Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Start der Ernte 2024 Agrarpaket der Bundesregierung Pauschalierung

Aus dem Heft

Spaßbremsen für Langfinger

Lesezeit: 10 Minuten

In der offenen Werkstatt wird die Motorsäge zum Mitnahmeartikel ohne Versicherungsschutz. Wir zeigen, wie Sie Ihr Betriebs-Eigentum in Hallen, Scheunen und Ställen einfach schützen.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Ärgerlich: Die Diebe kamen in der Mittagspause und räumten fix Motorsäge, Akkuschrauber und Winkelschleifer aus der Werkstatt in ihren Kofferraum. Einzige Möglichkeit für den Landwirt, seine neuwertigen Werkzeuge noch mal wiederzusehen: Die bekannte Auktionsplattform im Internet. Hier „bereichern“ gestohlene Werkzeuge gerne das Angebot.


Noch ärgerlicher – weil die Werkstatt offen war, zahlt auch die Versicherung nicht. Deren korrekte Begründung: Es handelt sich um „einfachen Diebstahl“ bei dem keine Widerstände überwunden wurden. Und der ist nicht versichert.


Auf die „Mitnahmeartikel“ haben es oft reisende Diebestrupps abgesehen. Die Strategie ist einfach: Einer läutet z. B. an der Haustür und versucht, den Bewohnern etwas anzudrehen. Ein Zweiter sieht sich derweil auf dem Hof um. Gelegenheit macht eben Diebe. Teils kommt es zu regelrechten Diebstahlserien in bestimmten Regionen, wenn die Langfinger von Hof zu Hof fahren und hier Tage der offenen Tür sind.


Etwas anders sieht die Rechtslage aus, sobald etwas aufgebrochen wird. Dann geht’s um den Tatbestand des Einbruchdiebstahls. Die Versicherung kommt im Rahmen der Police für den Schaden auf.


Wir haben mit der Kripo und Versicherungsexperten gesprochen, wie man den Langfingern den Spaß verderben kann. Selbst wenn die Versicherung zahlt: Diebstahl ist einfach ärgerlich! Viele wollen den Langfingern auch keinen Triumph gönnen.


Mit der Versicherung sprechen:

Klären Sie mit Ihrer Versicherung, bis zu welcher Höhe Einbruchdiebstähle gedeckt sind. Vor allem landwirtschaftlich orientierte Versicherungen integrieren den Einbruchdiebstahl oft automatisch in die Feuerversicherung. Die Schadensumme ist dann aber auf z. B. 5 000 € begrenzt. Achten Sie darauf, dass die Werkzeuge zum Neuwert versichert sind. Im Normalfall haben die Versicherungen bei diesen Verträgen keine besonderen Anforderungen an die Sicherung: Es muss aber abgeschlossen sein!


Horten Sie in Ihrer Werkstatt oder Halle teure Werkzeuge oder vielleicht Geräte-Terminals, sollten Sie über eine Erhöhung der Versicherungssumme nachdenken. Je nach Höhe der Summe erwartet die Versicherung dann teils besondere Sicherungsmaßnahmen, die Sie vor Ort mit den Mitarbeitern absprechen sollten.


Ein Sonderfall sind für viele Versicherungen Reitsättel, die besonders gerne gestohlen werden. Sie sind leicht zu tragen, auch gebraucht locker 2 000 € wert und schnell zu verkaufen. Betroffen sind vor allem Pensionspferdebetriebe oder Höfe mit Reithallen. Die Versicherungen setzen deshalb bei Sattelkammern oft besondere Sicherungsmaßnahmen voraus, wie z. B. Gitter an den Fenstern oder bestimmte Türen.


Wenn es richtig sicher werden soll: Bei der Kriminalpolizei gibt es Spezialisten, die auch vor Ort beraten. Die Beratungsstellen finden Sie unter anderem auf der Homepage www.polizei-beratung.de und auch auf der (gewerblichen) Internet-Seite www.einbrecherfrust.de unter „Polizeiliche Beratungsstellen“. Sehr gute Informationen stehen auch im Netz unter www.zuhause-sicher.de.


Einfache Sicherungen:

Schließen Sie die Werkstatt ab! Theoretisch kein Problem, doch es ist ziemlich lästig, das auch tagsüber sicherzustellen. Sie können dann nicht mal eben schnell in die Werkstatt huschen und einen Hammer oder eine Zange holen. Besser: Bunkern Sie die wertvollen Werkzeuge, die man ohnehin nicht täglich braucht, in einem Stahlschrank. Gebrauchte oder neue Schränke gibt es jede Menge im Netz. Bei eBay starten die Sofortkauf-Angebote für neue, abschließbare Schränke bei rund 200 €. Natürlich sind das keine Tresore, sie reichen aber, um aus dem einfachen Diebstahl einen Einbruchdiebstahl zu machen.


Etwas schwieriger wird es, größere Geräte zu sichern, vor allem in der Maschinenhalle. Wenn Sie hier auf Nummer sicher gehen wollen, mauern Sie eine Ecke ab und verschließen den Raum mit einer stabilen Tür. Einfacher, aber nicht ganz so hübsch: Sie stellen einen Seecontainer auf. Container lassen sich gut verschließen und kosten gebraucht ab 1 000 € (20 Fuß bzw. ca. 6 m; je nach Zustand und plus Transport).


Ärgerlich ist auch der Diebstahl von Solar-Wechselrichtern, die vor allem bei Lieferengpässen sehr beliebt sind. Einfachster Schutz: Der richtige Montageort. Die begehrten Kästen müssen ja nicht auf Augenhöhe an der Stallrückwand hängen. Im Gebäude sind sie viel besser geschützt, auch vor Erwärmung. Wenn die Geräte jetzt noch weiter oben hängen, sind sie kein richtiger „Mitnahme-Artikel“ mehr. Nachteil: Die Displays lassen sich nur schlecht ablesen, wenn Sie keine externe Datenerfassung haben.


Diebe haben keine Zeit!

Diebe sind von Natur aus unter Zeitdruck. Ein Täter will in 5 bis 8 Minuten drin sein. Wird es dem Einbrecher zu kompliziert, sucht er sich lieber einfachere Gelegenheiten. Wenn Sie Ihr Eigentum schützen wollen, machen Sie den Dieben die Arbeit schwerer. Anstatt einfacher Vorhängeschlösser verwenden Sie besser so genannte Diskusschlösser der Markenhersteller. Hier kann der Dieb keinen Bolzenschneider ansetzen. Gleicher Effekt: Schweißen Sie aus ein paar Flacheisen einen Kasten fürs Schloss zusammen, in den Sie nur von unten oder der Seite hereingreifen können, um das Schloss zu öffnen. Ähnlich funktioniert z.B. auch das Containerschloss von Abus.


Natürlich sollte auch die Tür nicht von Pappe sein. Das beste Schloss nutzt wenig, wenn der Einbrecher die Tür einfach aus den Angeln heben oder eintreten kann.


Fenster können eine weitere Schwachstelle eines Raumes sein. Im Wohnbereich gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit speziellen Beschlägen oder Folien den Einbrechern auch hier das Leben schwer zu machen. In Betriebsgebäuden können Sie die Fensteröffnung auch einfach vergittern. Doch Versicherungs- und Polizeiprofis sind sich nicht immer einig, ob das Gitter besser von außen oder innen montiert wird. Vorteil außen: Der Einbrecher sieht vor dem Einschlagen der Scheibe, dass es hier schwierig wird. Innenmontage: Stört die Ansicht des Gebäudes nicht und der Täter muss die Stäbe mühsam durch das zerbrochene Fenster zerstören. Das kostet ihn meist zu viel Zeit, er gibt auf.


Die Gitter können Sie auch selbst bauen. Der Abstand der Stäbe sollte möglichst nicht größer als 12 cm sein, damit Kinder ihren Kopf nicht hindurchstecken können. Bauen Sie einen Sägeschutz ein: Schweißen Sie das Gitter aus Rohren zusammen, in denen lose Rundstäbe liegen, die sich beim Sägen mitdrehen. Bei langen Stäben über 1 m Querstreben einbauen. Nach der Montage des Gitters die Schraubenköpfe verschweißen.


Mechanik vor Elektronik:

Bewegungsmelder, Kameras oder Alarmanlagen verhindern keinen Einbruch, sie dokumentieren ihn. Das heißt: Die mechanische Sicherung kommt immer an erster Stelle!


Außenbeleuchtung kann abschrecken, muss aber nicht. Teils freut sich der Einbrecher, dass er keine Taschenlampe braucht. Außerdem wird sehr häufig auch tagsüber eingebrochen, das ist weniger auffällig.


Wenn Sie einen Bewegungsmelder einsetzen, achten Sie auf hochwertige Geräte, die sich nicht schon von kleinen Tieren irritieren lassen (einstellbare Empfindlichkeit bzw. eingrenzbarer Überwachungsbereich). Wenn das Licht andauernd an- und ausgeht, nimmt keiner die Beleuchtung mehr ernst.


Kameras haben kaum eine abschreckende Wirkung. Sie helfen allerdings, einen Täter zu überführen, der sich sicher fühlt. Das klappt gut, wenn der Dieb polizeibekannt ist oder vielleicht sogar aus der Nachbarschaft kommt. Die Kameras sollten aber versteckt aufgehängt sein, damit sich der Einbrecher nicht auf das Fotoshooting einstellen kann und die Kamera direkt zerstört (kann aber u. U. Datenschutz-Probleme mit sich bringen).


Dezent sind moderne, elektronische Kameras (CCD). Die Optik kann z. B. in einen Bewegungsmelder mit Scheinwerfer integriert sein, der sich kaum von üblichen Bewegungsmeldern unterscheidet. Die Aufnahmen landen auf einer Speicherkarte, die Sie dann einfach per PC auslesen können. Diese Lösungen mit annehmbarer Bildqualität gibt es ab rund 120 € im Elektronikfachhandel. Für gestochen scharfe Aufnahmen sollten Sie eine Kamera mit mehr als 1 Megapixel Auflösung wählen.


Wenn das Gebäude etwas abseits liegt, können Sie sehr einfach mit einem Taster an der Tür und einer Sirene eine kleine Alarmanlage bauen. Wenn der Lärm die Diebe auch nicht vertreibt, im Wohnhaus weiß man sofort, dass etwas nicht stimmt. Die Anleitung für die Alarmanlage finden Sie auf unserer Homepage (www.topagrar.com im Leserservice).


Falls Sie mit einer „echten“ Einbruchmeldeanlage (EMA) aufrüsten wollen, sollten Sie sich nicht für das billigste Modell entscheiden. Ein guter Hinweis auf ordentliche Qualität ist das VdS-Prüfsiegel (Verband der Sachversicherer). In keinem Fall darf die Anlage ständig Fehl­alarme auslösen – dann nimmt keiner den Alarm mehr ernst.


Die einzelnen Sensoren sollten über ein Kabel mit der Anlage verbunden sein, nicht per Funk (Batteriewechsel notwendig, Übertragung lässt sich stören). Durch Bustechnik hält sich der Aufwand fürs Verkabeln aber in Grenzen: Eine zweiadrige Leitung von Sensor zu Sensor reicht. Brauchbare Anlagen gibt es ab ca. 1 000 €.


Zuverlässiger Hofhund!

Ärger mit dem Hofhund möchten Einbrecher in jedem Fall vermeiden. Die Versicherungsprofis bescheinigen einem ambitionierten Hofhund eine deutlich bessere Abschreckung als jedem Gitter oder jeder Kamera.


Achten Sie auf fremde Fahrzeuge bzw. Personen in der Nachbarschaft. Vor allem, wenn Ihre Nachbarn unterwegs sind und sich die Personen länger auf dem Hof aufhalten, sollten Sie nachsehen, was die dort treiben. Wenn Ihnen die Sache nicht geheuer ist, rufen Sie ruhig die Polizei. Die Beamten freuen sich auch über notierte Autonummern, wenn später ein Einbruch aufgeklärt werden muss.


Markieren & fotografieren?

Sollten Sie Geräte oder Werkzeuge markieren, um den Dieben den Spaß zu verderben? Die Wirkung einer deutlichen Markierung ist umstritten: Die Kennzeichnung hält einen Dieb kaum davon ab, etwas mitzunehmen – vor allem, wenn er schon so weit gekommen ist. Außerdem findet die geklaute Ware oft Abnehmer im Ausland, und dort ist die Markierung wirklich egal.


Einige Kripo-Berater sehen das anders: Wenn reisende Diebe erwischt werden, lassen sich markierte Gegenstände deutlich einfacher zuordnen. In jedem Fall muss die Markierung dauerhaft sein – ein Farbstift reicht nicht. Am besten mit ­einem Dremel direkt ins Gehäuse fräsen, z. B. Ihren Namen plus komplette Telefonnummer oder E-Mail-Adresse.


Auch bei einer Inventarliste sind die Meinungen unterschiedlich: Die Fahnder hätten am liebsten die genaue Geräte­nummer der Werkzeuge – was vielen zu lästig ist. Und auch die Versicherung erwartet kaum, dass Sie die Nummer des Winkelschleifers notiert haben. Doch falls eingebrochen wurde, erleichtert eine Liste die Meldung bei der Versicherung ungemein. Oft fällt erst viel später auf, dass etwas fehlt. Wenn Sie nicht schreiben wollen, machen Sie doch einfach Digital-Fotos von den Werkzeugen.


Maschinen in der Feldscheune:

Feldscheunen oder Ställe im Außenbereich sind ein sehr begehrtes Ziel für Diebe, die sich auf Landtechnik spezialisiert haben. Klären Sie mit Ihrer Versicherung, ob und wie hoch Geräte und Maschinen hier versichert sind.


Auch wenn die Gebäude abgeschlossen sind: Der Schlüssel liegt häufig auf dem Türgesims – man will ja nicht wieder umkehren, weil man ihn wieder zu Hause vergessen hat. Wenn es ein Schlüsselproblem gibt: Sichern Sie die Tür doch mit einem einfachen Codeschloss (gute Qualität ab ca. 200 €). Der Einbau ist einfach: Den Schließzylinder gegen einen Zylinder mit elektrischem Antrieb austauschen und das kabellose Bedienfeld an der Wand montieren. Der Zahlencode lässt sich bei Bedarf einfach ändern.


Bordcomputer, Gelenkwellen oder Schneckenkornstreuer können Sie im Außenbereich nur schwer sichern. Eventuell bietet sich auch hier die Container-Lösung an. Recht einfach lassen sich Anhänger schützen. Das geht z.B. mit einem Bolzen plus Schloss durch die Zugöse. Diese Sicherungen gibt es z. B. bei www.trailerparts24.eu im Internet. Mit etwas Geschick lässt sich die Sicherung aber auch selbst aus einem Bolzen herstellen. Oder Sie hängen ein stabiles Fahrrad-Bügelschloss durch die Öse. Natürlich lassen sich auch diese Sicherungen knacken, aber der Dieb braucht mehr Zeit – und die hat er meist nicht.


Ida Hartmann,


Guido Höner

Die Redaktion empfiehlt

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.