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Jungbauern in Gefahr !

Lesezeit: 7 Minuten

Mädchen und Jungen sind kaum im Haus zu halten, sobald was auf dem Hof los ist. Zusammen mit der bayerischen Familie Tyroller und der Berufsgenossenschaft zeigen wir die wichtigsten Gefahren auf dem Betrieb und wie man sie entschärft.


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Sicherheit auf dem Betrieb ist für Annegret Tyroller enorm wichtig. Als ihre Kinder das Laufen lernten, hat sie den Hofteich zuschütten lassen. Ihr war das Risiko des Gewässers direkt am Garten einfach zu hoch.


Auf dem Betrieb von Annegret und Xaver Tyroller in Kühbach bei Augsburg haben wir uns mit den Profis der Berufsgenossenschaft Niederbayern/Oberpfalz und Schwaben, Christiane Mayer, Friedrich Allinger und Stefan Greiser getroffen und nach Gefahrenquellen für Kinder gesucht. Mit dabei: Kinder von Freunden der Tyrollers.


Natürlich können wir nicht alle Gefahren ausschalten. Aber oft hilft es, mit geschärftem Bewusstsein für den Entdeckungsdrang der Jungbäuerinnen und -bauern einmal über den Betrieb zu gehen. Suchen Sie gezielt nach Risiken. Viele Gefahren lassen sich schon mit relativ kleinen Mitteln beseitigen. Jede Maßnahme schützt das Leben und die Gesundheit Ihrer Kinder.


Gefährliche Maschinen:


Traurige Nummer eins bei Kinderunfällen ist das Überfahren – zumeist beim Rangieren. Mit einer hoch angebrachten Rückfahrkamera haben Sie den Bereich hinter dem Mähdrescher oder Anhänger besser im Blick. Die Kameras sind einfach zu montieren. Sparen Sie nicht an der Auflösung der Kamera und des Monitors. Tipps zur Montage von Kameras finden Sie in unserem Leserserviceteil unter www.topagrar.com.


Kleine Kameras, großer Überblick:


Die Kameras werden bei gleicher oder besserer Bildqualität immer kompakter. Dadurch lassen sie sich fast überall montieren. Bei guten Systemen übertragen auch mehrere Kameras das Bild auf einen Monitor. Entweder wechselt das Bild in einem einstellbaren Zeitintervall oder der Monitor ist geteilt. Mit einer zweiten Kamera z. B. direkt am Spreuverteiler des Mähdreschers, sehen Sie die Kinder auch im toten Winkel der Maschine. Zusätzlicher Vorteil: Die Kamera hilft beim sicheren Kuppeln des Schneidwerkswagens.


Sie sind sehr schnell und durch die hochgezogenen Motorhauben ist der Blick nach hinten eingeschränkt. Und: Wer den ganzen Tag mit dem Lader arbeitet, schaut sich irgendwann beim Rückwärtsfahren nicht mehr um. Die Rückfahrwarner (Pieper) schrecken kein Kind ab. Sorgen Sie also für möglichst gute Rundumsicht. Montieren Sie einen großen Rundspiegel oder einen Panorama-Spiegel („Stapler-Spiegel“) per Halter hinten auf der Haube. Wenn Sie lieber mit einer Rückfahrkamera arbeiten, am besten zwei Monitore in der Kabine montieren! Einen vorne und den zweiten hinten im Blickfeld des Fahrers, wenn er sich umschaut.


Der gefürchtete tote Winkel:


Auch bei modernen Kabinen ist der tote Winkel erstaunlich groß. Der größte Gefahrenbereich: Seitlich bzw. hinter den großen Hinterrädern! Deutlich mehr Überblick bietet ein so genannter Toter-Winkel-Spiegel mit extrem großem Sichtfeld. Die Spiegel gibt es im Zubehörhandel oder im Internet ab ca. 30 € (u.a. bei www.nutzfahrzeuge-aussenspiegel.de). Wenn Sie wissen, dass ein Kind auf dem Hof ist, bewegen Sie die Maschine nur, wenn Sie auch Sichtkontakt mit dem Junior haben.


Sicher mit Sitz und Anschnaller:


„Kinder sind besser auf dem Schlepper aufgehoben als darunter!“ So argumentieren – etwas makaber – viele Praktiker, die ihre Kinder lieber auf dem Beifahrersitz im Blick haben. Wichtig: Schnallen Sie die Kinder auf dem Schlepper an! Vor allem Türen mit starken Gasdruckfedern können die Kleinen durch den Greifreflex vom Sitz ziehen. Wenn die Jung-Beifahrer einschlummern, können sie angegurtet nicht plötzlich vom Sitz rutschen.


Montieren Sie am besten einen Pkw-Kindersitz mit Gurt im Schlepper. Ist der Platz zu knapp, können Sie im Agrar-Zubehörhandel oder im Internet nach speziellen, kompakten Kindersitzen für Schlepper suchen (auch mit Federung). Geben Sie einfach die Suchbegriffe „Kindersitz und Traktor“ bei Google ein. Mit etwas Geschick lässt sich ein Fahrrad-Kindersitz in der Kabine unterbringen.


Achtung: Kinder lernen durch Zuschauen. Selbst wenn es lästig ist – gewöhnen Sie sich an, den Zündschlüssel des Schleppers oder Hofladers immer abzuziehen! Lassen Sie die Kinder nie allein bei laufendem Motor auf dem Schlepper. Zieht der Nachwuchs bei eingelegtem Gang den Wendeschalthebel, geht es direkt los, wenn der Schlepper keinen Sitzkontakt-Schalter hat.


Aus den Augen aus dem Sinn:


Kinder lieben Verstecke. Schauen Sie sich um, ob Sie Einstiegsluken finden, wo das Verstecken gefährlich werden kann. Die Kinder könnten in Getreidesilos versinken oder mit den Füßen in eine Schnecke geraten.


Wenn Ihnen die Verstecke nicht geheuer sind:


Abschließen! Oft sind die Klappen ja vorhanden, sie müssen nur verschlossen werden. Ist der Riegel etwas schwergängiger, lässt er sich von kleineren Kindern nicht mehr öffnen. Achten Sie immer auf Schutzgitter am Trichter der Schnecken.


Kinder klettern gerne:


Das ist wichtig für ihre motorischen Fähigkeiten. Auf dem Hof können manche Kletterpartien schnell gefährlich werden, wenn die Leiter wegrutscht oder die Junioren Bereiche ohne Absturzsicherung erklimmen. Gerne schleppen die Abenteurer auch leichtere Leitern heran, um mal einen Blick in die Futterannahme zu werfen…


Leitern wegstellen:


Der einfachste Weg um illegale Kletterpartien zu stoppen: Entfernen Sie die Leitern aus dem Aktionsradius der kleinen Entdecker. Schieben oder hängen Sie die Leiter einfach nach oben. Oft reicht ein Haken hoch an der Wand. Oder Sie decken die unteren Sprossen von fest montierten Aufstiegen mit einem klapp- oder abnehmbaren Brett ab.


Zaun mit Kletterhilfe:


Auf den ersten Blick ist dieser Güllbehälter per Bauzaun gut gesichert. Simon hat allerdings schnell entdeckt, dass man in den Querstreben prima klettern kann. Ein zusätzlicher, enger Maschendraht – „Hasendraht“ – vor dem Bauzaun würde den gefährlichen Kletterspaß stoppen. Achten Sie bei solchen Einzäunungen darauf, dass Sträucher oder Kletterbäume nicht zu nah am Zaun wachsen.


Vorbildliches Geländer:


Durch die senkrechten Stäbe können die Kinder nicht auf das Geländer an der Biogas-Anlage der Tyrollers klettern. Der Abstand zwischen den Stäben darf nicht größer als 11 cm sein, sonst könnten die Kinder mit dem Kopf im Gitter stecken bleiben. Das Treppengeländer hat nicht nur einen Handlauf, sondern auch eine zusätzliche Knieleiste, an der sich die Kleinen festhalten können.


Keine offenen Güllekeller!


Sorgen Sie hier in jedem Fall für sichere Abdeckungen. Schließen Sie selbst kleinere Lücken. Und achten Sie darauf, dass die Kinder beim Aufrühren der Gülle nicht im Stall herumlaufen. Die Kleinen atmen die schädlichen Gase direkt über den Spalten viel eher ein als Erwachsene. Vor allem der gefährliche Schwefelwasserstoff ist schwerer als Luft und sammelt sich unten.


Ordnung muss sein: Vor allem mitarbeitende Senioren, die sich schlechter bücken können, stellen Dinge gerne aufrecht an der Wand ab. Wenn die Kinder damit spielen, kann es schnell zu Verletzungen kommen: Der kleine Simon wird die angelehnte Ackerschiene kaum halten können. Generell Werkstatt: Wenn Ihr Nachwuchs gerne bastelt, schaffen Sie eine Ecke mit eigenem Werkzeug. Mit einem Schlüsselschalter können sie alle Steckdosen und Maschinen in der Werkstatt stromlos schalten. Ein hoch montierter Schalter reicht nicht: Die kleinen Handwerker sorgen per Besenstiel schnell für Saft.


So bleiben die Zinken unten:


Mistgabeln für den Frontlader fallen schnell auf den Rücken, die Zinken stehen dann gefährlich nach oben. Viele Praktiker stechen die Gabel deshalb einfach irgendwo ein, und trennen sie dann vom Lader. Oder Sie schweißen an der Rückseite Flacheisen als einfache Abstellstütze an. Übrigens kippen auch manche Palettengabeln schnell auf den Rücken und können so die Füße der kleinen Entdecker quetschen. Eine einfache Abstellstütze entschärft auch diese Gefahr. Stellen Sie Schlepper oder Lader immer mit abgesenkten Werkzeugen bzw. Geräten ab!


Leere Kanister und Messbecher:


In der Saison bleiben schon mal Pflanzenschutzmittel außerhalb des Lagers stehen. Überraschend: Nach Erfahrungen von Fritz Allinger sind leere Kanister und Messbecher gefährlicher. Die Kinder holen sich die Behälter, füllen sie mit Wasser auf und spielen damit. Messbecher dienen als Trinkgefäß. Also auch leere Behälter sicher aufbewahren!


Erklären und abschließen!


Alle Behälter, auch die leeren werden in einem verschlossenen Container aufbewahrt. Den Kindern schon früh vermitteln, dass hier kein Ort zum Spielen ist.

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