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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Im Zickzack zu mehr Ertrag?

Lesezeit: 6 Minuten

Die Doppelreihe bei der Einzelkornsaat schafft der Pflanze Platz. Idealerweise steht der Mais innerhalb einer Reihe im Dreieck. Aber reicht der Mehrertrag, um die aufwendigere Technik zu decken?


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Nachdem sich die Engsaat von Mais mit 37,5 cm Reihenabstand nie wirklich – und wenn überhaupt nur in Wasserschutzgebieten mit entsprechender Förderung – durchgesetzt hat, wird jetzt die Saat in Doppelreihen diskutiert. Bei dieser, Twin Row genannten, Variante legt das Einzelkornsägerät zwei Saatbänder mit einem Abstand von etwa 20 cm zueinander ab. Innerhalb dieser Doppelreihe sind die Pflanzen im Dreiecksverband angeordnet, der Abstand in der Reihe wird größer. Zwischen den Einzelreihen liegt das Düngerband, auf das die Wurzeln von beiden Seiten zugreifen können. Der Abstand zwischen zwei Doppelreihen (Mitte – Mitte) beträgt klassisch 75 cm.


Das Verfahren ist nicht wirklich neu, wird bisher aber hauptsächlich in den USA praktiziert. Der Erfinder der Doppelreihe, Monosem und mittlerweile auch Great Plains bieten ihre Twin Row-Maisleger auch auf dem deutschen Markt an. Lemken hat seine Maisdrille Azurit sogar ausschließlich für eine doppelreihige Ablage entwickelt. Stellt sich die Frage, ob das Verfahren auch für uns interessant ist. Pflanzenbaulich verspricht es jedenfalls einige Vorteile.


Mehr Platz:

Der Trick der Doppelreihe ist, den Einzelpflanzen mehr Stand­raum zur Verfügung zu stellen, ohne dabei die Reihensaat aufzugeben. Während die konventionelle Einzelreihe mit 75 cm Abstand nur etwa 14 % der Fläche nutzt, kann die Doppelreihe überproportional mehr Fläche ausnutzen.


Durch die breitere Verteilung der Pflanzen sinkt das Erosionsrisiko deutlich. Die Wurzel kann sich besser im Boden breit machen und verfügbares Wasser und Nährstoffe effizienter ausnutzen. Damit würde sich auch die Gefahr der Nährstoffauswaschung verringern – vor dem Hintergrund der Düngerverordnung könnte das mit entsprechender Förderung einen Pluspunkt für die Doppelreihen-Technik bedeuten.


In späteren Wachstumsstadien ab Kniehöhe kann der Maisbestand mehr Sonnenlicht aufnehmen, weil sich die Pflanzen dann gegenseitig weniger beschatten als in der Einzelreihe. Dafür wird der Boden durch den zügigeren Reihenschluss früher beschattet. Das reduziert Wasserverluste und kann auch einer Spätverunkrautung der Bestände vorbeugen.


Präziser mit halber Drehzahl:

Vorteile hat das doppelreihige Verfahren bei der Längsverteilung der Saatkörner. Da pro Säaggregat nur noch die Hälfte an Saatgut vereinzelt werden muss, halbiert sich auch die Umfangs­geschwindigkeit der Zellenräder. Die Abstreifer können bei geringerer Geschwindigkeit aggressiver arbeiten, weil die Impulse auf die Saatkörner weniger stark sind.


Sollte es dennoch zu Doppelstellen bei der Ablage kommen, werden diese entzerrt, sodass es kaum noch zu ge­genseitigen Wachstumsbehinderungen kommt. Genauso sinkt der Anteil an Fehlstellen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Vereinzelungsscheiben gleichzeitig eine Fehlstelle produzieren, ist sehr gering. Meistens bleibt innerhalb einer Doppelreihe nur eine Stelle nicht besetzt.


Monosem und Great Plains legen ihre Doppelreihen, indem sie immer zwei Aggregate versetzt nebeneinander anordnen. Bei Great Plains werden alle Aggregate der Überdruckvereinzelung über ein Getriebe angetrieben, durch eine mechanische Synchronisation von vorne nach hinten kommt der Dreiecksverband zustande. Monosem nutzt für seine Unterdruckvereinzelung eine spezielle Synchronisierungsscheibe, mit dem sich die „Zickzack“-Ablage, also der Versatz der Körner am jeweils hinteren Aggregat einstellen lässt. Beim italienischen Hersteller MaterMacc sind die Vereinzelungseinheiten dagegen nicht versetzt, sondern auf einer Achse montiert. Dadurch fällt hier der Abstand der Doppelreihe mit 22 cm etwas größer aus.


Teurer und schwer:

Weil bei der Twin Row-Fraktion fast alle Teile im Bereich der Vereinzelung und Saatguteinbettung doppelt vorhanden sind, fallen die Maschinen entsprechend schwerer aus. Das bringt zwar ordentlich Schardruck, bemerkbar macht sich das aber auch beim Anschaffungspreis: Etwa 30 % mehr kosten die Maschinen mit Zwillingsreihen im Vergleich zur Ausstattung mit Einzelreihe. Und wo sich mehr Teile drehen, gibt es auch einen entsprechend höheren Verschleiß.


Einen etwas anderen Weg ging Lemken bei der Entwicklung seiner neuen Einzelkorndrille: Die Azurit wurde von vorneherein ausschließlich für die Ablage zweier Saatstreifen konzipiert. DeltaRow nennt Lemken seine Variante mit 12,5 cm Reihenabstand und versetzter Kornablage. Im Gegensatz zu den Twin Row-Maschinen arbeitet die Azurit mit nur einer Vereinzelungseinheit pro Delta-Reihe. Dafür rotieren in jedem der elektrisch angetriebenen Vereinzelungsaggregate zwei fest miteinander verbundene Lochscheiben. Das Saatgut wird vom zentralen Saatgutbehälter nach dem „seed-on-demand“-Prinzip per Luft in die Vereinzelungen gefördert. Die Lochscheiben nehmen die Körner dann aus dem Saatgutvorrat mit Hilfe von Überdruck auf.


Nachdem die Abstreifer passiert sind, unterstützt eine Auswerferrolle die Übergabe an die Schuss-Schläuche, durch die die Körner mit dem austretenden Luftstrom in die Furche schießen. Die Einbettung übernehmen zwei Doppelscheibenschare mit mittiger Tiefenführungsrolle. Je eine Fangrolle pro Reihe soll das Verrollen der Körner in der Furche verhindern. Eine v-förmig angestellte Druckrolle verschließt die beiden Furchen.


Da die beiden Lochscheiben einer Vereinzelungseinheit immer um einen halben Lochabstand versetzt zueinander montiert sind, kann auch Lemken einen Dreiecksverband innerhalb seiner Doppelreihe realisieren. Die Azurit ist außerdem für Arbeitsgeschwindigkeiten für 12 bis 15 km/h konzipiert. Aber auch die Twin Row-Maschinen mit ihren klassischen Vereinzelungen können aufgrund der geringeren Saatgutmenge pro Vereinzelung schneller fahren.


Passt zu Strip Till:

Die doppelreihige Saatgutablage bei Mais bietet sich auch gut als Ergänzung zur Streifenbodenbearbeitung an. Der Lockerungsschlitz des Strip Till-Gerätes befindet sich dann in der Mitte der Doppelreihe. Da das Saatgut etwas links und rechts neben dem Schlitz liegt, ist ein guter Bodenschluss gegeben und die Maispflanzen können von beiden Seiten in den gelockerten Streifen und an die Nährstoffe wachsen. Fast noch wichtiger als bei der Einzelreihe ist hier allerdings der Einsatz eines exakten GPS-Lenksystems.


Mit dem Anlegen von „indirekten“ Fahrgassen ohne dabei auf komplette Reihen verzichten zu müssen, eröffnen die doppelreihigen Legesysteme eine weitere vielversprechende Option: Indem man nämlich jeweils nur die innere Reihe einer Doppelreihe abschaltet, vergrößert sich der Reihenabstand, sodass auch breitere Reifen für Pflege- oder Düngemaßnahmen durch den Bestand fahren können.


Lemken ist hier mit den elektrisch angetriebenen Vereinzelungsscheiben der Azurit gut gerüstet, da sich diese im Gegenteil zu den mechanischen Vereinzelungen einfacher ausschalten lassen. Bei der Delta Row würde der Reihenabstand, also die Breite einer Fahrgasse, 87,5 cm betragen. Das gibt bei entsprechender Spur Platz für Durchfahrten mit bis zu 710 mm breiten Pneus – der Boden wird’s danken.


Jan-Martin Küper

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