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Fahrerlos unterwegs

Lesezeit: 5 Minuten

Der selbstladende Futtermischwagen Aura von Kuhn kommt bei der Arbeit ohne einen Bediener aus. Deutsche Ställe soll er frühestens 2024 befahren.


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Die Größe ist auf den ersten Blick überschaubar: Lediglich ein 3 m³ großer Mischbehälter findet auf dem Aura Platz. Doch der Aura von Kuhn füttert Rinderherden selbstständig und benötigt keinen Fahrer. So soll der Roboter innerhalb von zehn Stunden 280 Kühe plus Nachzucht versorgen können. Wir haben uns den Futtermischwagen in Frankreich auf einem Milchviehbetrieb genauer angesehen.


Der Aura unterscheidet sich maßgeblich von anderen automatischen Fütterungssystemen. Er benötigt keine Führungsschienen oder Transponder. Auch eine Futterküche ist nicht nötig, denn durch den integrierten Fräsarm ist er in der Lage, selbst zum Silo zu fahren und sich selbst zu beladen.


Um den kleinen Mischbehälter möglichst kompakt zu gestalten, hat er zwei Mischschnecken erhalten. Ein Fräsarm mit integriertem Bandförderer sorgt für die Befüllung. Die Fräse selbst ist lediglich 50 cm breit. Während der Fahrt schützt ein Blech vor den Messern der Fräse. Der Fräsarm lässt sich auf der gesamten Breite des Fahrzeugs verschieben. So kann der 1,9 m breite Roboter eine Breite von etwa 1,5 m abfräsen, ohne Rangieren zu müssen. Die Frässtärke liegt bei etwa 8 cm, die maximale Entnahmehöhe bei 4,5 m. In den Ecken bleiben ca. 20 cm breite, unbearbeitete Bereiche zurück, die der Landwirt selbst entfernen muss. Auch die Folie muss der Landwirt weit genug zurückgezogen haben. Eine Folienerkennung an der Fräse ist nicht vorgesehen. Für den Antrieb der leer 5,8 t schweren Maschine sorgt ein 42 kW-starker Dreizylinder-Dieselmotor von Kohler in Verbindung mit einem hydraulischen Fahrantrieb. Der Dieselverbrauch soll zwischen 3,5 und 4 l/h liegen. Der Landwirt muss etwa alle fünf Tage den Aura nachtanken. Eine Elektro-Variante ist in Planung.


Orientierung


Spannend ist die Navigation des Futtermischwagens. Auf dem Hof empfängt der Aura mit zwei GNSS-Antennen ein RTK-Satellitensignal. Zudem setzen die Entwickler auf Odometrie, also die Berechnung der zurückgelegten Strecke. Im Stall kommt neben der Odometrie ein Lidar-System zum Einsatz. Dabei misst ein Laserstrahl permanent die gesamte Umgebung aus. Voraussetzung für den Betrieb sind befestigte Hofflächen. Denn mit den kleinen Vollgummireifen sind Schotter und Sandflächen zu meiden. Die Lenkung erfolgt an beiden Achsen. So kann der Wagen im Silo auch im Hundegang fahren.


Weitere Bedingung ist ein vollständig ausgemessener Hof. Dazu muss ein Vermessungsbüro jede Silowand, Fahrtstrecken und Ställe einmessen. In diesen digitalen Karten programmiert Kuhn die Fahrtwege und Entnahmepunkte ein. Ist ein neues Silo hinzugekommen oder möchte man die Fahrtrouten verlegen, muss man diese einmessen lassen. Einen geführten Modus, in dem der Landwirt die Routen selbst einprogrammieren kann, gibt es nicht.


Der Landwirt kann jedoch verschiedene Routen einprogrammieren lassen und diese dann gegebenenfalls sperren, z.B. wenn ein Silo gerade befüllt wird.


Fütterung


In dem dazugehörigen Computerprogramm lassen sich die verschiedenen Futterrationen hinterlegen. Förderschnecken dosieren Mehlkomponenten zu. Der Aura hat dazu ein Kommunikationsmodul, das die externen Schnecken fernbedient. Auch Ballen kann der Selbstfahrer aufnehmen. Allerdings müssen die Ballen immer an der gleichen Stelle stehen.


Im Flachsilo speichert der Mischwagen die vorherige Fräsposition ab und fährt per Satellitensignal die nächste Position an. Eine Erkennung, ob an der Position tatsächlich Silo vorhanden ist, gibt es nicht. Deshalb lässt sich aus einem Silo auch nicht im Wechsel manuell Futter entnehmen. Für die Sicherheit muss die Aura immer mindestens 1,8 m hohe Silowände auf beiden Seiten haben. Zudem muss die Maschine wenigstens 2 m weit zwischen den Wänden stehen.


Feste Wege


Der Roboter hat kein Vorne und Hinten. Je nachdem in welche Richtung er fährt, schaltet er die Lichter auf weiß und rot. Unterhalb des Fräsarms und oberhalb des Behälters befinden sich die Lidar-Sensoren. Erkennen die Sensoren in der näheren Umgebung unbekannte Objekte, fährt der Roboter langsamer. Maximal sind 7 km/h drin. Zusätzlich sind Ultraschallsensoren an beiden Seiten montiert und am Fräsarm weitere Lasersensoren, die Personen im Gefahrenbereich detektieren können. Hat man auf dem Hof ein Fahrzeug in der Fahrspur des Mischers abgestellt, hält der Aura vorher an. Selbstständig das Hindernis umfahren kann der Aura nicht. Sollte das Lidar-System das Hindernis nicht erkennen, sorgen Schutzbügel mit Kontaktsensoren für zusätzliche Sicherheit.


Im Stall angekommen dosiert der Mischer das Futter über ein Förderband gleichmäßig über die gesamte Länge in den Futtertrog. Auf dem besichtigten Betrieb läuft der Aura nun seit gut einem Jahr. Dabei füttert der Roboter jede Herde sechs Mal am Tag. Dazu läuft er insgesamt zehn Stunden. Etwa 55% der Zeit belädt sich der Mischer. 11% der Zeit trägt er das Futter wieder aus.


Bisher hat Kuhn schon zwei Aura verkauft, ein dritter ist direkt von Kuhn aus im Testeinsatz. Die Betriebe liegen in unmittelbarer Nähe des Kuhn-Standortes für Futtermischwagen in La Copechagnière. Bei Problemen oder Optimierungen in dieser frühen Phase des Marktstarts bleiben die Wege dadurch kurz. Die Einführung des zurzeit etwa 240000 € teuren Roboters ist in Deutschland zur EuroTier 2024 geplant.


Ihr Kontakt zur Redaktion:florian.tastowe@topagrar.com

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