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Kurz geschnitten, stramm gepresst

Lesezeit: 12 Minuten

Mit der 3000er Serie hat Pöttinger seit dem letzten Jahr die zweite Generation seiner Rundballenpressen Impress im Programm. Wir konnten die variable Press-Wickelkombination 3160 VC Pro nun über eine Saison in unterschiedlichen Erntegütern ausgiebig testen.


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Grassilage aus Rundballen hat in der Praxis einige Vorteile gegenüber der Silage aus dem Fahrsilo. Einer davon ist, dass Nacherwärmung kaum eine Rolle spielt. Skeptiker sehen aber unter anderem die begrenzten Schnittlängen als ein Problem an. Und genau hier will Pöttinger mit der Impress Rundballenpresse punkten. Denn die Impress ist derzeit die Presse mit der kürzesten theoretischen Schnittlänge am Markt. Sie verspricht außerdem sehr hohe Pressdichten, eine einfache Bedienung und einige technische Highlights. Wir wollten wissen, wie sich die Maschine aus Österreich in Silage, Heulage, Heu und Stroh schlägt und ob sie die versprochene Arbeitsqualität in Bezug auf die Schnittlängen auch erfüllt. Wir pressten mit der variablen 3160 VC Pro von April bis November rund 1200 Ballen, 450 davon im Stroh.


Fest und variabel


Das V steht bei Pöttinger für die variablen Pressen, F für die Festkammermaschinen. Der Zusatz „C“ verrät, dass es eine Kombipresse ist. Die Festkammermaschinen pressen Ballen mit einem Durchmesser von 1,30 m. Die variablen Pressen sind mit zwei verschiedenen Ballenkammern erhältlich (3160: 0,8 bis 1,55 m; 3190: 0,9 bis 1,85 m Durchmesser). Die Variante „Master“ ist die einfache Solomaschine mit einem 16-Messer-Schneidwerk und eigenem Terminal. In der Ausstattungsvariante Pro ist serienmäßig das 32-Messer-Schneidwerk montiert. Außerdem bedient man diese Modelle immer über Isobus und die Pick-up misst immer 2,30 m in der Breite. Es sind sowohl Solopressen wie auch Kombis in dieser Variante verfügbar.


Tief und schwer


Unsere 3160 VC Pro kam mit der optionalen K80-Kugelkopf-Untenanhäng-ung und der ebenfalls optionalen, hydraulischen Knickdeichsel (Standard: Obenanhängung, mechanische Neigungseinstellung). Wir sehen einen Vorteil der hydraulischen Variante bei häufigem Schlepperwechsel, vor allem, wenn verschiedene Traktorgrößen zum Einsatz kommen. Denn für einen optimalen Gutfluss braucht die Presse eine bestimmte Neigungseinstellung. Dazu gibt es an der linken Fahrzeugseite einen Aufkleber mit einer Erklärung und einem festen Maß. Man sollte dies möglichst einhalten, da es ansonsten zu Verstopfungen an der Pick-up kommen kann. Der mechanische Stützfuß mit Zweigang-Getriebe hebt die Kuppelpfanne von der Kugel. Das geht bei einer Stützlast von rund 1,35 t, dauert aber recht lange. Hier wäre zumindest optional eine hydraulische Variante gut. In unserer Pro-Variante wird die Presse über Load-Sensing mit Öl versorgt. Ein hydraulisches Druck-Umlauf-System ist auch möglich.


Auffällig ist bei der 3160 VC Pro die niedrige Bauweise. Sie misst nur 2,83 m in der Höhe, was ihr zu einem tiefen Schwerpunkt verhilft. Zusammen mit der Spurweite von 2,41 m erhöht das die Standsicherheit – gut in Hanglagen. Das Tandemfahrwerk ist bei der Kombi Standard. Mit Pneus der Größe 520/55 R 22.5 will man die 8 t schwere Presse möglichst bodenschonend über Wiese und Acker bringen.


Sauber aufnehmen


Die Pick-up der Impress kommt mit fünf Zinkenreihen, die beidseitig über Kurvenbahnen gesteuert sind. In der Mitte sind die Zinkenträger nochmals abgestützt. Die mittige Aufhängung bietet einen Pendelweg in Querrichtung von insgesamt 12 cm. Eine Kette treibt die Pick-up auf der linken Seite an. Die Aufnahmebreite zwischen den beiden äußeren Zinken liegt bei 197,5 cm. Das reichte im Test auch bei größeren Schwaden aus. Lediglich in Kurven kann das mal knapp werden.


Die Schwadrolle des Rollenniederhalters misst 20 cm im Durchmesser. Dahinter drücken Einlaufstäbe das Futter in einem einstellbaren Winkel herunter, um es sauber an den Rotor zu übergeben. Mit etwas Schraubarbeit kann man die Einlaufstäbe einstellen.


Gut gefallen haben uns die Höheneinstellung und die mechanische Entlastung der Pick-up. Die nachlaufgelenkten, seitlichen Tasträder (16x6,50-8) lassen sich werkzeuglos in neun Positionen abstecken, um die Rechhöhe anzupassen. Zudem ist die Pick-up mechanisch entlastet, was gerade bei schwierigen Bodenverhältnissen hilfreich ist. Pluspunkte gibt es für die Möglichkeit, die Pick-up auch „schwebend bzw. hängend“ zu fahren. Das ist beim Einsatz im Stroh spannend. Dazu steckt man den Weg nach unten über eine Hülse soweit ab, dass die Zinken auch bei starken Unebenheiten nicht in den Boden greifen können.


Nach oben statt nach unten


Beim Rotor arbeitet Pöttinger nach dem „Über-Kopf-Prinzip“. Dabei ziehen die Rotorsterne das Futter nicht nach unten durch die Messer, sondern nach oben. Die Rotormitte ist geradlinig zum Übergabefluss der Pick-up angeordnet, was laut Hersteller ein leichtes Anheben des Futters bewirkt. Der Rotor der Impress hat 65 cm im Durchmesser. Durch die V-förmige Anordnung der 33 Zinken will man ein „Auseinanderziehen“ des Futters erreichen, was den Ballen bis außen ordentlich und gleichmäßig füllen soll. Den Antrieb übernimmt eine Kette. Eine Nockenschaltkupplung sichert ab einem Drehmoment von über 1600 Nm vor Überlast.


Für das Schneidwerk der Impress vergeben wir Bestnoten. 32 Messer mit einer theoretischen Schnittlänge von 36 mm sind für eine Rundballenpresse bisher einmalig am Markt. Damit bewegt sich die Impress in Bezug auf das Schneidwerk auf Ladewagen-Niveau. Der Abstand der beiden äußeren Messer beträgt 112 cm. Bei dem 1,20 m breiten Kanal bleiben so seitlich jeweils nur 4 cm Platz – die Impress schneidet also konsequent bis außen! Hier kann man sich bei feuchterem Futter allerdings von geraden Ballenkanten verabschieden – der Kuh ist es jedoch egal. Wer für ein besseres Stapeln trotzdem schön gerade Kanten möchte, der kann außen jeweils mindestens ein Messer herausnehmen.


Ebenso sehr gut gelöst ist die Messerkassette. Sie lässt sich für den Messerwechsel einfach seitlich herausziehen. Dazu muss man zunächst die Pick-up absenken und die Messerkassette hydraulisch ausschwenken. Anschließend die beiden Zylinder per Splint lösen und in eine Parkposition schwenken. Dann lässt sich die gesamte Kassette mit dem Schneidwerkshebel entriegeln und herausziehen.


Nun kann man die Messer über eine zentrale Welle entriegeln und entnehmen. Die Twin-Blade-Wendemesser sind beidseitig einsetzbar. Das hilft bei langen Erntetagen. Die Gruppenschaltung erfolgt im Raster 16/16 zentral über den Hebel, auf Wunsch auch hydraulisch. Je nach Belieben lässt sich die Messeranzahl durch Fixieren einzelner Messer auch weiter reduzieren. Um Fehlbedienungen zu vermeiden, kann man die Kassette mit geöffneter Sicherungswelle nicht wieder einschieben – so soll es sein. Gegen Fremdkörper sind die Schneidwerkzeuge einzeln mit Federn gesichert. Bei Verstopfungen gibt es mehrere Möglichkeiten: Man kann die Messer aktiv aus dem Förderkanal schwenken und zusätzlich den Messerboden verfahren, um mehr Platz bei einer Blockade des Rotors zu schaffen. Damit konnten wir die Blockade immer lösen. Standardmäßig bei den Pro-Modellen gibt es auch eine Schneidwerksautomatik. Dabei schaltet man die Messer drucklos und nach gelöster Blockade und drehendem Rotor schwenken sie automatisch wieder ein – top.


Erzwungener Start


Bei der Kammer der variablen Pressen setzt Pöttinger auf vier Starterwalzen, zwei oberhalb des Rotors und zwei auf etwa gleicher Höhe. So kommt das Futter tangential in die Ballenkammer, bevor die vier Walzen es in Rotation versetzen. Weil auf der ersten Walze die höchste Last wirkt, ist diese größer ausgeführt. Die Riemen laufen dicht an den Starterwalzen, um den Ballenstart immer zu „erzwingen“. Der Ballen hat während des Pressens immer Kontakt zu den Starterwalzen, was ein sicheres Drehen gewährleistet.


Drei Endlosriemen mit einer Breite von je 37 cm formen die Ballen. Da sie zwangsgeführt sind, können sie seitlich nicht wandern. Eine Walze übernimmt den Antrieb. Auffällig war im Test, dass sich während des Pressvorgangs viel Material hinter den Riemen ansammelte. Probleme brachte das aber nicht. Hier machen die vier Reinigungswalzen ihren Job. Hinzu kommt, dass Pöttinger bewusst auf drei Riemen mit etwas größeren Abständen setzt, um bei den kurzen Schnittlängen auch noch einen Reinigungseffekt zu haben. Beim Ballenausstoß entspannen die Riemen kurz, der Ballen sackt dabei aus der Kammer.


Zwei hydraulische Riemenspanner sorgen für den nötigen Pressdruck. Am Terminal lässt sich der Druck für drei Zonen in Prozentwerten einstellen, ebenso der Durchmesser der einzelnen Zonen. Werkseinstellungen gibt es für Silage und Heu. Über je einen Ultraschallsensor links und rechts bestimmt die Software die Ballengröße und Ballenformung. Im Terminal zeigen grüne Pfeile auf der Hauptbedienseite, ob man für einen gleichmäßig geformten Ballen weiter nach links oder rechts fahren muss.


Doppelte Bindung


Pöttinger stattet die Impress standardmäßig mit einer einfachen Netzbindung aus. Die Netzrolle (bei Mantelfolienbindung auch die Mantelfolie) liegt dabei in einer Wanne aus mehreren Rollen. Eine elektrohydraulische Rollenbremse strafft Netz oder Folie (vorher elektromagnetisch). Seitlich einstellbare Anschläge führen das Bindematerial. Maximal sind Netze bis zu einer Breite von 1,40 m möglich. Für die Pro-Modelle gibt es optional die Mantelfolienbindung, bei der die Rollenaufnahme durch eine Zopfbindeeinheit erweitert wird. Das Einlegen von Netz und Folie ist einfach. Ein Aufkleber auf der Innenseite der vorderen Haube erklärt das gut. Eine seitlich schwenkbare Netzrutsche hilft beim Beladen der relativ hoch gelegenen Bindung.


Wer schnell zwischen Netz- und Mantelfolienbindung wechseln will, kann die Bindung durch eine zweite Rollenaufnahme erweitern. Unsere Testmaschine hatte diese Option an Bord. Dabei ist es egal, an welcher Position das Netz und die Mantelfolie liegen. Pluspunkte gibt es für die Netz- bzw. Folienführung auf der Breitziehrolle. Dabei sind zwei einstellbare Seitenanschläge integriert, mit denen man steuern kann, wie weit das Bindematerial um die Kanten liegt - gut.


Zum Wechsel zwischen Netz- und Mantelfolienbindung legt man das entsprechende Bindematerial ein und stellt dies im Set-Menü ein. Im Hintergrund aktiviert die Software die Zopfer, wenn man auf Mantelfolie umstellt. Im Set-Menü wählt man dann auch die Anzahl der Lagen. Gefehlt hat uns eine Einstellhilfe für die Bremse, die sich nur in einfachen Prozentwerten ändern lässt. Hier mussten wir für das Optimum einige Werte ausprobieren.


Immer zur Mitte hin


Ein Ballenheber mit seitlichen Übergabelöffeln bringt den Ballen zum Wickler. Dieser neigt sich dazu vorher zur Presskammer hin. Alle Funktionen laufen dabei automatisch ab. Gerade im trockenen Futter mussten wir die Führungsschienen des Hebers des Öfteren säubern. Hier sammelte sich schnell Futter, sodass der Heber dann seine Null-Position nicht ganz erreichen konnte. So erkennt der Näherungssensor diesen nicht und die Folgesteuerung läuft nicht weiter.


Die Wickelarme arbeiten von unten. Sehr gut gefallen hat uns, dass man die Folienrollenhalter auf die Ballengröße einstellen kann. Das geht zwar nur mit einem Schraubenschlüssel, bringt aber den Vorteil, dass die Folie immer mittig auf den Ballen kommt. Etwas schwergängig fanden wir die Klemmvorrichtung für die Folienrollen, die zudem noch recht weit oben angeordnet ist. Am Folienmagazin haben wir sonst nichts auszusetzen. Es gibt sechs Rollenhalter auf jeder Seite sowie die Möglichkeit, je zwei weitere Rollen liegend mitzunehmen – das reicht sicher aus. Die Magazine sind hydraulisch schwenkbar. Den optionalen Ballenaufsteller hatte unsere Impress nicht an Bord. Eine integrierte Ballenwaage gibt es bisher nicht.


Einfach bedienen


Die Steuerung per Isobus über Schlepperterminals war im Test immer problemlos möglich. Ein nettes Detail ist dabei, dass die Presse die Pick-up bei der Rückwärtsfahrt automatisch anhebt. Wir steuerten unsere Impress aber auch über das kleine Power-Control-Einstiegsterminal, was ausreicht.


Ein weiterer Pluspunkt ist die Heckbedienung der Maschine hinten am Wickler. Damit lassen sich alle hydraulischen Funktionen außer der Pick-up und der Messerschaltung im Stand nutzen – gut, wenn man z.B einen Ballen manuell nachwickeln möchte.


Beste Futterqualität


Im Fokus unseres Tests stand immer der Einsatz des vollen Messersatzes. Die Schnittqualität ist super, was sich auch im Trog der Tiere widerspiegelte. Ein Ausselektieren konnten wir nicht feststellen. Das Öffnen der Ballen mit Mantelfolie ist bekanntermaßen einfach. Die Pressdichten sind herausragend. Bei einem Ballendurchmesser von 1,30 m schaffte die Impress bei vollem Druck bis zu 1050 kg Futter mit einem durchschnittlichen TS-Gehalt von 35% in die Ballen. Das entspricht einer Dichte von 220 kg TM/m³. Der Dieselverbrauch lag hier bei rund 1 l pro Ballen. Wer richtig auf Leistung fahren will, der kann 180 PS starke Schlepper auslasten. Im Test reichten zum Pressen aber auch 130 PS.


Auch Futterstroh und sehr kurze Heulage konnten wir pressen. Gerade im Stroh ist die Leistung mit vollem Messersatz aber begrenzt. Damit die Pick-up hier nicht verstopfte, mussten wir langsam fahren. Bei vollem Messersatz und einem Durchmesser von 1,50 m wogen die Strohballen bis zu 380 kg. Bei unseren Durchsatzmessungen nutzen wir im Stroh den halben Messersatz. Das durchschnittliche Gewicht bei Roggenstroh lag hier bei 350 kg, was einer Dichte von rund 160 kg/m³ entspricht. Pro Ballen brauchte die Impress rund eine Minute. Da sind andere schneller. Vor allem die Doppelballenablage dauerte zu lange.


Nasses Herbstgras formten die Riemen ebenfalls problemlos zu runden Ballen. Hier muss man mit dem Pressdruck vorsichtig sein, da die Ballen sonst auch 1300 kg und mehr wiegen.


Alles in allem können wir sagen, dass die Impress hinsichtlich der Schnittqualität und Ballendichte in der obersten Liga spielt. Egal, ob man selbst in eine Presse investiert oder den Lohnunternehmer ruft, die Technik sollte das Futter immer gleichmäßig schneiden und das auch im Randbereich. Die Impress erfüllt diese Anforderung. Viele kleine Details vereinfachen das Pressen. Das Ganze lässt sich Pöttinger allerdings auch gut bezahlen. Für die von uns eingesetzte Impress 3160 VC Pro sind laut Liste 172796 € fällig. Das macht sie vor allem für den überbetrieblichen Einsatz interessant. In Grundausstattung ist die Pro-Maschine 23203 € günstiger (alle Preise exkl. MwSt.).


Ihr Kontakt zur Redaktion:


andreas.huesmann@topagrar.com


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