B auern zerstören mit schweren Maschinen die Böden!Mit diesem Vorwurf werden die Landwirte seit neuestem konfrontiert.Den Anstoß gaben einige Wissenschaftler und Verwaltungsbeamte,die strengere Regeln für die Bodenbelastungen durch Traktoren und Landmaschinen fordern. Bundesweit sollen Bodenkarten erstellt werden,die abhängig von der Bodenart die Belastbarkeit vorgeben. Extreme Bodenschützer fordern sogar die Festschreibung max.zulässiger Radlasten.Würden diese Forderungen umgesetzt,dürfte die Radlast unter ungünstigen Bedingungen nur noch maximal 2 t und die Gesamtlast nur 9 t betragen. Forderungen sind praxisfremd Wie praxisfremd solche Vorschriften sind,zeigen die Radlasten der gängigen Landmaschinen.Schon Traktoren der 100 PS-Klasse liegen bei 8,0 t Gesamtgewicht.Sechsreihige Rübenroder kommen beladen auf bis zu 40 t.Selbst unter trockenen Bedingungen wäre der Einsatz vieler Maschinen nicht mehr möglich. Dass es die Bodenschützer mit strengen Richtlinien ernst meinen,zeigt die DIN-Vornorm 19 688,in der die Grundsätze festgeschrieben sind.Die Forderungen werden zusätzlich durch ein Merkblatt des Deutschen Verbandes für Wasserwirtschaft und Kulturbau unterstrichen.Obwohl es sich nicht um Gesetze oder Verordnungen handelt,könnten die Richtlinien eine besondere Brisanz erlangen:Gerichte werden sich im Rechtsstreit vermutlich darauf berufen,weil im Bodenschutzgesetz keine konkreten Angaben zu finden sind.Stattdessen setzt das Gesetz auf Eigenverantwortung der Landwirte.Nach dem Grundsatz der guten fachlichen Praxis heißt es unter §17,dass die Bodenbearbeitung unter Berücksichtigung der Witterung dem Standort anzupassen ist. Für Landwirte nichts Neues,da sie bei Missachtung dieses Grundsatzes ihre Produktionsgrundlage zerstören würden.Viele Berater und Wissenschaftler halten Richtlinien für überflüssig und kritisieren, dass wichtige Details übersehen wurden: Es gibt betriebs-und teilflächenspezifische Bodenunterschiede und Niederschlagsverteilungen. Die errechneten Maximalwerte beziehen sich auf Messungen mit nicht landwirtschaftlichen Reifen und sind nicht übertragbar. Die Aufstandsflächen moderner Reifen sind viel größer als vor einigen Jahren. Schlepperreifen können heute mit sehr niedrigen Drücken gefahren werden. Das bodenschonende Potenzial moderner Reifen und Fahrwerke wird aufgrund fehlender Beratung nicht ausgeschöpft. Viele Rübenroder fahren spurversetzt und überrollen die Flächen nur einmal. Pfluglos bearbeitete Flächen sind deutlich tragfähiger als gepflügte Felder. Pauschale Richtlinien sind praxisfremd Die vorgesehenen Regelungen schränken die Entscheidungsfreiheit der Landwirte deutlich ein.Vom Schreibtisch aus soll festgelegt werden,zu welchem Zeitpunkt ein Standort befahrbar ist.Dabei wird übersehen,dass der Landwirt den optimalen Termin viel besser bestimmen kann,weil er seine Flächen kennt und ständig beobachtet. Auch bei der Beurteilung von maximalen Belastungen ist man pauschal vorgegangen und hat ignoriert,dass Radlast nicht gleich Radlast ist.Die Beurteilungen beruhen auf Versuchen,die u.a.mit 14-lagigen Radlader-Reifen bei 3,5 bar Reifendruck durchgeführt wurden.Diese harten und hoch aufgepumpten Reifen verdichten den Boden viel stärker als moderne Schlepperreifen.Die Messungen fanden im Frühjahr auf durchnässten Böden statt. Hier hat man offenbar die gute fachliche Praxis außer Acht gelassen und sich nicht am Stand der Technik orientiert.Die Radlast soll begrenzt werden,während man den Reifendruck und die Austandsfläche nicht berücksichtigt.Die landtechnische Entwicklung der letzten Jahre wird dabei einfach über Bord geworfen. Neuere Reifen können viel höhere Radlasten bodenschonend tragen als ältere (siehe Übersicht 1).Vor etwa 30 Jahren war ein 50 PS-Schlepper hinten mit der Bereifung 13.6 R28 ausgerüstet.Die Radlast betrug 1t.Bei einem notwendigen Luftdruck von 1,2 bar war der Bodendruck mit 1,38 kg/cm 2 in der Kontaktfläche sehr hoch. Ein selbstfahrender Rübenroder kommt heute auf eine Radlast von 8,1 t.Die Bereifung 800/65 R32 hat aber eine etwa 12 mal so große Aufstandsfläche wie die Bereifung 13.6 R28.Der rechnerische Kontaktflächendruck beträgt nur 0,95 bar. Bodenschonend sind die großvolumigen Reifen vor allem,weil sie mit sehr geringen Luftdrücken gefahren werden können.Die Anhängerreifen 24 R20.5 benö-tigen bei 6 t Radlast z.B.nur 1,2 bar Luftdruck auf dem Feld.Früher waren dafür ca.3 bar notwendig.Dieses bodenschonende Potenzial wird z.T.noch nicht voll genutzt,wie die letzte Reifenumfrage von top agrar zeigt (s.04/1999,S.100).Nur 29 %der Besitzer von Niederquerschnittreifen passen regelmäßig den Luftdruck an. Bei den Standardreifen sind es nur 23%. Dabei ist der Effekt der Druckabsenkung enorm.Durch die Verringerung des Drucks von 3,0 auf 1,2 bar verdoppelt sich die Aufstandsfläche (siehe top agrar 9/2000,Seite 86).Gleichzeitig halbiert sich die Spurtiefe.Der Bodendruck im Untergrund nimmt ab und der Zugwiderstand sinkt.Trotz hoher Lasten treten im Unterboden keine Verdichtungen auf,weil der Boden elastisch reagiert.Erst nach mehrmaligem Überfahren ist eine Veränderung festzustellen ähnlich wie beim Festwalzen des Futters im Fahrsilo. Weniger Überfahrten geringerer Bodendruck Um diesen negativen Effekt zu vermeiden,sind die schweren Rübenroder heute mit fünf Rädern oder Fahrwerken zum spurversetzten Roden ausgestattet. Je nach Bauweise überrollt das Fahrzeug die Fläche nur noch ein bis max.zweimal. Wie sich die Zahl der Überrollungen auswirkt,zeigt Übersicht 2.Bei einmaliger Überfahrt verringert sich das Porenvolumen unterhalb von 25 cm Tiefe nicht.Die vierfache Überrollung führt gegenüber der unbefahrenen Kontrollfläche zu einer deutlichen Verringerung des Porenvolumens im Ober-und Unterboden. Insgesamt werden Bodenverdichtungen beim Rübenroden oft überschätzt. Das haben fünfjährige Versuche der FAL Braunschweig und des Instituts für Verfahrenstechnik der Uni Kiel in der Hildesheimer Börde gezeigt.Obwohl die Bodenverhältnisse bei der Ernte nicht immer optimal waren,brachte der nachfolgende Weizen gleich hohe Erträge wie auf den unbelasteten Parzellen. In den Untersuchungsjahren herrschten zur Ernte sehr unterschiedliche Witterungsbedingungen.In drei Jahren waren die Rodeverhältnisse optimal.Im Oktober 1996 fiel ca.100 mm Niederschlag,der für feuchte Bodenverhältnisse sorgte.Extreme Einsatzverhältnisse gab es 1998,als vor der Ernte fast 200 mm Regen fielen. Eine dauerhafte Schädigung der Bodenstruktur ist offenbar auch nach der schwierigen Rübenernte nicht aufgetreten.In allen Versuchsjahren wurden hohe bis sehr hohe Erträge erzielt.Die Unterschiede zwischen den unbefahrenen und den überrollten Flächen ließen sich statistisch nicht absichern.Das Bodenprofil und die Wurzelbildung wurden offenbar nicht beeinträchtigt. Auch die hohen Radlasten des 6-Reihers (9 bis 11 t)brachten keine Mindererträge.Die geringere Zahl von Überrollungen wirkte sich hier offenbar positiv aus.Beim 2-Reiher sind die Radlasten zwar deutlich geringer,die Fläche wird dafür aber 6-fach überrollt.Deutliche Ertragseinbußen sind auf den Vorgewenden aufgetreten.Hier werden die Flächen mehrmals überfahren,so dass die Spurtiefe deutlich zunimmt. Es kommt auf die Bodenbearbeitung an Bei der Festlegung in der DIN-Vornorm wurde außerdem die Wirtschaftsweise der Betriebe nicht berücksichtigt. Böden,die pfluglos bewirtschaftet werden,sind deutlich tragfähiger und weniger verdichtungsanfällig.Durch die höhere Aktivität der Regenwürmer entsteht ein Grobporensystem,das eine schnellere Entwässerung der Oberfläche ermöglicht. Das Bodengefüge ist deutlich strukturstabiler.In Versuchen der FAL mit einem sechsreihigen Rübenroder (6 bis 10 t Radlast)war die Spurtiefe um 2 bis 6 cm flacher als auf der zuvor gepflügten Parzelle. Mit der pfluglosen Bestellung ließen sich zusätzlich Erosionsprobleme lösen. Auch hier wird es in den nächsten Jahren vermutlich schärfere Auflagen geben. Viele Landwirte befürchten,dass der Einstieg in die pfluglose Bewirtschaftung den Krankheits-und Unkrautdruck erhöht.Durch gute fachliche Beratung könnte man umstellungswilligen Betrieben den Einstieg erleichtern und einen echten Beitrag zum Bodenschutz leisten. Stattdessen setzt man auf bürokratische Regelungen,die derzeit offenbar besser in die politische Landschaft passen. Wir halten fest Einige Experten fordern unter Ausschluss von Vertretern der Landtechnik strengere Richtlinien für den Bodenschutz und wollen diese in einer Verordnung festschreiben.Die Forderungen lassen sich mit den modernen Landma-schinen nicht einhalten.Sie sind praxisfremd,weil sie teilweise falsch ermittelt wurden und neue technische Entwicklungen einfach ignorieren.Das ist für die Landwirtschaft nicht akzeptabel. Statt beim Bodenschutz zu reglementieren und kontrollieren,sollte die Beratung intensiviert werden.Vor allem Betriebe,die den Boden durch konservierende Bearbeitung schonen wollen,brauchen eine bessere Betreuung.Informationsbedarf gibt es auch bei der passenden Bereifung und dem richtigen Reifendruck.Das bodenschonende Potenzial moderner Reifen und Fahrwerke wird auf vielen Betrieben noch nicht voll genutzt. Landwirte und Berater sind gefordert, alle technischen und pflanzenbaulichen Möglickeiten auszuschöpfen,bevor von staatlicher Seite neue bürokratische Regeln eingeführt werden.R.Lenge
${intro}