf.de

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