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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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top agrar Test - Flotter Dreier auf dem Maisacker

Lesezeit: 8 Minuten

Mehr Speed beim Maislegen – mit innovativen Vereinzelungstechniken verfallen immer mehr Hersteller dem Geschwindigkeitsrausch. Wie exakt stehen die schnell gesäten Pflanzen? Und wie wirkt sich das auf den Ertrag aus? Flotte Antworten für drei Geräte liefert unser Vergleich.


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Wenn’s genau werden soll, ist bei 8 km/h Schluss – und nun fegen die neuen Maisdrillen fast mit doppelter Geschwindigkeit übers Feld. Viele Praktiker sehen das Maisrennen kritisch – zu Unrecht?


Bereits 2007 präsentierte Amazone sein EDX-Konzept für Arbeitsgeschwindigkeiten bis 15 km/h. Die neu entwickelte Vereinzelung und eine entsprechende Einbettungstechnik machten diesen Geschwindigkeits-Quantensprung seinerzeit möglich (Fahrbericht in top agrar 9/2009). Dass der Wettbewerb da nachzieht, war natürlich nur eine Frage der Zeit. So stellte Horsch auf der vergangenen Agritechnica seine Maestro vor und Väderstad stieg mit der Tempo sogar komplett neu in die Einzelkornsätechnik ein. Bereits im vergangenen Frühjahr konnten wir diese drei Maschinen exklusiv im direkten Vergleich testen:


  • Amazone EDX 6000-TC
  • Horsch Maestro 8.75 CC
  • Väderstad Tempo F 8


Über eine ganze Saison haben wir untersucht, wie schnell und wie genau diese drei Geräte arbeiten und ob es Unterschiede beim Ertrag gibt. Alle Testmaschinen waren gezogen, 8-reihig und hatten den klassischen Reihenabstand von 75 cm. Zum Gruppenvergleich haben wir die drei Legegeräte auf dem Betrieb von Familie Bröker im Kreis Borken eingesetzt, danach liefen sie im Dauereinsatz bei Lohnunternehmern.


Der direkte Vergleich:

Auf einem gepflügten und gut rückverfestigten 8 ha-Schlag (Sandboden) fanden wir ideale Bedingungen für unsere Versuchsanlage. Jeder Hersteller musste am 19. April Parzellen mit den Geschwindigkeiten 9, 12 und 15 km/h säen. Die jeweiligen Geschwindigkeitsvarianten lagen dabei zur besseren Vergleichbarkeit immer direkt nebeneinander.


Damit wir die Abstände der 6 m breiten Legegeräte jedes Mal exakt einhalten konnten, war unser Claas Axion 820 mit einem GPS-Lenksystem mit RTK-Korrektur ausgestattet. So hatten wir auch die Möglichkeit, die Geschwindigkeit ohne Schlupf genau zu kontrollieren. Derselbe Fahrer hat alle Versuchsparzellen gelegt. Die Produktspezialisten der Hersteller hatten die Gelegenheit, ihre Legegeräte auf einer Einstellparzelle auf das Saatgut (LG 3216) sowie die Bodenbedingungen vor Ort einzustellen. Unsere Vorgabe war, die Körner auf 6 cm Tiefe abzulegen. Den Dünger (200 kg DAP 20/20) sollten die Geräte 5 cm unter und 5 cm neben den Körnern platzieren.


Die Auflaufbedingungen waren eher durchwachsen. Zwar gab es genügend Keimfeuchtigkeit, kalte Nächte Anfang Mai beschädigten aber ein paar der gekeimten Körner, was später wie Fehlstellen aussah. Trotzdem lief unser Bestand sehr gleichmäßig auf. Am 14. Mai hatten die Pflanzen durchschnittlich drei bis vier Blätter. Das DLG-Testzentrum konnte jetzt die Standgenauigkeit der Maispflanzen messen.


So haben wir gemessen:

Bei dem anerkannten Messverfahren der DLG schiebt ein Prüfer ein Aufzeichnungsgerät entlang der Pflanzenreihe. Dabei zeichnet es die zurückgelegte Strecke millimetergenau auf. Um Schlupf zu vermeiden, sind beide Räder des Gerätes fest miteinander verbunden. Der Prüfer peilt über zwei Zeiger auf die Stängel der Pflanzen. Stehen beide Zeiger genau auf dem Stängel einer Pflanze, löst er am Gerätegriff einen Impuls aus, der Computer speichert den Abstand. Aus den aufgezeichneten Messwerten errechnet die DLG-Prüfstelle die Genauigkeit der Pflanzenabstände (siehe Übersicht 1 + 2).


Der Durchschnitt aller gemessenen Abstände einer Testparzelle ergibt den „Istabstand“ in cm. Von einer „Doppelstelle“ spricht man, wenn ein Pflanzenabstand kleiner als der 0,5-fache Istabstand ist, von einer „Fehlstelle“, wenn der Abstand zwischen zwei Pflanzen über dem 1,5-fachen Istabstand liegt. In unserer Tabelle geben wir die jeweiligen Anteile in Prozent aller gemessenen Pflanzenabstände innerhalb einer Parzelle an. Der restliche Anteil sind die Pflanzen, die im sogenannten „Sollabstand“ stehen – je höher dieser Anteil, desto genauer hat das Legegerät gearbeitet.


Die Standardabweichung des Istabstandes gibt die „Standgenauigkeit“ an, also um wie viel Millimeter die Pflanzen im Durchschnitt der Parzelle dichter oder weiter auseinander stehen. Je geringer die Standardabweichung ausfällt, desto besser die Standgenauigkeit. Fehl- und Doppelstellen werden bei der Standgenauigkeit nicht mit eingerechnet.


Väderstad gibt das Tempo vor:

Die schwedische Neuentwicklung erreichte eine durchgehend gute Standgenauigkeit von ± 29 mm – und das erstaunlicherweise unabhängig von der Geschwindigkeit! Auch der Anteil der Doppelstellen bei der Tempo ist richtig niedrig und nahm in unserem Test mit zunehmender Geschwindigkeit sogar noch leicht ab. Der Fehlstellenanteil dagegen ist relativ hoch, kann aber nicht direkt auf das Legegerät zurückgeführt werden. Das gilt übrigens für alle Geräte, die Frühjahrskälte sorgte für das Absterben einiger Keimlinge – ein Großteil der Fehlstellen war mit angekeimten Körnern belegt.


Bei der Maestro und der EDX scheint die Geschwindigkeit etwas mehr Einfluss auf die Vereinzelung zu haben: Bei beiden Geräten verschlechterte sich mit steigender Geschwindigkeit die Standgenauigkeit etwa in gleichem Maße. Allerdings startete Horsch mit der geringsten Standardabweichung im Test: Bei 9 km/h hat die DLG für die Maestro eine Standgenauigkeit von ± 26,3 mm ermittelt. Die EDX von Amazone lag bei unserer Startgeschwindigkeit mit exakt ± 30 mm nur geringfügig darüber und damit auf dem guten Niveau der Tempo. Bei 12 km/h verringerte sich die Standgenauigkeit der Maestro etwas und lag jetzt bei ± 30,5 mm. Die EDX legte die Körner hier mit einer 3 mm größeren Standardabweichung ab (± 33,7 mm). Bei 15 km/h verschlechterte sich die Standgenauigkeit beider Maschinen dann nochmals um etwa 3 mm.


Und auch hier gilt wieder: Der vergleichsweise hohe Fehlstellenanteil ist in erster Linie auf die Witterung zurückzuführen und lässt sich daher in unserem Vergleich leider nicht direkt bewerten. Da diesen Bedingungen aber alle drei Geräte gleichermaßen ausgesetzt waren, kann man aus den Zahlen zumindest eine Tendenz ableiten. Und hier fallen vor allem bei der EDX die leicht erhöhten Fehlstellenanteile ab 12 km/h auf (alle Messwerte in der Übersicht 2).


Bei allen hier aufgeführten Unterschieden zwischen den Geräten: Es handelt sich nur um einige wenige Millimeter! Zwischen der besten und der schlechtesten Standgenauigkeit liegen gerade einmal ± 10,6 mm, also insgesamt lediglich etwas mehr als zwei Zentimeter! Diesen Unterschied muss man auf dem Acker mit bloßem Auge erst mal feststellen. Im Vergleich zu konventionellen Legegeräten, die die DLG in früheren Messungen für unsere Schwesterzeitschrift profi gemessen hat, stehen die neuen schnellen Maisdrillen übrigens gar nicht so schlecht dar: Bei 8 km/h lag die Standgenauigkeit der von solchen Geräten gesäten Pflanzen auch immer zwischen ± 25 und etwas über ± 30 mm.


Exakte Ernte der Versuche:

Natürlich wollten wir wissen, ob und wie sich die Geschwindigkeit und Standunterschiede von einigen wenigen Millimetern überhaupt auf den Ertrag auswirken. Deshalb haben wir unsere Versuchsparzellen zuerst im Jugendstadium gemeinsam mit dem Pflanzenbauberater Norbert Erhardt von der Landwirtschaftskammer NRW begutachtet. Der Pflanzenbau-experte konnte zwar einige Wachstumsunterschiede feststellen, diese ließen sich jedoch offensichtlich auf Bodenunterschiede und keinesfalls auf die Standgenauigkeit zurückführen.


Letztendlich interessiert aber der Ertrag. Um diesen exakt zu erfassen, hat John Deere uns für die Ernte unserer Versuchsparzellen am 2. Oktober einen Häcksler samt Fahrer gestellt. Der voll ausgestattete 7750i mit HarvestLab der neuesten Generation sollte etwaige Ertragsunterschiede zwischen den Geschwindigkeiten bzw. zwischen den verschiedenen Legegeräten ausmachen.


Für jede Parzelle haben wir im Häcksler einen separaten Auftrag angelegt und die Frischmasseerträge über die jeweiligen Parzellen kartiert. Zur Kontrolle wogen wir die einzelnen Erntemengen mit einem Fliegl Abschieber mit Wiegeeinrichtung und zusätzlich noch auf der Brückenwaage des Betriebes.


Keine Unterschiede beim Ertrag:

Unser Versuch zeigt, dass Geschwindigkeit und Standgenauigkeit unter unseren Testbedingungen keinen nachweisbaren Einfluss auf den Ertrag hatten (die Ertragskarte aller Versuchsparzellen finden Sie auf unserer Homepage). Die Maispflanzen waren in der Lage, die geringen Standraumunterschiede auszugleichen.


Viel entscheidender für den Feldaufgang und damit den Ertrag sind eine gleichmäßige Ablagetiefe und Bedeckung bei der Aussaat. Und hier können wir den Scharsystemen und Einbettungswerkzeugen der drei Legegeräte wirklich einwandfreie Arbeit attestieren. Unter unseren Bedingungen hielten die Legegeräte die von uns vorgegebene Ablagetiefe immer absolut exakt ein.


Allerdings muss man bei den schnellen Maisdrillen auch mit einer etwas unebeneren Ackeroberfläche leben. Die Schare hinterlassen bei hohen Geschwindigkeiten tiefere Furchen, als man es von konventionellen Legegeräten gewohnt ist. Beim Mulchen der Stoppeln nach der Ernte kann das störend sein. Bei der Tempo fiel uns die Ausprägung der Furchen und Dämme am deutlichsten auf. Etwas besser wird dies, wenn man die optionalen Sternräumscheiben demontiert.


Und an noch etwas muss sich vor allem der Fahrer gewöhnen: Die hohen Geschwindigkeiten sind durchaus anstrengend! Man hat besser GPS an Bord, wenn man die Geschwindigkeit (und eine gerade Spur) auf Dauer halten will.


Wer schnell drillen will, muss sich außerdem an den Preis gewöhnen: Die höhere Schlagkraft erkauft man sich mit einem deutlich höheren Anschaffungspreis im Vergleich zur konventionellen Technik. Und auch der Schlepper muss mehr leisten: Bei 15 km/h und vollem Düngertank musste unser Axion mit 225 PS schon richtig beißen. Wenn man das hohe Tempo aber fahren kann, sind dafür Steigerungen der Flächenleistung von 50 % und mehr drin! Das kann lohnen, wenn man dafür eine zweite Maschine sowie Fahrer- und Schlepperkosten einspart.Jan-Martin Küper

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