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Mähen & Melken: Die Milchprofis im Elsass

Lesezeit: 7 Minuten

Guten Käse gibt’s nur aus gutem Futter. Team Frankreich erlebte im Elsass (kulinarische) Lebensqualität, Technik und Landwirte aus Leidenschaft.


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Christophe Rue greift mit beiden Händen in das frische Futter und hält uns die Ration unter die Nase. Ein bisschen Stolz ist schon dabei: „Absolut sauberes Grundfutter! Das ist die Voraussetzung für unsere Qualitätsprodukte!“


Wir sind mit dem Entdeckerteam und Kuhn im Elsass. In der Region im Nordosten Frankreichs hat das Essen noch seine eigene Kultur: Hier wird gerne gut, gemeinsam und lange gegessen. Mehr als in anderen Regionen achtet die Bevölkerung auf hochwertige Ware und ist bereit, einen angemessenen Preis dafür zu zahlen. Das gilt insbesondere auch für Milch und ihre Produkte, die in ganz Frankreich einen hervorragenden Ruf haben. Die Landwirte im Elsass haben sich darauf eingestellt und sehen das als Chance.


Findige Direktvermarkter:

Unsere erste Station ist der Betrieb von Landwirt Christophe Rue in einem kleinen Örtchen auf einem Plateau vor den Vogesen. Rue bewirtschaftet 85 ha, vornehmlich Grünland, auf denen er das Futter für seine 50 Milchkühe erzeugt. Auf etwa 15 ha baut er Mais an. Gemeinsam mit drei weiteren Landwirten hat Christophe Rue eine Maschinengemeinschaft gegründet, in der sie alle Maschinen gemeinsam einkaufen und einsetzen.


Besonders beim Gras kommt es Rue auf beste Silagequalität an, denn der Betrieb vermarktet nur etwa 80 % seiner Milch an eine Molkerei. Seit über zehn Jahren wird die restliche Milch in der eigenen kleinen Molkerei zu Eis verarbeitet. Hier formt Rue’s Frau das Eis anschließend liebevoll zu Eistorten in allen erdenklichen Variationen.


In ihrem kleinen Hofladen verkaufen die Rues dann zu festgelegten Öffnungszeiten ihre Torten. Durch Qualität und Frische haben sie sich mittlerweile weit über ihr kleines Örtchen hinaus einen guten Namen gemacht. „Von nichts kommt aber auch nichts“, gibt Christophe Rue uns zum Abschied mit auf den Weg und verweist dabei auf seine top gepflegten Grünlandnarben.


Auch auf dem nächsten Zwischenstopp unserer Reise durchs Elsass – wir sind wieder im Flachland – treffen wir ein Landwirtsehepaar, das die Direktvermarktung für sich gefunden und immer weiter ausgebaut hat. Familie Jost bewirtschaftet in Dorlisheim auf einem Aussiedlerhof rund 100 ha. Neben Marktfrüchten produziert Thierry Jost auf seinen Flächen qualitativ hochwertiges Futter für seine 50 Milchkühe.


Gemeinsam mit seiner Frau stellt der Spezialist aus einem großen Teil der Milch Joghurts und Käse her und vermarktet die Produkte im hofeigenen Verkaufsladen. „Pro Liter Milch erzielen wir eine höhere Wertschöpfung aus der Direktvermarktung als aus der Molkerei-Milch“, ist das Ehepaar von seiner Strategie überzeugt.


Bestes aus Gras:

Die Futtererzeugung auf dem Betrieb Jost ist deswegen auch Chefsache: „Alles, was mit der Grasernte zu tun hat, erledige ich selber!“ Für die Käseproduktion erntet Thierry Jost seinen Grasaufwuchs als Heulage in Wickelballen. „Unser oberstes Ziel ist, so wenig Buttersäure wie möglich im Futter zu haben.“ Neben einer regelmäßigen Grünlandpflege gehört dazu vor allem eine absolut saubere Futterbergung.


Beim Mähen schwört der Praktiker auf die hydraulische Mähbalkenentlastung: „Ich war schon früh von dem System überzeugt. Auch auf unebenen Flächen passt sich der Mähbalken immer perfekt dem Boden an – das spüren wir im Futter.“ Das LiftControl von Kuhn passt die Entlastung des Mähbalkens über einen Druckspeicher dem Boden an. Vorteil des hydraulischen Systems: Vom Fahrersitz aus kann man den Speicher mit mehr oder weniger Öl beaufschlagen und so die Empfindlichkeit einfach während der Fahrt einstellen.


Auch beim Wenden achtet der Landwirt penibel auf die richtige Einstellung. Beim Schwaden lässt Jost lieber einen Halm liegen, als das Futter zu verschmutzen. „Das würde sich auf die Qualität unserer Milchprodukte sofort auswirken!“


Grünlandtechnik kompakt:

Am nächsten Tag verlassen wir das Elsass für einen Trip etwas weiter ins Innere von Frankreich. Passend zum Motto unserer Entdeckerreise gibt es in Mirecourt, südlich von Nancy, den „Salon de l’herbe“ – eine wichtige Grünlandausstellung, die an jährlich wechselnden Orten unseres Nachbarlandes stattfindet.


Hier treffen wir alle wichtigen europäischen Hersteller für Grünland- und Fütterungstechnik. Besonders praktisch für die zahlreichen Besucher: Der Veranstalter stellt jedem Hersteller in unmittelbarer Nähe seines Standes eine Grünlandparzelle zur Verfügung, auf der er seine Technik live vorführen kann.


Mischer mit Messer:

Wir sind wieder im Elsass. Eines fällt hier auf: Der größte Teil der Grassilage wird in Rundballen gepresst. Auf den meisten Betrieben sieht man also eher Wickelballen als Fahrsilos. So auch auf dem Milchviehbetrieb der Familie Bornert, die das Futter für ihre 65 Kühe mit der eigenen Presse erntet. Ungewöhnlich: Beim Pressen wird gespart. Die Silage wandert komplett ungeschnitten in die Ballen. Geschnitten wird bei den Bornerts erst im Futtermischwagen. Das ist die wohl größte Herausforderung für den Euromix. Der 12 m3 große Vertikalmischer von Kuhn muss die ungeschnittene Ballensilage komplett auflösen und schneiden. Dazu geht der Euromix mit zwei Gegenmessern zur Sache. Der Rest der Futterration ist vielseitig: Neben Mais kommen noch Roggensilage, Erbsen, Wicken, Hafer und Kraftfutter hinzu.


Die Bornerts sind sehr zufrieden mit ihrer Futterqualität und überzeugt von ihrer Strategie: „Den Mehrverbrauch an Diesel durch das etwas längere Mischen sparen wir halt beim Pressen ein.“ Eine Mischerfüllung reicht als Tagesration für die 65 Kühe. Pro Tag und Kuh kalkuliert der Betriebsleiter eine Trockenmasseaufnahme von 22 kg. „Die Ration ist für 30,5 kg Milch pro Kuh ausgelegt.“ Die durchschnittliche Herdenleistung auf dem Betrieb liegt bei 9 500 l. Vor dem vertikalen Mischer gab es auf dem Betrieb einen Horizontalmischer. „Der hat uns das Futter aber zu sehr gequetscht“, sagt uns der Praktiker. Nach einem typischen Elsässer Frühstück verabschieden wir uns von den Bornerts.


1 Mischer – 11 Betriebe:

Die nächsten Betriebe, die wir zwischen Straßburg und Saverne besuchen, haben eines gemeinsam: Sie alle haben keine eigene Fütterungstechnik – zumindest nicht direkt. Auf dem ersten Betrieb treffen wir Fahrer Thomas, der schon auf uns wartet. Thomas fährt einen SPV 14 von Kuhn. Er ist Angestellter von insgesamt elf Betrieben, die gemeinsam eine Personengesellschaft gegründet und in einen gemeinsamen Selbstfahrmischer investiert haben. Thomas ist selber gelernter Landwirt und von den elf Betrieben als fester Fahrer des Mischers eingestellt. „365 Tage im Jahr, von morgens sieben bis kurz vor Mittag ist der SPV mein Zuhause“, erzählt uns Thomas grinsend.


Tag für Tag spult er sein Programm ab. Insgesamt 16 verschiedene Mischungen erstellt er in nur vier Stunden für die Betriebe. Die Höfe liegen für eine solche Fütterungsgemeinschaft perfekt: Acht Kilometer ist die größte Entfernung zwischen den Betrieben. Insgesamt kommen für Thomas so nur 15 km für seine tägliche Runde zusammen – das ist ideal.


Die Betriebe teilen sich die Festkosten pro Mischung, hinzu kommt eine Zeitkomponente in Minutentaktung. Die reinen Maschinenkosten (ohne Futterkomponenten) für die Landwirte liegen so nur bei 1,6 Cent pro Liter Milch – ein beeindruckend niedriger Wert.


„Ganz entscheidend ist eine gute Vorbereitung auf den Höfen. Die Landwirte müssen die Silos natürlich selber abdecken oder Wickelballen auspacken“, sagt uns Thomas. „Ich muss an alle Komponenten gut rankommen!“ Nur so kann er die volle Schlagkraft – die Fräse entnimmt z.B. bis zu 3,4 t Mais pro Minute – des Selbstfahrers ausspielen. Zeitverzug durch schlechte Vorbereitung wird berechnet.


Fahrer Thomas hat seine Maschine im Griff: Im Bordcomputer des Mischers hat er alle Futterrationen gespeichert. Für jede Mischration kann er im Terminal eine individuelle Mischdauer hinterlegen und die Schneckendrehzahl anpassen. Auch die Gegenschneiden schwenkt er nach Bedarf hydraulisch ein oder aus. „Die Betriebsleiter erwarten von mir Tag für Tag eine perfekte Mischung – und die bekommen sie!“Jan-Martin Küper

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