Bereits vor der Ernte kann man die Getreidefeuchte bestimmen. Wir zeigen, wie es geht und haben drei Geräte getestet.
Trocknen oder direkt einlagern, dreschen oder nicht? Die aktuelle Feuchte entscheidet über Erntetermin, Trocknung und Belüftung. Fehlmessungen kosten Geld und führen im Extremfall zu Schimmel im Lager. Bei der richtigen Feuchtebestimmung gibt es deshalb einiges zu beachten.
Das Getreide ist nicht einfach feucht. Entscheident ist, wo das Wasser sitzt. Ist das Getreide noch nicht ganz reif, ent-halten die Zellen noch zu viel Wasser. Das Korn ist also „innen“ noch zu nass. In komplett abgereiften Beständen befindet sich die Feuchtigkeit dagegen am Korn. Regen oder Tau bringen Nässe von außen, die kaum ins Innere des Mehlkörpers gelangt. Feuchtemesser nutzen die elektrische Leitfähigkeit aus, um den Wassergehalt einer Probe zu bestimmen. Geräte, die mit einer gemahlenen Probe arbeiten, messen den direkten Stromfluss. Ganzkorn-Feuchtemesser bestimmen die Aufladung eines Komdensators (kapazitive Methode), und errechnen daraus die Feuchte. Preisunterschiede zwischen den beiden Systemen bestehen nicht. Die Anschaffungskosten richten sich eher nach dem Funktionsumfang der Geräte. In verschiedenen Tests schneiden die Systeme auch bei der Genauigkeit vergleichbar gut ab.
Bei beiden Gerätearten hat die Temperatur einen Einfluss auf das Messergebnis. Gute Geräte arbeiten mit einer automatischen Temperaturkorrektur. Sie messen dabei nicht nur die Leitfähigkeit, sondern auch die Temperatur des Getreides und passen das Ergebnis an. Damit das richtig funktioniert, sollte der Unterschied von Probe- und Gerätetemperatur nicht zu groß sein. Der Extremfall: Sie lagern das Messgerät im Kühlfach des Mähdreschers und beproben dann das 30° warme Getreide. Die Luftfeuchte kondensiert am Gerät, das Messergebnis fällt zu hoch aus. Geben Sie dem Feuchtemesser also etwas Zeit, um sich der Umgebungstemperatur anzupassen.
Schon vor der Ernte können Sie mit den Feuchtemessern Proben durchführen. Das hilft, ein Gefühl für die Abreife zu entwickeln und den richtigen Erntetermin zu finden. Mähdruschexperten empfehlen, den Bestand schon beim Übergang von der grünen in die gelbe Phase zu beobachten. Unterschiede in der Abreife auf der Fläche werden in diesem Stadium besonders deutlich. Zeigen sich Teilflächen, die länger grün bleiben, können Sie diese durch gezielte Feuchtemessungen weiter beobachten. Bleibt der Ab-reifeunterschied bis zum Druschtermin deutlich ausgeprägt, sollten Sie die verspätete Teilfläche auch später ernten.
Abreifende Bestände richtig messen
Bei der Messung von Getreideproben aus dem stehenden Bestand sollten Sie das Stroh nicht vergessen. Besonders der Greening-Effekt von Strobilurinen führt dazu, dass das Stroh verspätet abreift und beim Drusch Feuchtigkeit an das Korn abgibt. Bei feuchtem Stroh müssen Sie mit einem Befeuchtungseffekt auf das Korn von mindestens 2 % rechnen. In unseren Testmessungen im Jahr 2008 waren es bei extremer Strohfeuchte sogar bis zu 5 %.
Seit einiger Zeit sind auch Feuchtemessungen direkt auf dem Mähdrescher möglich. Dadurch, dass diese Geräte in der Maschine arbeiten müssen, kann das Ergebnis um bis zu 3 % abweichen. Die Genauigkeit hängt auch von der Kalibrie-rung und dem Bereich ab, in dem sich der aktuelle Wassergehalt bewegt. Die Online-Messungen des Mähdreschers bieten eine gute Hilfe, um Tendenzen auf der Fläche zu erkennen und den generellen Feuchte-bereich abzuschätzen. Für eine verlässliche Aussage sollten Sie jedoch nicht auf die Messung mit einem Handgerät verzichten. Das beste Gerät nützt bei der Ernte aber nichts, wenn Sie bei der Zusammenstellung und Vorbereitung der Probe Fehler machen. Bei einer Gesamtmenge bis 15 t Getreide sollten Sie aus fünf unterschiedlichen Entnahmestellen eine Mischprobe (etwa 3 kg) bilden. Hier hilft ein Probenstecher, oder Sie fangen beim Abtanken des Mähdreschers regelmäßig eine Probe auf. Mischen Sie alles in einem Eimer durch und messen Sie dann min-destens drei Mal. Der Mittelwert aus den Messungen ist das Ergebnis.
Vor dem Mahlen müssen die Grünen raus!
Wichtig bei Mahlgeräten: Sortieren Sie die grünen Körner aus Ihrer Probe. Bei der Messung der Leitfähigkeit verursachen sie einen Kurzschluss und verfälschen das Ergebnis. Nach einigen Tagen im Lager haben sich die „Grünen“ aber meist verflüchtigt. Es hat ein Feuchtigkeitsaus-tausch mit den reifen Körnern stattgefunden.
Ein Tipp: Wenn Sie wissen wollen, ob Sie Ihr leicht feuchtes Getreide belüften oder doch besser trocknen sollten, können Sie mit einem einfachen Trick Rückschlüsse auf die Art der Feuchtigkeit ziehen. Messen Sie eine Probe durch und lassen Sie den Eimer mit der Restmenge offen stehen. Hat die Feuchtigkeit nach einer Stunde abgenommen, haftet das Wasser außen am Korn an und kann einfach verdampfen. Bis zu etwa einem Meter Schütthöhe passiert das auch im Lager. Höhere Aufschüttungen sollten belüftet werden. Nimmt der Messwert nicht ab, ist das Trocknen sicherer.
In der letzten Druschsaison haben wir für Sie drei Geräte zur Probennahme und Feuchtebestimmung getestet. Die Messgeräte Pfeuffer HE lite und Dickey John Mini GAC plus und den Probenmähdrescher Minibatt mit Rapskit.F. Berning