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Mit Mörtel & Harz gegen Betonschäden

Lesezeit: 10 Minuten

Schäden am Beton wandern immer tiefer. Wenn es die Statik zulässt, können Sie Abplatzungen und Risse selbst reparieren. Bau­ingenieur Bernd Lülff hat uns erklärt, worauf es ankommt.


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Zuerst zeigte sich nur ein feiner roter Rostschleier an der Silowand. Etwas später platzt der Beton flächig ab, die Bewehrung liegt jetzt komplett frei und rostet schnell weiter. Oder Wasser dringt in Spannungsrisse ein, die kurz nach dem Bau entstanden sind. Auch hier beginnt der Stahl im Beton zu rosten. Wenn Sie die Schäden nicht reparieren, wandern sie immer tiefer und gefährden irgendwann das ganze Bauwerk.


Beton und Stahl sind eigentlich die idealen Partner. Der Beton verträgt sehr gut Druckspannungen, der Bewehrungsstahl nimmt die Zugspannung auf. Beim Aushärten hat der Beton einen hohen ph-Wert von 12 bis 12,5. Das schützt die Stahloberfläche vor Rost. Doch durch äußere Einflüsse kann der pH-Wert im Beton sinken. Fällt er unter etwa 9,5 rostet der Stahl. Das Volumen der rostenden Stäbe dehnt sich jetzt aus, der Beton platzt ab, es dringen mehr Schadstoffe ein und die Schäden wandern immer tiefer.


Viele Ursachen:

Ein natürlicher Prozess ist die sogenannte Carbonatisierung: Durch die Betonoberfläche dringt Kohlendioxid aus der Luft in den Beton ein und reagiert mit Feuchtigkeit zu Kohlensäure, die den Beton angreift. Je poröser die Oberfläche des Betons, desto schneller läuft dieser Prozess. Ursachen sind häufig auch Kiesnester oder Fehler beim Verdichten. Wurde der Beton zu kurz gerüttelt ist er porös, bei zu langem Rütteln entmischt er sich und der Zement setzt sich an der Oberfläche ab. Oder die Mischung war zu nass (Wasser-Zemet-Wert zu hoch). Anfahrschäden, tiefe Kratzer sind weitere Ursachen. Und schließlich ist bei älteren Bauwerken oft die Betonüberdeckung über die Armierung zu gering, sodass es nach Jahren zwangsläufig zu Rost kommt.


Neben dem recht langsam laufenden Angriff durch das Kohlendioxid wird Beton häufig auch durch chemische Stoffe wie Salze oder Säuren angegriffen – je poröser die Oberfläche, desto schneller.


Bei den Rissen gibt es zwei Ursachen. Zu große Betonteile haben häufig Eigenspannungsrisse. Denn der Beton schwindet beim Abbinden. Deshalb werden bei fachgerechten Bauwerken entsprechende Schwindfugen eingeplant. Eigenspannungsrisse „wandern“ nach dem Abbinden des Betons nicht mehr weiter und können dauerhaft repariert werden.


Etwas problematischer sind Setzungsrisse. Hier „bewegt“ sich das Bauwerk – die Frage ist, wie stark. In Grenzen können Sie diese Risse mit einem elastischen Werkstoff reparieren.


Auch beim größten Willen zur Eigenleistung: Lassen Sie größere Schäden immer statisch bewerten. So hat z.B. ein Betonschaden am Wand-Sohle-Anschluss einer Silowand ganz anderen Einfluss auf die Standfestigkeit als eine oberflächige Abplatzung mitten auf der Wand. Außerdem müssen die Fahrsiloanlagen dicht sein, damit keine Sickersäfte austreten. Auch Schäden an Güllebehältern müssen Sie fachgerecht instand setzen lassen. Den bei falschen Reparaturmaßnahmen kann der Schaden tiefer wandern und das Bauwerk komplett gefährden. Unternehmen für diese Arbeiten müssen eine SIVV-Qualifikation nachweisen („Sanieren, Instandsetzen, Vermörteln, Verpressen“).


Oberflächliche Abplatzungen, Schäden an Betonplatten oder auch Risse können Sie aber selbst reparieren – meist dürfte es ohnehin schwierig sein, für diese kleinen Baustellen überhaupt einen Unternehmer zu finden.


Oberflächen mörteln:

Die Abplatzungen auf Platten oder Wänden können Sie gut mit einem speziellen Mörtel reparieren. Das ganze Verfahren wird auch Betonersatz genannt. Verwenden Sie dazu einen kunststoffmodifizierten, zementgebundenen Mörtel (Kennung PCC; Polymer-Cement-Concrete), der sich gut im Handauftrag verarbeiten lässt. Den Mörtel gibt es sackweise (25 kg), die Kosten liegen bei 30 bis 40 € (alle Preise im Text inklusive MwSt.). Dazu brauchen Sie eine Haftbrücke, die Sie vor dem eigentlichen Mörtel auftragen und eventuell einen Feinspachtel zur Nacharbeit. Kaufen Sie am besten nur Markenware, um sich später nicht über mangelhafte Reparaturen zu ärgern.


Und ganz wichtig: Befolgen Sie peinlich genau die technischen Anweisungen und verwenden Sie alle Kompo­nenten aus einem System. Also nicht die Haftbrücke von Hersteller A und den Mörtel eines anderen Unternehmens.


Der Mörtel der Klasse PCC I ist für waagerechte und maximal leicht geneigte Flächen geeignet. Wände oder Stellen überkopf reparieren Sie mit der Klasse PCC II. Der Reparaturmörtel hat meist eine 04er- bis 05er-Körnung, Reparaturspachtel ist deutlich feiner (01 bis 02). Mit dem Mörtel können Sie Schichten von 1 bis 5 cm Dicke auftragen. Teils lassen die technischen Vorschriften auch größere Schichtdicken zu, wenn man eine genau angegebene Menge Kies einmischt. Die technischen Eigenschaften des Reparaturmörtels nehmen dann allerdings etwas ab. Ab Schichtdicken über 2 cm müssen Sie beim Auftrag taktisch vorgehen, damit das Material keine Hohlräume bildet oder sogar von der Wand fällt. Zunächst den Mörtel per Kelle vorwerfen und nicht glätten. Es bleibt eine raue Oberfläche. Wenn der Mörtel schon Abbindereaktionen zeigt, sich also kaum noch formen lässt, ziehen Sie den Rest mit Kelle bzw. Glätter auf.


Sorgfältig arbeiten!

Zuerst müssen Sie die Reparaturstelle sorgfältig vorbereiten, also die Schadstelle bis auf den tragenden Beton freilegen. Das geht per Elektro- oder Presslufthammer (Vorsicht, nicht zu starke Vibrationen ins Bauwerk bringen), per Sandstrahl oder – wie in unserem Beispiel – auch recht gut mit einem Druckluftnadler (ab ca. 45 €). Falls Sie kein Sandstrahlgerät haben, können Sie die Reparaturstelle mit der Drahtbürste am Winkelschleifer nacharbeiten. Auch mit dem Hochdruckreiniger können Sie nichts falsch machen. Bevor Sie mit der eigentlichen Reparatur loslegen: Der Untergrund muss frei von losen, mürben Teilen sein und darf nicht mehr absanden. Entfernen Sie Bewuchs, Öle, Dichtstoffe. Die Bewehrungsstäbe müssen metallisch blank sein. Eine Beschichtung mit Rostschutz ist meistens nicht notwendig, denn der Reparaturmörtel schützt den eingebetteten Bewehrungsstahl später.


Stemmen Sie die Ränder ab, bis sich eine Kante von etwa 1 cm ergibt. Keinesfalls sollten Sie den Reparaturmörtel am Rand auf „0 auslaufen“ lassen. Er fängt dann hier direkt an, wieder abzubröckeln.


Vor dem Auftragen sollte der Untergrund gut und mehrfach angefeuchtet werden. Sonst „zieht“ der umliegende Beton das Wasser aus dem Reparaturmörtel und das Material „verbrennt“. Achten Sie darauf, dass der Reparaturmörtel nicht direkt durch starke Sonne und Wind austrocknet. Führen Sie die Reparatur deshalb besser an einem bedeckten Nieselregentag durch.


Tragen Sie jetzt die Haftbrücke mit einem Quast oder noch besser mit einer strammen Bürste auf. Bei den meisten Systemen folgt direkt der Reparaturmörtel (nass-in-nass). Achten Sie beim Anrühren auf die richtige Wassermenge. Beim Auftrag arbeiten Sie einfach mit Maurer- und Glättkelle. Verarbeiten sie den Mörtel nur innerhalb der zugelassenen Zeitspanne. Die Hersteller lassen das Wiederaufrühren nicht zu.


Mit Feinputz nacharbeiten:

Reiben Sie den Mörtel ab und ziehen Sie ihn bei Bedarf mit der Kelle glatt. An den Rändern oder auf offenporige Stellen in der Nachbarschaft des Schadens können Sie den Feinspachtel auftragen und so den Beton zusätzlich schützen. Aber auch hier führt kein Weg am sorgfältigen Vorbereiten des Untergrunds (keine Silolackreste oder andere Beschichtungsreste) und Auftragen der Haftbrücke vorbei. Den Feinputz reiben Sie zum Schluss mit einem Schwammbrett ab.


Wenn Sie den Mörtel bzw. Feinputz glattgezogen haben, decken Sie die Reparaturstelle mindestens mit einer Plane ab. Noch besser sind Säcke oder Gewebe, die Sie über die nächsten vier bis sechs Tage feucht halten. Generell sollten Sie sich nach einem chemikalienbeständigen Schutzanstrich der Wände erkundigen. Sie können sogenannte Carbonatisierungsbremsen, also spezielle Betonfarben einsetzen. Die Mittel müssen diffusionsoffen sein, sonst blättern sie ab (Angabe in „Luftschichtdicke“, mindestens 50 m).


Risse auffüllen:

Risse sollte Sie rechtzeitig schließen, bevor die Schadstoffe tief in den Beton bzw. Estrich eindringen. Die gängigen Verfahren sind das dehnfähige und das kraftschlüssige Verbinden. Beim dehnfähigen Verbinden gießen oder spritzen Sie ein Polyurethan-Harz (2 K PUR) in den Riss. Vorteil: Das Material bildet auch bei feuchten/wasserführenden Rissen eine dehnfähige Verbindung. Die meisten dieser Produkte müssen allerdings mit einer speziellen Pumpe verarbeitet werden. Dazu werden im Rissbereich vorher so genannte Packer eingebaut, die ähnlich wie Dübel mit einem Schmiernippel am Ende aussehen. Der Eigenleistungsanteil ist bei diesem Verfahren sehr begrenzt.


Eigenspannungsrisse können Sie kraft­schlüssig schließen. Ist der Beton trocken, geht das gut mit einem 2K-Epoxidharz. Im Handel oder Internet finden Sie spezielle Reparatur-Sets zum Gießen oder auch mit einer Injektionsspitze zum Spritzen (Stichwort Epoxidharz oder Gießharz). 1 bis 1,5 kg kosten inklusive Härter und Zubehör rund 25 bis 30 €. Praktisch sind Folienbeutel: Den Trennsteg zwischen Harz und Härter herausziehen und den Beutel dann intensiv durchkneten.


Reinigen Sie den Riss. Er muss sauber, fest und vor allem auch trocken sein. Schmale Risse müssen Sie etwas weiten, damit Sie das Material einspritzen können bzw. das Gießharz hineinfließen kann. Bodenrisse schneiden Sie alle 10 bis 30 cm im rechten Winkel mit dem Winkelschleifer ein und saugen den Staub mit dem Industriestaubsauger ab. In diese Querschnitte legen Sie Verbundklammern ein, die zu den Reparatursätzen gehören. Zum Schluss das Harz mit Quarzsand abstreuen und aushärten lassen.


Mit Harz:

Einen Futtertisch oder Hallenboden können Sie mit einem zweikomponentigen Epoxidharz behandeln. Sie sollten sich allerdings gut überlegen, ob Sie diese Arbeit selbst erledigen wollen. Das teure Material reagiert äußerst empfindlich auf Fehler bei der Verarbeitung oder falsche Temperaturen. Bei einer Schichtdicke von 1,5 bis 2 mm benötigen Sie rund 2 kg fertiges Material pro m2. Diese Preise bewegen sich zwischen 10 und bis über 20 €/m2.


Der Untergrund muss sauber und frei von alten Beschichtungen sein. Sie können die Fläche z. B. mit einem Betonschleifer vom Baumaschinenverleih vorbereiten. Bei kleineren Flächen geht das auch mit dem Winkelschleifer und diamantbesetzten Schleiftöpfen (ab ca. 25 €, je nach Durchmesser). Und ganz wichtig: Epoxidharz verträgt meist keine Feuchtigkeit.


Bei den meisten Systemen muss man den Boden mit einem Primer vorbehandeln, der zusätzlich kostet. Das Material wird mit einer Glättkelle aufgezogen. Einige Produkte können Sie auch mit einem Zahnspachtel bzw. Rakel am Stiel auftragen.


Wenn Sie eine Sanierung in eigener Regie mit dem Epoxid wagen wollen, probieren Sie das Verfahren vielleicht zunächst an einer begrenzten Fläche zu überschaubaren Investitionen aus.


Oberflächen sanieren:

Bei Böden in älteren Fahrsilos oder auch auf Futtertischen ist die Oberfläche oft sehr rau, teils liegen Kiesanteile komplett frei. Hier sind meistens größere Maßnahmen notwendig und die mögliche Eigenleistung fällt dann geringer aus.


In größeren Fahrsilos werden mittlerweile gerne Walzasphaltschichten eingebaut, z. B. bei der Renovierung in 4 cm Schichtdicke. Wie immer muss der Untergrund sorgfältig vorbereitet werden. Der Asphalt selbst muss säurebeständig und hoch verdichtet sein. Allerdings kann er aus technischen Gründen nicht direkt bis an senkrechte Silowände geführt werden. Die Fuge von 20 cm muss zum Beispiel mit Gussasphalt überbrückt werden.


Weil bei dem Verfahren Straßenbaumaschinen eingesetzt werden, sollte die Fläche ausreichend groß sein. Einen Beitrag über Asphalt finden Sie unter www.topagrar.com/asphalt bei uns im Internet. Auf kleineren Flächen bietet sich Guss-asphalt an, der auch von Hand aufgebracht werden kann.


Andere mögliche Verfahren für den Boden im Fahrsilo sind z. B. Verbund-estriche (am besten Hartkorn-Estrich). Das Verfahren ist ähnlich wie beim Reparaturmörtel an der Wand: Nachdem der Untergrund komplett sauber und tragfähig vorbereitet und vorgenässt wurde, trägt man eine Haftbrücke auf.


Der Estrich wird dann nass-in-nass verarbeitet und gegen Austrocknen geschützt. Die teuerste Lösung ist meist das Einbauen einer komplett neuen Betonschicht mit mindestens 10 cm Stärke und Armierung. Eine Folie trennt die neue Schicht vom Untergrund. Mit diesem Verfahren lassen sich auch große Schäden reparieren. Allerdings sollten Sie dann eventuell einen kompletten Neubau des Silos prüfen.Guido Höner

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