Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Waldumbau Seelische Gesundheit Steuern in der Landwirtschaft

Aus dem Heft

Gute Strategien gegen miese Erntetage

Lesezeit: 9 Minuten

Nicht nur gefühlt, sondern auch nachweisbar nehmen die schwierigen Erntejahre zu.Dr. Andrea Feiffer* gibt Tipps für die nächste Ernterallye.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Vielerorts war 2014 eine Ernte im Ausnahmezustand. Während der Norden früher als sonst bei stabilem Wetter erntete, klagten große Teile des Ostens, das Münsterland und Regionen im Süden über mieses Erntewetter. Aber sowohl der Großbetrieb im Osten als auch der mittlere Betrieb mit eigenem Mähdrescher kann sich auf solch schwierige Bedingungen besser vorbereiten. Denn eine Schlacht gewinnt man nur mit verlässlicher Technik, guten Leuten und einer perfekten Logistik. Unsere Checkliste soll Ihnen helfen, aus dem letzten Jahr zu lernen, damit Sie mit Köpfchen in die neue Ernte ziehen.


Erfolgsfaktor Fahrer:

Zwischen Lenkrad und Rückenlehne entscheiden sich Qualität, Verluste und Kosten. Gut geschulte Fahrer holen oft mehr Leistung aus dem Mähdrescher, als die nächst größere Maschine technisch bieten kann. Solche Fahrer bringen zwischen 15 und 25 % Mehrleistung. Auch wenn Mähdrescher mit Assistenzsystemen hoch ausgerüstet sind, muss auf einer Maschine, die auch die finanzielle Ernte des Betriebes einfährt, ein hochqualifizierter Mann sitzen. Die Fahrer sollen nicht nur mit Autopilot und Ertragskartierung umgehen können, sie müssen immer noch die Grundverständnisse des Dreschens beherrschen.


Eine intensive Schulung vor der Ernte lohnt sich immer, um alte Verhaltensmuster aufzubrechen und Wissen aufzufrischen. Das kann durchaus alle zwei bis drei Jahre erfolgen. Nutzen Sie die Angebote der Händler wie auch der freien Anbieter – es bleibt immer etwas Neues hängen, was Ihnen Mehrwert in der Ernte bringt. Gerade in schwierigen Erntejahren brauchen wir motivierte Profis auf den Maschinen und genauso müssen sie auch bezahlt werden.


Denken Sie auch über Wechselfahrer im Schichtdienst nach. Um einen Mähdrescher z. B. an die Leistung von 30 t/h heranzuführen, muss der Fahrer bei einem 7 m-Schneidwerk ständig 6 km/h fahren (bei einem Ertrag von ca. 7 t/ha). Das halten die Fahrer nicht länger als drei bis vier Stunden durch. Sinkt die Fahrgeschwindigkeit nur von 6 auf 5 km/h fehlen bereits 20 % Mähdrescherleistung! Wechselfahrer können auch in den Pausen ablösen, damit die Mähdrescher zu den Essenszeiten nicht stehen bleiben. Und sie bringen Sicherheit, wenn feste Fahrer krankheitsbedingt ausfallen.


Planen Sie die Ernte!

Zeichnen Sie Ihren Ernteverlauf auf einem Zeitstrahl auf, indem Sie den Erntebeginn jeder Frucht und die ungefähre Anzahl der Erntetage je nach Mähdrescherkapazität und Standort auftragen. So erkennen Sie Arbeitsspitzen und Gefährdungspotenziale und können im Vorfeld Abhilfemaßnahmen planen. Binden Sie Ihre Fahrer (Mähdrescher- und Abfahrer) mit in die Planung ein, dann wissen auch sie, wo wann was geerntet werden soll.


Planen Sie den Lohnunternehmer fest ein und nutzen Sie ihn nicht nur als Feuerwehr. Denn Erntesicherheit muss nicht unbedingt mit eigener Technik erkauft werden. Obwohl einige Betriebe ihre komplette Ernte mit ihrem Mähdrescher schaffen könnten, planen sie für einen festen Teil der Ernte Hilfe ein und zwar nicht am Ende der Ernte, sondern gleich zu Beginn. Das ist preiswerter, als nachher Futtergetreide zu ernten. Die Kosten eines Dienstleisters im guten Jahr, in dem Sie ihn nicht gebraucht hätten, spielen Sie in einem durchwachsenen Jahr gleich mehrfach wieder ein.


Mehr Maschinen, weniger Risiko:

Einige Betriebe verlassen sich nicht auf einen einzelnen Großmähdrescher und kaufen stattdessen lieber zwei kleinere. Sie teilen damit das Risiko. Natürlich braucht man dann zwei Fahrer statt einem, aber fällt ein Mähdrescher aus, läuft immer noch der zweite. Man ist flexibler bei Ernteproblemen, die Maschinen werden weniger belastet und halten deutlich länger. Sie sind leichter und verursachen weniger Bodendruck als eine Großmaschine mit entsprechendem Bunkervolumen.


Eines der preiswertesten Sicherheitsnetze spannt man durch das Austauschen von Maschinen zwischen den Betrieben. Diese Netzwerke müssen geschaffen, bzw. noch besser ausgebaut werden. Wer kann wem, in welcher Zeit, mit welcher Technik, zu welchen Bedingungen aushelfen? Derartige Notfallpläne muss man vorbereiten. Es war schon verwunderlich, dass im letzten Jahr in einigen Regionen Betriebe fertig waren, aber von den anderen Betrieben in der näheren Gegend nicht um Hilfe gebeten wurden. „Die kleine Ecke schaffe ich schon allein.“ Aber die Ecke war dann doch noch 250 ha groß…


Maschinen fit machen:

Stillstandszeiten in der Ernte sind teuer. Als Faustzahl gilt: Jede Minute kostet bis zu 10 €. Eine rechtzeitige, vorbeugende und großzügige Instandsetzung lohnt immer. Verhaltene Reparaturen, bei der Verschleißteile zu spät gewechselt werden, verlagert die Kosten nicht nur in die wertvolle Erntezeit, sondern potenziert den Schaden. Oft hört man: „Läuft doch noch“. Sind beispielsweise die Schlagleisten abgenutzt, arbeitet das Dreschwerk zwar noch eine Kampagne, aber es leistet mitunter 20 % weniger und zieht unter schwierigen Erntebedingungen nicht mehr durch.


Führen Sie schon während der Ernte eine Liste, in der sie alle Auffälligkeiten und Mängel notieren. Diese Liste dient Ihnen dann als Gedankenstütze für die Reparaturarbeiten zur kommenden Ernte. Sie können auch ein Bordbuch einführen, in das die Fahrer wichtige Daten eintragen. Diese dienen später zur Auswertung und sind Ausgangspunkt für zukünftige, organisatorische Veränderungen. Nichts ist so schnell vergessen wie die abgelaufene Ernte.


Es lohnt sich immer, wichtige Verschleißteile auf dem Mähdrescher mitzuführen. Dazu gehören Messerklingen, Nieten, Schrauben, Finger, Ährenheber und Häckslermesser mit passenden Schrauben. Denken Sie auch daran, dass Sie das Ersatzmesser im Schneidwerkswagen überprüfen und auch einmal herausziehen, da es nach einer gewissen Zeit durch Staub und Feuchtigkeit sehr schwergängig sein kann. So geht Ihnen kostbare Erntezeit nicht verloren.


Die Logistik im Griff!

Schlagkraft ist zwar wichtig, aber ohne Logistik ist sie nur die Hälfte wert. Der Getreidetransport bildet oft ein Nadelöhr, sodass teuer erkaufte Mähdrescherkapazitäten nicht ausgenutzt werden. Abbunkern am Feldrand raubt dem Mähdrescher etwa 20 % Leistungsvermögen. Testen Sie, ob eine parallele Abfuhr möglich ist. Nutzen Sie in der Ernte auch die Gelegenheit, sich eventuell einen Umladewagen vorführen zu lassen und planen Sie bei Bedarf eine Spedition ein.


Die reibungslose Kommunikation ist ein großer Zeitfaktor. Beim eigenen Betriebsfunk kann jeder mithören was gerade läuft. Mähdrescher- und Umladewagenfahrer können die Abfahrer genau an die Stelle dirigieren, wo sie als nächstes gebraucht werden. Und auch der Lagerist weiß, welche Ware mit welcher Feuchte an welche Stelle kommt.


Schon vor der Ernte können Sie Ihre für die Abfuhr notwendigen Anhänger auf Sauberkeit und Dichtigkeit prüfen – Getreidedicht ist nicht gleich Rapsdicht! Denken Sie daran, dass Sie Futter- und Lebensmittel transportieren. Beizabriebe, Holz, Sand und Schutt haben auf dem Hänger nichts zu suchen.


Auch das Reinigen des Lagers sollte rechtzeitig vor der Ernte geschehen. Achten Sie darauf, dass insbesondere größere Staubnester entfernt werden, da sich dort zum Beispiel die Kornkäfer und andere Schädlinge aufhalten. Vergessen Sie dabei nicht die Roste und Schächte der Belüftung. Anschließend sollte die Spritzbehandlung gegen Vorratsschädlinge erfolgen. Prüfen Sie Wände und Dächer auf Dichtigkeit und Türe und Tore auf möglichen Schadnagerbefall.


Wenn Wartezeiten im Lager oder beim Getreidehandel zu groß werden, verlängern sich die Rundenzeiten und die Mähdrescher bleiben stehen. Bereiten Sie vorsorglich Abschüttflächen auf dem Hof vor, um den Ernteprozess am Laufen zu halten. Regnet es in einen freiliegenden Stapel ein, ist die Oberflächenfeuchte nach dem ersten Umsetzten wieder verschwunden. Wasser von oben auf einen freiliegenden Stapel ist weniger schädlich als Wasser, das von unten in den Stapel läuft.


Feuchte und Verluste festlegen:

Vergleichen Sie vor der Ernte Ihr Feuchtemessgerät mit dem des Landhandels. 1 % zu hohe Feuchte kostet mindestens 5 €/t. Da lohnt sich die Fahrt zum Landhandel. Auch das Feuchtemessgerät im Mähdrescher sollten Sie mit dem kalibrierten Gerät aus dem Handkoffer vergleichen. Überprüfen Sie die Messgeräte mit Gerste oder Weizen, bei Raps sind 2 bis 3 % Unterschied zwischen den Geräten durchaus normal.


Vor Erntebeginn sollten Sie gemeinsam mit Ihren Fahrern oder Ihrem Dienstleister das Verlustniveau festlegen. Gerade im letzten Jahr wurden diejenigen böse bestraft, die am Anfang jedes Verlustkorn auf dem Acker vermeiden wollten. Am Ende jagten die Mähdrescher über das Feld und Druschverluste spielten auf einmal keine Rolle mehr. Wer mit 0,5 % Druschverlusten statt mit 1 % fährt, verschenkt etwa 20 % Mähdrescherleistung, die infolge des Zeitverzuges mit Qualitätseinbußen, Rücktrocknung und späteren Folgearbeiten teuer bezahlt wird! Zwischen Landwirt und Lohnunternehmer gilt: 1 % Verlust ist erlaubt. Das verschafft dem Dienstleister guten Durchsatz und dem Landwirt eine schnellere Ernte.


Schüttler-/Rotor- und Reinigungsverluste sehen im Feld meist dramatischer aus als sie tatsächlich sind. Bei 1 % Verlust liegen bei Schwadablage unter 1 m² Schwad etwa 1 000 Körner (bei 7 m Schneidwerksbreite und 75 dt/ha Ertrag). Daran muss sich das Auge erst gewöhnen. Nutzen Sie die Verlustprüfschale und entscheiden Sie nicht subjektiv – dem Auge ist jedes Verlustkorn zu viel.


Verlustmessgeräte sind allerdings nicht aussagekräftig, wenn sie nicht kalibriert werden. Sind sie kalibriert, kann man dagegen den Mähdrescher mit hoher Leistung an der besprochenen Verlustkante entlang führen. Mithilfe der Verlustprüfschale bzw. mit der Prüfschalenautomatik, wobei der Fahrer die Schale per Knopfdruck automatisch ausklinken kann, geht das schnell und sicher. Die Überprüfung schafft außerdem Sicherheit zwischen Landwirt und Dienstleister.Bruch schwer zu erkennen:


Achten Sie neben den Dreschwerksverlusten verstärkt auf Bruchkorn im Bunker. Der Schaden ist immer doppelt so hoch, weil im selben Verhältnis zum Bruch im Korntank auch Kleinkornanteile den Mähdrescher über die Reinigung verlassen. Hier entstehen „ungesehene“ Verluste, die der Spreuverteiler großflächig auf dem Acker verteilt.


Erleichtern Sie Ihren Fahrern die Einstellung des Mähdreschers per Smartphone. Die App „feiffer combine“ führt den Fahrer anhand der Druschbedingungen Schritt für Schritt zu den optimalen Einstellwerten. Für jedes Verlustproblem gibt es hier eine empfohlene, digitale Abhilfe.-jmk-

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Bestens informiert zur EuroTier 2024

Über 60 % sparen + Gewinnchance auf einen VW Amarok sichern!

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.