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Teurer Diesel: Bauern steigen auf Rapsöl um

Lesezeit: 5 Minuten

B ei den hohen Kraftstoffkosten brauchen wir eine Alternative, sonst können wir zu den heutigen Marktpreisen nicht mehr produzieren, schildert Jürgen Hacke aus Wehnsen in Niedersachsen die Situation auf den Betrieben. In diesem Jahr kommt es für die Landwirte besonders dick: Die Agrardieselbeihilfe wurde verringert und zeitgleich steigen die Dieselpreise ins Astronomische. Bis zu 1,15 E muss man derzeit für einen Liter hinblättern. Dagegen ist Rapsöl für rund 60 Cent/l zu haben. Getrieben vom Einsparpotenzial schütten immer mehr Landwirte Rapsöl statt Diesel in den Schleppertank. Motorumrüster können sich vor Aufträgen kaum retten. Wir haben in diesem Jahr bereits 70 Traktoren umgerüstet, berichtet Hermann Ehrhorn, Geschäftsführer eines Landtechnik-Fachbetriebs im niedersächsischen Edemissen. 80 000 E Fördermittel des hannoverschen Landwirtschaftsministeriums für die Umrüstung auf Pflanzenöl waren bereits nach fünf Tagen ausgeschöpft. Die Euphorie lässt viele Praktiker die Risiken vergessen. Die Motorenumrüstung ist teuer und nicht immer ausreichend erprobt. Im 100-Schlepper-Programm des Bundeslandwirtschaftsministeriums haben 44 der 111 Schlepper den Rapsöl- einsatz nicht schadlos überstanden. Entsprechend vorsichtig sind die Traktorenhersteller. Sie erteilen generell keine Freigabe für den Biosprit. Treten Reparaturen oder Totalschäden auf, bleibt der Landwirt auf den Kosten sitzen. Wann rechnet sich die Umrüstung? Ohnehin rechnet sich die Umrüstung nur ab einem bestimmten Jahresverbrauch. Solange die Agrardieselbeihilfe gewährt wird, ist der Pflanzensprit nicht für jeden Betrieb interessant. Wer jährlich 5 000 l verbraucht, kann mit Rapsöl nur zwischen 1 000 und 1 300 E sparen (s. Übersicht Seite 64). Dem stehen die Kosten für die Umrüstung (2 300 bis 6 000 E pro Motor) gegenüber. Außerdem sollte man einen Risikozuschlag berücksichtigen, für den Fall, dass der Motor durch den Raps- öleinsatz Schäden erleidet. Bei Dieselpreisen von 1,15 E/l liegt die Einsparung bei bis zu 3 000 E. Dann ist die Umrüstung auch bei geringeren Verbräuchen sinnvoll. Besonders spannend ist die Umstellung für Betriebe, die über der Förderungsgrenze von 10 000 Liter beim Agrardiesel liegen. Betriebe mit einem Jahresbedarf von 20 000 Litern sparen zwischen 5 200 und 6 200 E im Jahr. Die Umrüstkosten für mehrere Motoren lassen sich bereits in zwei, drei Jahren herausfahren. Neu muss jeder Betrieb kalkulieren, wenn ab 2009 auch auf Pflanzenöl Kraftstoffsteuer erhoben wird. Aufpassen bei der Umrüstung Auf keinen Fall sollte man vorschnell auf Rapsöl umstellen. Nutzen Sie die Erfahrungen, die im 100-Schlepper-Programm und auf den Pionierbetrieben gesammelt wurden: ? An der Umrüstung des Motors führt kein Weg vorbei, da Pflanzenöl andere Kraftstoffeigenschaften als Diesel besitzt. ? Mit der Umrüstung erlischt die Garantie des Schlepperherstellers. ? Die Umrüstkonzepte lassen sich in Eintank- und Zweitanksysteme unterteilen. Beim Eintanksystem läuft der Motor ausschließlich mit Rapsöl. Beim Zweitanksystem wird mit Diesel gestartet und dann auf Pflanzenöl umgeschaltet. Kurz vor dem Abschalten des Motors muss wieder auf Dieselkraftstoff gewechselt werden. ? Langzeiterfahrungen zu fünf Umrüstkonzepten gibt es derzeit nur aus dem 100-Schlepper-Programm. Außerdem werden weitere Umrüstkonzepte angeboten, die sich im LKW-Bereich bewährt haben. Der LKW-Einsatz ist wegen der gleichmäßigeren Motorbelastung allerdings nicht mit den wechselnden Einsatzbedingungen der Traktoren zu vergleichen. ? Im Pflanzenölbetrieb muss der Schleppermotor mit möglichst hoher Last fahren. Als Faustregel gilt: 1 600 Umdrehungen pro Minute sollten nicht unterschritten werden. Im Teillastbetrieb kann das Pflanzenöl in den Motorölkreislauf eindringen. Die Folgen sind Ablagerungen und Verschleiß. ? Das 100-Schlepper-Programm hat gezeigt, dass Störungen und Schäden oft auf schlechte Ölqualitäten zurückzuführen sind. Mit dem bisher geltenden, unverbindlichen Weihenstephaner Qualitätsstandard wurde eine Vornorm für Rapsölkraftstoff entworfen. Sie soll ab 2006 in eine DIN-Norm münden. Damit können Landwirte ihren Öllieferanten bei mangelnder Ölqualität für Schäden leichter haftbar machen. ? Die Anbieter von Umrüstungskonzepten bieten den Landwirten teilweise eine Garantie auf die bei der Umrüstung verwendeten Teile. ? Wer Maschinen umrüsten will, kann beim Bundesverbraucherschutzministeri-um Förderungen beantragen. Darüberhi-naus stellen auch die Bundesländer Mittel zur Verfügung. ? Einige Versicherungen haben besondere Policen für Pflanzenöl-Traktoren im Programm. Die Prämien belaufen sich auf 400 bis 800 E pro Jahr. Teilweise werden nur die eingebauten Umrüstteile und nicht der komplette Motor versichert. Weitere Infos Unter folgenden Adressen erhalten Sie weitere Auskünfte zum Thema: ? Die FNR (Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe) gibt unter www.bio-energie.de umfangreiche Informationen zu Herstellung, Umrüstung und Einsatz von Pflanzenöl. Hier sind aktuelle Verzeichnisse von Motoren- Umrüstern und die Richtlinien für das Förderprogramm zur Umrüstung abrufbar. Unter www.fnr.de/100schlepper/ lassen sich Informationen zum 100-Schlepper-Programm herunter laden. ? Die Internetseite www.regoel.de bietet neben zahlreichen links und Fachbeiträgen auch eine Bewertung der Umrüstungskonzepte. ? Informationen zur Rapsölqualität und eine aktuelle Liste von Umrüstern finden Sie unter www.tfz.bayern.de ? Weitere Informationen gibt der Bundesverband Pflanzenöle, Evangelische-Kirch-Str. 8, 611 Saarbrücken, Telefon: 0681/3907808, www.bv-pflanzenoele.de ? Wissenswertes finden Sie in dem Buch Pflanzenöl als Kraftstoff von Barbara und Franz Eder, ISBN: 3-936896-05-4, Preis 11,90 E. Hinrich Neuman

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