Dachreparaturen, Solar-Montagen, Baumschnitt – viele Landwirte müssen bei der Arbeit in die Höhe. Wir zeigen Ihnen, wie Sie sicher an Ihre hohen Ziele kommen.

Bei einem Sturz aus 3 m Höhe auf festen Boden wirkt die gleiche Energie auf den Körper, als wenn Sie im Auto mit 53 km/h ungebremst – ohne Gurt und Airbag – gegen eine Betonmauer fahren. Betroffen sind meist Kopf, Schultern oder der Rücken – bis hin zur Querschnittslähmung. Und: Die meisten Verletzungen treten bei Stürzen aus vermeintlich „geringen“ Höhen auf.

Einfache Arbeitsbühnen, die immerhin 12 m Höhe erreichen, gibt es schon ab 100 € am Tag. Damit Sie sicher ans Ziel kommen, wenn Sie das nächste Mal hoch hinaus wollen, haben wir für Sie die wichtigsten Tipps zur Miete und zum Einsatz von Hubarbeitsbühnen zusammengestellt. Außerdem geben wir Ihnen Informationen zur Absturzsicherung und zu Arbeitskörben am Frontlader.

Welche Bühne passt?

Mobile Arbeitsbühnen – von vielen einfach Steiger genannt – gibt’s mittlerweile in gigantischer Vielfalt. Das Angebot finden Sie in den Gelben Seiten und im Internet. Nachteil: Nur die wenigsten Vermieter stellen ihre Preisliste online. Bevor Sie eine Bühne bestellen, sollten Sie folgende Fragen klären:

Arbeits-/ Plattformhöhe

Seitliche Auslage

Auslegerform

Abstützbreite, Platzbedarf, Rüstzeit

Schwenkbereich

Korblast

Durchfahrtsbreite

Mobilität

Antriebsart

Mietpreis

Arbeitshöhe: Die Angabe der Arbeitshöhe bezieht sich oft auf die komplette Reichweite inklusive Person im Korb. In der Praxis setzt sie sich also aus der Plattformhöhe plus 2 m (Reichweite eines Mannes) zusammen. Bei einer Bühne mit 12 m Arbeitshöhe hebt sich der Boden des Korbs 10 m über den Boden.

Seitliche Reichweite: Je schwerer der Einsatzort zu erreichen ist, desto wichtiger ist die seitliche Reichweite. Bei den meisten Vermietern finden Sie auf der Internetseite eine Grafik, in der die Reichweite zusammen mit der Arbeitshöhe dargestellt ist. Die Reichweite wird immer von der Mitte des Drehkranzes gemessen. Beim Einsatz direkt an einer Wand müssen Sie also mindestens die halbe Abstützbreite davon abziehen.

Vor allem beim Baumschnitt sollten Sie nicht mit Arbeitshöhe und Reichweite geizen: Steht die Arbeitbühne zu dicht am Stamm, kann sie durch herabfallende Äste getroffen werden.

Auslegerform: Scherenbühnen heben sich nur senkrecht an. Interessanter wird es bei den anderen Arbeitsbühnen. Hier gibt es Teleskopausleger, Gelenkausleger und Gelenk-Teleskopausleger. Teleskopausleger lassen sich besonders einfach bedienen. Sie eignen sich am besten, wenn man das Ziel direkt erreichen kann. Schwieriger wird es z. B. bei Dächern. Hier muss der Steiger relativ weit von der Traufe entfernt stehen, damit Sie das Dach erreichen. Je flacher der Dachwinkel, desto größer der Abstand. Ein Hallendach erreichen Sie mit einem Teleskopausleger nur schwer.

Gelenkausleger haben mehrere Drehpunkte. Sie können auf Höhe der Dachrinne abknicken, so dass Sie z. B. Solarkollektoren auch auf einem flacheren Dach erreichen können. Größere Arbeitsbühnen arbeiten heute meist mit einer Kombination aus Gelenkausleger und Teleskop: Arbeiten drunter, drüberweg oder zwischendurch. Allerdings ist das Steuern der Plattform anspruchsvoller und es dauert meist länger, bis das Gerät ein- oder ausgeklappt ist (höherer Zeitbedarf zum Umsetzen).

Abstützbreite: Lkw- oder Anhängebühnen müssen sich seitlich abstützen. Die Abstützbreite ist immer interessant, wenn Sie in oder zwischen Gebäuden arbeiten. Je leichter das Gerät und je größer die seitliche Reichweite, desto größer die Abstützbreite. Eine 16 m Anhängebühne braucht ca. 4 m bis 4,50 m um sich abzustützen. Eine 20 m-Bühne auf einem 3,5 t Transporterfahrgestell kommt schon mit weniger als 3 m aus. Moderne Lkw-Bühnen bieten oft auch die Möglichkeit der Individual- oder Profilabstützung. Diese Bühnen arbeiten auch, wenn die Stützen nur teilweise seitlich ausgefahren werden. Der Bordrechner begrenzt dann die seitliche Auslage (Reichweitenbegrenzung).

Abstützen kostet Zeit – vor allem, wenn der Boden uneben ist und die Bühne waagerecht ausgerichtet werden muss. Mit getrennten Steuergeräten für jeden einzelnen Stützfuß brauchen Sie dazu schon etwas Übung. Schneller geht’s bei modernen Bühnen, die mit einer automatischen Abstützung arbeiten.

Einige selbstfahrende Arbeitsbühnen, wie z. B. Scherenbühnen oder Teleskopbühnen (Boomlifts), kommen ohne Stützen aus. Vorteil: Diese Bühnen können meist auch angehoben verfahren werden, die Rüstzeiten sind deutlich geringer. Deshalb werden sie unter anderem auch beim Hallenbau eingesetzt.

Schwenkbereich: Die meisten Arbeitsbühnen bieten einen Schwenkbereich von 360 °. Bei Lkw-Bühnen kann allerdings das Fahrerhaus den Schwenkbereich in niedriger Korbposition einschränken.

Korblast: Die Korblast legt fest, ob Sie die Bühne alleine oder zu zweit einsetzen bzw. wie viel Material sie mitnehmen können. Das ist bei Montagearbeiten, z. B. einer Solaranlage, sehr interessant. Die Korblast beginnt bei den kleinsten Anhängebühnen mit ca. 120 kg. Bei den meisten anderen Bühnen bewegt sie sich im Bereich von 200 bis 250 kg (Lkw bis 350 kg). Auch wenn das zulässige Gesamtgewicht noch nicht erreicht ist: Die Zahl der Personen ist beschränkt, denn Menschen belasten die Bühne durch ihre Bewegungen dynamisch.

Durchfahrtsbreite: Meist kein Problem dem Hof. Doch wenn der Steiger in Gebäuden oder dem Garten eingesetzt werden soll, entscheiden teils Zentimeter. Einige Anhänge-Arbeitsbühnen kann man auf bis zu 75 cm Spurweite zusammenschieben. Auch manche Scherenarbeitsbühnen haben gängige Türmaße.

Mobilität: Wie kommt die Arbeitsbühne zur Baustelle und wie mobil ist sie vor Ort? Angehängte Steiger und Arbeitsbühnen auf Lkw-Fahrgestell können bei der Anfahrt punkten, ideal für kurzfristige Einsätze. Weil sie aber nur eingeklappt versetzt werden können, sind die Rüstzeiten hoch.

Scherenarbeitsbühnen und die so genannten Boomlifts reisen per Tieflader an – ein Nachteil, wenn es nur um kleinere Jobs geht. Vor Ort sind sie dann mobil. Wegen des Transports lohnt sich ihr Einsatz meist nur ab einigen Einsatztagen.

Antriebsart: Anhängearbeitsbühnen haben oft einen elektrischen Antrieb. Ein Akku, der meist länger als 8 Stunden reicht, kann die Bühne trotzdem unabhängig von der Steckdose machen. Auf Wunsch gibt’s – gegen Aufpreis – auch einen Stromerzeuger. Arbeitsbühnen auf Lkw brauchen keine Stromversorgung, durch ihren Nebenantrieb arbeiten sie unabhängig vom Netz.

Interessant ist auch der Fahrantrieb: Bewegen sich die Bühnen auf befestigtem Untergrund oder offroad? Sind die Bühnen geländetauglich? Vor allem größere Anhänge-Steiger lassen sich nur schwer von Hand verschieben. Für diese Geräte gibt es dann einen Fahrantrieb.

Preise: Üblich sind Preisangaben für halbe und ganze Tage mit und ohne MwSt. Viele Vermieter bieten auch Sonderkonditionen z. B. für drei Tage oder pro Woche an. Interessant sind teils auch günstige Wochenendtarife ab Freitagnachmittag. Damit will der Vermieter die Auslas-tung verbessern. Auch Stammkunden erhalten teils bessere Konditionen als pri-vate Nutzer. Bei Baumaßnahmen können Sie vielleicht günstiger über den Unternehmer mieten. Klären Sie, ob die Versicherung im Preis enthalten und wie hoch die Selbstbeteiligung im Schadensfall ist.

Außerdem: Nicht immer ist der billigste der beste. Achten Sie auf den Wartungszustand und die gültige Prüfplakette der Bühnen!G. Höner