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top agrar- Test - Vierfach schont vielfach

Lesezeit: 9 Minuten

Mit vier nebeneinander angeordneten Rädern ist das TetraX sicher ein Exot unter den Güllefässern. Dafür schont die belgische „Gülle-Walze“ sowohl Grünland als auch Acker. Und das Joskin-Fass könnte sogar die Straße schonen – wenn es denn dürfte.


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Angenehm kompakt – so kommt das TetraX von Joskin daher, obwohl sein Inhalt mit immerhin 14 m3 angegeben ist. Besonders an dem größten Modell der TetraX-Serie ist sein Fahrwerk. Der feuerverzinkte, selbsttragende Tank ist nämlich so ausgeschnitten, dass darunter vier 650 mm breite und bis zu 42 Zoll große Traktorräder Platz finden. Doch was den Boden schont, ist auf der Straße leider nur leer erlaubt. Denn obwohl die Räder nicht auf einer durchgehenden, sondern jeweils an zwei nebeneinander angebrachten Achsen montiert sind, gilt das Güllefass nach deutscher Gesetzgebung als Einachser – und da ist nun mal bei 10 t plus Stützlast Schluss.


Wir haben das TetraX daher meist als reines Ausbringfass mit einem Feld­randcontainer eingesetzt. Über eine komplette Saison brachten wir mit dem Gülletanker Gärreste und Rindergülle aus. Dazu war es mit dem neuen Schleppschuhverteiler Pendislide für Grünland sowie einem Terraflex-Grubber für den Acker ausgerüstet.


Schnell gefüllt:

In nicht einmal zwei Minuten sitzt man wieder auf dem Schlepper, wenn man den 150er-Saugschlauch an das TetraX an- und ihn wieder abgeklemmt hat. Das Vakuum erzeugt eine Tropföl-geschmierte Jurop-Pumpe mit einer Luftleistung von 15 500 l/min. Neben dem Unterdruck unterstützt ein hydraulischer Turbo­füller den Befüllvorgang und drückt die Gülle ins Fass. Dadurch dehnt diese sich weniger aus und schäumt auch weniger. Wir haben in den mit 14 000 l Inhalt angegebenen TetraX-Tank etwa 13 500 l dünne Gülle bekommen.


Direkt neben der Vakuumpumpe sitzt der Tank für den Tropfölvorrat. Der Öltank hat ein vorbildliches Schauglas, vorne am Fass fährt sogar noch ein Reservekanister mit Schmieröl mit. Der Siphonabscheider vorne am Fass hat ein Fassungsvermögen von 60 l und entleert sich automatisch, sobald Luft aus dem Fass gelassen wird. Rechts am Fass sitzen der Schalldämpfer sowie ein 150 mm großes Überdruckventil, an dem man über den maximalen Innendruck auch die Ausbringmenge steuern kann. Die Vakuumpumpe ist beim Ansaugen mit 1 000er-Welle und etwas mehr als Standgas angenehm leise.


Unser TetraX war mit einem Füllstandsanzeiger mit Schwimmer aus­gerüstet, der gleichzeitig auch das Bremsventil (ALB) steuert. Oben im Fass gibt es noch ein kleines Schauglas, durch das man aber spätestens nach ein paar Touren kaum noch etwas sehen kann. Alternativ bietet Joskin auch größere, längliche Schaugläser oder ein großes Plexiglas-Schaurohr an.


Wer nicht kuppeln will, bekommt für das TetraX auch einen Ansaugarm mit 200 mm Durchmesser, zwei Gelenken sowie einem integrierten Turbobefüller. Bereits in Grundausstattung ist das Güllefass so vorbereitet, dass man den Saugarm jederzeit nachrüsten kann. Allerdings ist diese Option mit 13 450 € nicht ganz billig. Mit einem zusätzlichen Verbindungsteil reicht der Arm auch über hohe Feldrandcontainer.


Nichts für die Straße:

Gespannt waren wir natürlich auf das Kampfgewicht des TetraX. Gefühlt lässt sich das volle Fass nämlich sehr leicht ziehen. Wir sind mit Schleppschuh auf ebenem Grünland mit Schleppern ab 160 PS klar­gekommen. Auf dem Acker sollten es beim Grubbereinsatz je nach Arbeitstiefe besser 200 PS sein.


Die Ernüchterung kommt aber auf der Waage: Hier erreicht das TetraX mit angebautem Schleppschuh 10 310 kg – nur ohne einen Tropfen Gülle. 820 kg überträgt die unten angehängte Deichsel vom Leergewicht auf die Schlepperachse. Mit komplett gefülltem Fass zeigt die Waage dann stolze 23 860 kg an, 3 840 kg davon lasten auf der K 80-Kugel. Da die zwei Achsen also ziemlich genau 20 t tragen, aber eben nebeneinander angeordnet sind, ist das volle Fass nichts für deutsche Straßen.


Nach unserem Test bedauern wir das etwas, denn auf den (privaten) Betonstraßen unseres Testbetriebes zeigte sich, dass das TetraX nicht nur den Boden, sondern auch die Straßen deutlich schont. Im Gegensatz zu vergleichbar schweren Tandem-Tankern, die mit ihren Rädern genau auf der Straßenkante laufen, übernehmen die beiden mittleren Räder des 4-Rad-Fahrwerkes auf schmalen Feldwegen nämlich einen Großteil der Last und schonen damit die Straße. Auch das von Einachs-Fässern bekannte „Springen“ bei Straßenfahrt entfällt. Selbst bei höheren Geschwindigkeiten liegt das TetraX wie ein Brett auf der Straße.


Schont die Narbe:

Auf dem Feld darf der Gülletanker natürlich fahren, hier spielt das Fahrwerk seine Vorteile voll aus. Beim TetraX mit 12 m-Schleppschuh überfahren Schlepper und Fass zusammen eine Fläche von etwa 20 % der Arbeitsbreite. Ein vergleichbares Gespann mit Tandemachse überrollt nur knapp 10 % dieser Arbeitsbreite und alle Räder laufen dabei in derselben Spur (siehe Übersicht 1).


Der optische Eindruck, dass vom TetraX-Fahrwerk viel mehr Gras in Mitleidenschaft gezogen wird, täuscht etwas. Schaut man sich die Halme nämlich genau an, sind sie deutlich weniger beschädigt, als nach einer Überfahrt eines gleich schweren Tandem-Gespanns. Das bestätigt auch unser Vergleich mit einem gleich großen, klassischen Tandemtanker. Die Halme in der TetraX-Spur richten sich deutlich schneller wieder auf als die in der Tandem-Vergleichsspur. Die vom Tandem-Fahrwerk hintereinander überrollten Spuren waren mitunter bis zur nächsten Ernte zu erkennen.


Auch beim engen Drehen beschädigen die vier Räder des TetraX die Grasnarbe kaum, da sie frei und unabhängig voneinander drehen. In Querrichtung können die beiden jeweils an einer Achse angebrachten Räder außerdem etwas pendeln. Hinter dem Fahrwerk ist das Vierpunkt-Gestänge gut in das Güllefass integriert. Bis hierhin kostet das TetraX in Testausstattung 57 475 € zzgl. Mehrwertsteuer.


Der Umbau von Schleppschuh auf Grubber und umgekehrt ist schnell erledigt. Mit zwei Mann hatten wir in etwas mehr als einer halben Stunde den Schleppschuh komplett abgebaut und den Grubber einsatzbereit hinterm Fass. Alle Ölschläuche sind eindeutig gekennzeichnet und lassen sich vernünftig kuppeln. Für den Einsatz mit dem Schleppschuhverteiler muss die Hubwerksfederung ausgeschaltet sein. Dazu gibt es einen Kippschalter im Heck des TetraX. Im gut geschützten Schaltkasten links am Fass schaltet man mit einem Multipositionsschalter zwischen den Anbaugeräten hin und her. Das TetraX mit der dazu erforderlichen elektrohydraulischen Ausstattung weiß dann automatisch, ob es grubbert oder auf Grünland unterwegs ist und schaltet die Vorgewende-Sequenzen (Gerät absenken, Verteiler an, Schieber auf) entsprechend.


Günstig im Gras:

Auf Grünland haben wir das TetraX mit dem zur letzten Agritechnica vorgestellten „Pendi­slide“-Verteiler eingesetzt. Das Schleppschuhgestänge gibt es bei Joskin derzeit in 9, 12 oder 15 m Arbeitsbreite, es klappt seitlich an das Fass. Wir waren mit dem 12 m breiten Gerät unterwegs. Der Schleppschuh ist im Gras ein guter Kompromiss zwischen einem Scheibeninjektor und einem Schleppschlauch.


Der 12 m-Schleppschuh arbeitet mit einem Reihenabstand von 30 cm. Zwei Joskin-eigene „Scalper“-Verteilköpfe dosieren die Gülle in jeweils 20 Abgänge pro Seite. Die Gülle fließt mittig in die vertikal ins Gestänge integrierten Verteiler. In dem Gehäuse schneiden und verteilen zwei hydraulisch angetriebene Messerhalter mit jeweils vier freidrehenden Messern die Flüssigkeit zu beiden Seiten. Prima ist, dass bei jedem Start des Verteilers die Drehrichtung wechselt. Die Querverteilung über die komplette Arbeitsbreite ist sehr gleichmäßig und auch am Anfang der Ausbringung gibt es mit dem Pendislide keine Anfahrdreiecke.


Besonderheit beim neuen Verteiler sind die Kufen aus Ertalon, einem sehr verschleißfesten Polyamid-Kunststoff. Die Kufen sind an Blattfedern angebracht, die sie bei herabgelassenem Gestänge mit 7 bis 9 kg pro Element auf den Boden drücken. Die Kufen kämmen die Grashalme zur Seite, direkt dahinter legt eine Gummitülle die Gülle auf den Boden ab. Am besten funktioniert das ein paar Tage nach dem Schnitt, wenn das Gras schon wieder einige Zentimeter gewachsen ist.


Am Vorgewende klappt die Automatik die Schläuche hoch, sodass kaum Gülle nachtropft. Der Pendislide-Verteiler wirkt robust und ist trotzdem relativ leicht. Das 12 m-Gestänge bringt lediglich 1 340 kg auf die Waage und belastet damit Fass und Hubwerk nicht zu sehr. Sehr fair finden wir den Preis: Der 12 m breite Pendislide-Verteiler kostet 22 650 €. Das sind knapp 1 900 € pro Meter Arbeitsbreite. Andere Anbieter von Schleppschuhen verlangen pro Meter fast das Doppelte!


Vielseitig auf dem Acker:

Den zweibalkigen Ackerinjektor Terraflex/2 bietet Joskin von 2,7 bis 7,6 m Arbeitsbreite an. Wir haben mit dem hydraulisch klappbaren, 4,4 m breiten Modell ge­arbeitet. Diese Breite passt vor allem bei höheren Ausbringmengen gut zum Volumen des TetraX. So liegt die Reichweite bei einer Ausbringmenge von 40 m3/ha bei knapp 800 m.


Elf Zinken ergeben einen Strichabstand von 40 cm. Die 6,5 cm breiten, geraden Schare sind mit sehr robusten Blattfedern verschraubt. Verteilt auf zwei Balken und mit einer Höhe von 68 cm von der Scharspitze bis zum Rahmen hat der Grubber ausreichend Durchgang. Wem der Strichabstand zu groß ist, kann den Zweibalker auch mit einem Zinkenabstand von 30 cm bekommen.


Zwei Stützräder halten den 860 kg schweren, vollverzinkten Injektor auf Tiefe. Die gewünschte Ablagetiefe lässt sich über ein gutes Lochraster einstellen. Hier könnte Joskin allerdings noch Griffe oder eine Kurbel anbringen, sodass sich die recht schweren Stützräder etwas einfacher verstellen ließen. Am besten arbeitet der Grubber in einem Bereich von 12 bis 15 cm. Seine Zinken ziehen den Terraflex auch bei sehr trockenen Bedingungen sicher in den Boden ein und lockern diesen gut auf. Beim Einmischen von Pflanzenresten darf man von dem Zweibalker allerdings keine Wunder erwarten. Optional bietet Joskin auch 11 cm breite Schare von Kongskilde an.


Wir haben mit dem Injektor sowohl zur Saatbettbereitung auf bereits gelockertem Boden zu Mais als auch beim ersten Stoppelsturz nach Weizen gute Erfahrungen gemacht. Einen Nachläufer haben wir nicht vermisst. Der schön locker liegende Boden trocknet ohne Walze schnell wieder ab.


Das Verteilen der Gülle übernimmt beim Grubber ein horizontaler Scalper-Verteilerkopf. Der hydraulisch angetriebene Messerhalter ist mit acht freidrehenden Messerscheiben bestückt. Zwischen den sich selbst schärfenden Messern und den exzentrischen Öffnungen des Gegenmessers aus Hardox-Stahl entsteht so ein Schereffekt, der auch faserreiche Gülle sicher zerkleinert und in die 60 mm breiten Abgänge verteilt. Optional gibt es eine Umkehrschaltung, bei der sich die Drehrichtung des Verteilers automatisch ändert, sobald die Messer auf einen Fremdkörper treffen.


Die doppeltwirkende Klappung des Grubbers ist gut, alle Drehstellen lassen sich schmieren. Obwohl die Seitenausleger des Grubbers über den Totpunkt einklappen, faltete sich unser Grubber am abgebauten Fass nach ein paar Tagen aus. Wahrscheinlich erwärmt sich das Öl bei Sonneneinstrahlung in den oben auf dem Fass verlegten Hydraulikleitungen und baut so den dazu nötigen Druck auf. Jan-Martin Küper

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