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Spritzentrends: Breiter, schneller, genauer

Lesezeit: 8 Minuten

Wohin geht die Entwicklung in der Spritzentechnik? Zusammen mit dem Pflanzenschutzexperten Harry Kramer von der Landwirtschaftskammer NRW fassen wir die zwölf wichtigsten Trends kurz zusammen.


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1.?Breiter oder schneller:

Nur so lässt sich die Pflanzenschutz-Leistung auf dem Acker weiter steigern. Mittlerweile ist auch bei den Gestängen der landwirtschaftlichen Top-Spritzen die 40-m-Marke geknackt.


Die Anforderungen an die Gestängeführung wachsen deutlich. Automatische Abstandssensoren mit aktiver Steuerung werden mehr. Leeb zeigte ein Gestänge mit bis zu 10 Sensoren und variabler Geometrie: Mit mehreren Drehpunkten folgen diese Ausleger den Feldkonturen immer dichter. Ziel ist ein gleichmäßiger Düsenabstand von 40 bis 60 cm über dem Bestand. Die Zahl der Gelenke, der Hydraulikkomponenten und damit die Kosten steigen deutlich. Bisher gibt es noch keine anerkannte Methode, die Genauigkeit dieser Systeme neutral zu überprüfen – langfristige Praxiserfahrungen fehlen.


Auch die Gestängehöhen wachsen: Späte Rapsbehandlungen oder Fungizid/Insektizideinsatz im Mais sind die Treiber. Die Firmen lösen das mit Hubmastverlängerungen oder mit Kombinationen aus Hubmast und Parallelogramm (z. B. Studie der Lemken Vega). Wegen der Spätanwendungen wird die Zahl der Selbstfahrer weiter wachsen. Viele Hersteller bieten Fahrzeuge mit Portal- bzw. Teleskopfahrgestellen und enormer Bodenfreiheit an (Agrifac, Dammann-Highlander...).


2.?Intelligent befüllen:

Elek-tronische Füllstandsanzeigen plus Füllstopp werden zum Standard. Aber nur bei richtiger Kalibrierung arbeiten die Systeme genau.


Praktisch sind rechnergestützte Hilfen, die beim Dosieren der Mittel helfen, wie der Tank Fill Claculator von John Deere (das Display zeigt die Menge der einzelnen Mittel passend zur geplanten Fläche).


Der nächste Schritt (für Großbetriebe) ist das automatische Dosieren wie beim neuen Quantofill M von Agrotop. Das System dosiert die Mittel in passender Menge und richtiger Reihenfolge aus Großgebinden direkt in die Spritze.


Für Granulate hat das Gerät eine eigene Einspülschleuse. Es gibt keinen Kontakt von Mensch und Mittel, die Spritze kann schneller mit Klarwasser befüllt werden (Einmischzeiten an der Spritze fallen weg), die Einspül-schleuse der Spritze wird nicht kontaminiert, es gibt weniger Probleme durch hohe Konzentrationen zu Beginn des Anmischens, das System reinigt sich automatisch und vor allem nimmt die Gefahr durch Dosier-fehler ab.


3.?Leistung & Logistik:

Leistung lässt sich durch Logistik steigern. Das gilt vor allem beim Befüllen. Amazone stellt ein intelligentes System vor, das den Fahrer an das recht- bzw. frühzeitige Befüllen erinnert, um unnötige Wege einzusparen (die Brühe reicht nur noch bis zur Mitte der Fahrgasse, also besser vorher auffüllen und Doppelfahrten durch die Gasse vermeiden).


Interessant ist auch der Restmengenplaner: Das System teilt die noch vorhandene Menge auf die restliche zu behandelnde Fläche auf. Der Fahrer legt dazu die Grenzen für die erlaubte Abweichung nach oben und unten fest (Über- bzw. Unterdosierung).


Wasserwagen im Feld und größere Fässer bringen Logistikvorteile. Bei den größten Tandem-Anhängespritzen erreichen einige Güllefassniveau. Die Obergrenze bei den Einachsern hat sich bei rund 6 000 l eingependelt.


4.?Sicher schneller fahren:

Das Thema „Menge runter, Geschwindigkeit hoch“ wird intensiv diskutiert. 12 bis 14 km/h sind unter guten Bedingungen okay, größere Betriebe mit langen Schlägen fahren auch schneller. Je schneller, desto höher die Anforderungen an die Stabilität der Spritze und die Dosiertechnik (v. a. in der Beschleunigungsphase und/oder bei großen Ausbringmengen). Schnell fahren, geringe Menge und grobe Tropfen = Abnahme der biologischen Wirkung. Feine Tropfen = mehr Drift und Verschweben durch Thermik. Einige Praktiker fahren außen langsamer und legen ein doppeltes Vorgewende an (mehr Platz zum Abbremsen und Beschleunigen). Weitere mögliche Tempolimits: Wind, Temperatur, Stadium, Bestandsdichte und Wirkung des Mittels. Also: Geschwindigkeit und Menge müssen zur Maßnahme passen. Fungizide sollten nicht unter 150 l/ha ausgebracht werden, andere Mittel vertragen auch 100 l/ha.


5.?Gebläse machen weiter Wind:

Die Vorteile der Gebläseunterstützung sind bekannt, aber auch die Nachteile: Hoher Bauaufwand, voluminöse Luftführung, großes, zentrales Gebläse. Agrifac zeigte auf der Agritechnica eine deutlich kompaktere Lösung mit Einzelgebläsen für jede Teilbreite. Vorteile: Gleichmäßigere Luftverteilung, einfachere Regelung, Abschaltung von Teilbreiten. Dafür aber deutlich aufwändiger. Das System wäre in Zukunft sicher eine interessante Anwendung für elektrische Antriebe.


6.?Dichter ran:

Je kleiner der Zielflächenabstand, also je dichter die Düse über dem Bestand arbeitet, desto geringer die Abdrift. Die Tropfen können kleiner sein, die biologische Wirksamkeit steigt. Voraussetzung dafür: 25 cm Düsenabstand in der Leitung anstatt 50 cm, also doppelte Anzahl von Düsen pro Meter Arbeitsbreite. Der geringe Abstand lässt sich aber nur in entwickelten Beständen (Ährenbehandlung) und mit optimaler Gestängeführung umsetzen. Bei Vorauflauf- oder sehr frühen Behandlungen besteht die Gefahr von Bodenkontakten und Gestängeschäden.


7.?Teilbreiten per Satellit:

Wird in fünf bis zehn Jahren Standard sein und bewährt sich nicht nur auf Großbetrieben. Das System zahlt sich auf unregelmäßig geformten Schlägen aus, vor allem bei Nachtarbeit. Es kommt zu weniger Doppelbehandlungen, die errechnete Brühemenge passt (weniger Restmenge), Mittel lassen sich einsparen. Beim Ausbau zum Vorgewendemanagement hebt das Gestänge automatisch beim Wenden aus, dadurch vor allem bei hohen Fahrgeschwindigkeiten weniger Bodenkontakte. Bei weiterentwickelten Systemen schaut bzw. schaltet die Spritze voraus: Leitungsquerschnitte, Schaltzeiten und andere Verzögerungen sind im Rechner hinterlegt. Auch bei höherer Geschwindigkeit kommt so sofort die richtige Menge aus der Düse.


8.?Jeder Düse ihren Schalter:

Bisher arbeitet die GPS-Schaltung mit fixen Teilbreiten, doch viele Firmen arbeiten an der Einzeldüsenschaltung, die sich dann ideal mit einem Zirkulationssystem kombinieren lässt.


Bei der Düsenschaltung geht’s weg von den pneumatischen Lösungen hin zu Elektromotorventilen mit sehr schnellen Schaltzeiten. Integrierte Kondensatoren puffern beim Schalten die elektrische Verbrauchsspitze ab. Vorteil der elektrischen Schaltung: Jedes Ventil hat seine eigene „Adresse“ im Daten-Bus der Spritze und kann individuell angesteuert werden (freie Teilbreiten). Bei der pneumatischen Schaltung ist nur die Schaltung von festgelegten Gruppen möglich (zentraler Ventilblock).


9.?Düsen einzeln überwachen:

Pflanzenschutz bei Nacht wird immer mehr zum Thema. LED-Beleuchtung der Düsen oder des ganzen Gestänges soll Störungen schneller sichtbar machen, setzt aber voraus, dass man alle Düsen immer im Blick hat. Verstopfte Düsen, auch teilweise, führen zu Minderwirkungen und Resistenzen. Auf der Agritechnica war die Einzeldüsenüberwachung deshalb ein wichtiger Trend. Hier stellten Inuma, Altec, Lemken und TeeJet unterschiedliche Lösungen vor. Die ersten Drei erkennen „einfach“, ob die Düse zusitzt oder nicht (Anzeige im Monitor und am besten per leuchtender LED direkt an der verstopften Düse).


TeeJet arbeitet mit Mini-Messturbinen an jedem Düsenstock. Vorteil: Sehr genaue Überwachung der aktuellen Ausbringmenge (ist überall die richtige Düse montiert?). Nachteil: Hoher Aufwand und hohe Kosten, Gefährdung der Messtechnik durch AHL, Schmutz und/oder Ablagerungen von Mittelresten.


10.?Computer wählt Düse:

Automatische Mehrfachdüsenhalter schalten bis zu vier Düsen computergesteuert und zwar nicht in erster Linie aus Komfortgründen. Bei gleichen Düsentypen mit unterschiedlichen Kalibern erhöht das System den Bereich der Ausbringmenge: Also beim „Speedspritzen“ niedrigere Menge in der Beschleunigungsphase und „Hochschalten“ auf die nächst größere Düse bei Endgeschwindigkeit – der Mengenbereich einer einzelnen Düse würde dazu nicht reichen. Die Technik erweitert so auch die Möglichkeiten beim Spritzen nach Applikationskarten (deutlich unterschiedliche Ausbringmengen auf Teilparzellen).


11.?Sensor steuert Spritze:

Das wäre die Ideallösung – Sensoren erkennen online den aktuellen Befall, Unkräuter oder die Entwicklung des Bestandes, und der Rechner dosiert automatisch die passende Menge Pflanzenschutzmittel (wie ein N-Sensor am Düngerstreuer). Genial wäre das mit einer Direkteinspeisung, bei dem mehrere Mittel erst in der Spritzleitung in der passenden Konzentration zugemischt werden (im Tank nur Klarwasser). Gleichmäßiges Mischen auf kurzer Strecke, unterschiedliche Verträglichkeiten der Mittel und die schwierige Reinigung haben die Direkteinspeisung aber bis heute gebremst.


Dammann zeigte deshalb zur Agritechnica eine Spritze, die mit zwei komplett getrennten Flüssigkeitskreisläufen bis zur zweiten Düsenleitung ausgestattet ist. So lassen sich zwei unterschiedliche Mittel bzw. Konzentrationen ausbringen, die ersten Versuche per Sensor laufen. Zugegeben ein ziemlich aufwändiger Ansatz.


12.?Automatisch reinigen:

Die Reinigung arbeitet zunehmend automatisch, spült alle Leitungen und Ventile und schützt so vor Schäden durch Mittelreste. Voraussetzung: Automatische Ventile. So muss der Fahrer nicht mehrfach absteigen und durch den kontaminierten Bestand laufen. Bei einigen Herstellern kann der Fahrer zwischen mehreren Reinigungsprogrammen mit zunehmender Intensität wählen (Dammann, Kverneland, John Deere)


Die meisten Firmen arbeiten bei der Reinigung absätzig: Mit Teilmenge aus dem Klarwassertank reinigen, ausbringen, wieder reinigen (bis zu drei Wiederholungen). Deutlich schneller geht’s mit der kontinuierlichen Innenreinigung. Eine zusätzliche Pumpe fördert hier permanent Wasser durch die Reinigungsdüsen, Ventile und Leitungen. Die Spritzpumpe bringt dabei die immer weniger konzentrierte Brühe aus. Auf dieses System setzen u.a. Leeb, Inuma und John Deere. Das Jki wertet gerade einen top agrar Vergleich unterschiedlicher Reinigungssysteme aus.G. Höner

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