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Smart Farming: „Mehr Nutzen, weniger Lifestyle!“

Lesezeit: 5 Minuten

Die Betriebsgemeinschaft Neuhof aus Hohenlohe setzt bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen automatische Lenksysteme, die GPS-Ertragskartierung und einen N-Sensor ein. Welche Technik bringt den Ackerbauern am meisten?


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Als Pionier möchte Gerd Schonder von der Betriebsgemeinschaft (BG) Neuhof in Schöntal (Hohenlohekreis) nicht bezeichnet werden, obwohl der Ackerbauer schon seit 2006 mit automatischen Lenksystemen arbeitet. „Aber wir halten natürlich ständig Ausschau nach neuer Technik, mit der wir unsere Flächen effizienter bewirtschaften können“, sagt er. Schonder ist einer von 13 Gesellschaftern der BG und hat nicht nur mit automatischen Lenksystemen Erfahrung, sondern auch mit der GPS-Ertragskartierung beim Mähdrusch sowie mit der GPS-Teilbreitenschaltung bei Aussaat, Düngung und Pflanzenschutz.


Bei der Stickstoff-Düngung unterstützt ihn und sein Team ein N-Sensor, zur teilflächenspezifischen Mineraldüngung setzt er Applikationskarten ein. Alle sechs Jahre erfolgt die Grundbodenuntersuchung GPS-unterstützt. Die anfängliche Euphorie ist bei Gerd Schonder im Laufe der Zeit aber verflogen. „Bei manchen Systemen steht offenbar der Lifestyle-Gedanke im Vordergrund und nicht der Nutzen für die Praxis“, sagt er. Durch die vielfältigen und jahrelangen Erfahrungen hat er inzwischen ein klares Bild davon, was ihm wirklich etwas bringt.


Welche Technik lohnt sich?

Für unverzichtbar hält der studierte Landwirt z.B. automatische Lenksysteme. Seit 2012 sind deshalb alle acht Traktoren auf dem Hof damit ausgestattet: „So haben wir beim Spritzen oder Düngen weniger Überlappungen, können schneller fahren und das Arbeiten ermüdet nicht so schnell. Das ist für uns als Lohnbetrieb sehr wichtig.“


Diese Technik sei ab 700 bis 800 Schlepperstunden im Jahr sinnvoll. Bei geringerer Auslastung rät Schonder zur Anschaffung eines Universal-Lenksystems, das auf mehreren Schleppern einsetzbar sei: „Wichtig ist ein stabiles GPS-Signal und eine Genauigkeit von ±10cm. Damit kann man auch nachts genauso gut arbeiten wie tagsüber.“


Die BG Neuhof arbeitet mit den Lenksystemen von John Deere und Trimble. Je nach Einsatzbereich des jeweiligen Schleppers wählte er unterschiedliche Korrektursignale. So arbeitet beispielsweise der Traktor für die Aussaat mit dem Satellitensignal StarFire2 (SF2) von John Deere, das ±5cm genau sein soll.


Schätzen gelernt hat Gerd Schonder die GPS-Teilbreitenschaltung (Section Control) bei der Saat sowie der Ausbringung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Sie verhindere Doppelbehandlungen und erhöhe die Genauigkeit. „Diese Technik funktioniert sicher und überall. Zudem spart sie Saatgut sowie Dünger und steigert die Erträge“, stellt er fest. Bei Pflanzenschutzmitteln rechnet er dabei, je nach Struktur der Schläge, mit einer Einsparung von 1 bis 5%.


N-Sensor nicht flexibel genug:

Vom Einsatz des N-Sensors ist der Landwirt mittlerweile wieder abgekommen, auch wenn er z.B. bei der bedarfsgerechten Ausbringung von Wachstumsreglern hilfreich war: „Der Sensor lässt sich nicht zeitgleich mit der Spritze und dem Düngerstreuer einsetzen.“ Zudem erfordere der Einsatz und vor allem die mehrmals tägliche Kalibrierung bei sich ständig ändernden Bedingungen (Sorte, Lichtverhältnisse, Wasserversorgung, Blattnässe) umfangreiches pflanzenbauliches Know-how. Der Mensch sei schließlich auch beim Einsatz der Smart-Farming-Technik der ausschlaggebende Faktor.


Die Mitarbeiter der BG Neuhof behandeln durch drei bis sieben Überfahrten pro Kultur jedes Jahr insgesamt etwa 12000ha mit Pflanzenschutzmitteln. „Das erfordert eine gute Vorplanung und gezielte Anleitung meiner Mitarbeiter. Ein effizientes Auftragsmanagement ist dabei unverzichtbar“, sagt Schonder.


Er schwört nach wie vor auf ganz gewöhnliche Auftragszettel, die er nach der Vorplanung mittels EDV-Schlagkartei erstellt. Natürlich wäre es möglich, diesen Auftrag dem Mitarbeiter per App zu schicken. „Der Umgang und die Bedienung des Smartphones mit den Schutzhandschuhen ist aber nicht sehr praktikabel.“ Auch spricht der nicht immer ausreichende Internetempfang auf dem Feld gegen ein webbasiertes System.


Wie sicher sind die Daten?

Anders als viele seiner Berufskollegen macht er sich um die Sicherheit seiner Daten vor fremdem Zugriff wenig Sorgen: „Durch das Smartphone sind wir doch jetzt schon sehr transparent.“


Kopfzerbrechen bereitet ihm eher die enorme Datenflut: „Ich weiß oft gar nicht mehr, wann und wie ich die Daten auswerten und interpretieren soll.“ Der hohe Zeitaufwand für die Aufarbeitung der Daten war schließlich auch der Grund dafür, warum er nach über zehn Jahren wieder mit der GPS-Ertragskartierung aufgehört hat.


Wer Smart-Farming-Technik nutze, müsse sich im Klaren sein, dass damit ein weiterer möglicher Störfaktor vorhanden sei. Mit Kritik am Service der Anbieter spart Gerd Schonder nicht: „Die Werkstätten vor Ort sind mit dem Thema Smart-Farming zum Teil überfordert.“ 90% der Probleme könnten am Telefon gelöst werden. Doch was tun, wenn keine gute Hotline verfügbar ist?


Fehlende Schnittstellen:

Einen weiteren großen Knackpunkt sieht er in den fehlenden Schnittstellen zwischen den Fabrikaten. „Hier verspricht Isobus mehr, als es bisher leistet.“ Daher seien häufig Systemlösungen von einem einzelnen Hersteller nötig.


Für ihn komme das allerdings nicht infrage, weil er sich nicht einem Anbieter ausliefern wolle. „Deshalb hat bei uns jede Maschine ihr eigenes Terminal.“ Das koste natürlich.


Gerd Schonder will bei der Saat sowie bei Düngung und Pflanzenschutz stärker mit Biomassekarten, die auf Satellitenbildern basieren, arbeiten: „Sie liefern schnell ausreichend genaue und übersichtliche Informationen. Zudem sind sie deutlich günstiger.“ Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass sie mit der eigenen Ackerschlagkartei kompatibel seien.


Wie geht es weiter?

Gerd Schonders Wunsch an die Industrie wäre, Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Wachstumsregler künftig noch gezielter und effizienter ausbringen zu können. „Und auch für die Dokumentation des Produktionsprozesses und die Auswertung der Daten brauchen wir künftig einfache Lösungen, die uns Arbeit abnehmen.“ Silvia Lehnert


Gerd Schonders Wunsch an die Industrie wäre, Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Wachstumsregler künftig noch gezielter und effizienter ausbringen zu können. „Und auch für die Dokumentation des Produktionsprozesses und die Auswertung der Daten brauchen wir künftig einfache Lösungen, die uns Arbeit abnehmen.“ Silvia Lehnert

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