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top agrar Test - Von Zinken und Schnecken

Lesezeit: 6 Minuten

Direkt in die Stoppel drillen und dabei tief lockern – mit diesem Konzept tritt die Firma Claydon an. Wir haben das System bei der Rapsaussaat ausprobiert.


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So arbeitet die Claydon Hybrid: Der schmale Zinken lockert tief, dahinter legt ein Gänsefußschar das Saatgut ab. Die Maschine haben wir bereits in Ausgabe 5/2012 vorgestellt. Uns interessierten aber auch die Ergebnisse – und die waren bei unseren Versuchen im Raps eher durchwachsen.


Aber zunächst zum Gerät: Unsere 3-m-Test-Hybrid war sehr gut verarbeitet. Die Maschine wiegt leer 1 330 kg, der Saatgutbehälter fasst etwa 1,2 t. Claydon empfiehlt Traktoren ab 150 PS. Zwei Stützräder mit Spindeln übernehmen die Tiefenführung der Maschine. Wie bei vielen Zinkendrillen erfordert diese Art der Tiefenführung einen ebenen Acker. Eine Skala zum Einstellen gibt es nicht, hier muss der Fahrer die Spindellänge messen. Die Lockerungszinken vor jedem Gänsefuß-Säschar können per Bolzen einzeln in der Tiefe eingestellt werden.


Die Accord-Dosiereinrichtung wird über ein Terminal von RDS gesteuert. Damit konnten wir sehr gut arbeiten. Zum Abdrehen ist das Aggregat seitlich zugänglich, der solide Rahmen der Maschine stört hier allerdings etwas. Gut: Das Abdrehen lässt sich per Knopfdruck direkt von unten aus starten und stoppen. Der Fahrer gibt anschließend das Gewicht in den Rechner ein – fertig. Allerdings lässt sich das Ergebnis nicht speichern. Wer während der Aussaatperiode öfters die Sorte wechselt, muss die Kalibrierfaktoren notieren und wieder eingeben. Bei der Aussaat sind Fahrgeschwindigkeiten bis 14 km/h kein Problem – wenn der Schlepper stark genug ist. Gerade bei tiefer Einstellung der Zinken und schwerem Boden ist der Leistungsbedarf nicht zu unterschätzen.


Das System:

Claydon vertreibt mit seiner Maschine auch ein Bewirtschaftungskonzept. So sollte im Optimalfall das Stoppelland nach der Ernte nur mit dem Striegel bearbeitet werden. Dieser bringt das Ausfallgetreide zum Keimen und verteilt das Stroh. Bei sehr aggressiver Einstellung und entsprechend großen, harten Zinken, bearbeitet er auch die obersten 2 cm Boden. Dies soll den Schnecken das Leben schwer machen. Claydon hat einen 8 m breiten Striegel mit großen Zinken im Angebot. Mit geringem Leistungsbedarf lassen sich dank hoher Fahrgeschwindigkeit hohe Flächenleistungen realisieren.


Wir haben die Hybrid-Drille zur Rap­s­aussaat auf zwei Betrieben im Münsterland eingesetzt. Beide Standorte hatten schwere bis sehr schwere Böden. Die Maschine stellten wir so ein, dass der Lockerungszinken etwa 12 - 14 cm tief arbeitete. Die Testflächen:


Nummer 1: Auf dem Betrieb Sanderink in Nordwalde erfolgte nach der Weizenernte auf der Testfläche ein Durchgang mit der Kurzscheibenegge. Kleine Teile der Fläche wurden dann noch kurz vor der Aussaat mit dem Grubber bearbeitet. Dies brachte allerdings eine sehr grobe Bodenstruktur. Die Aussaat erfolgte am 20.8.2012. Die Maschine liefert ein gutes Arbeitsergebnis ab. Die kleine, gegrubberte Teilfläche machte Probleme, da die grobe Bodenstruktur die Tiefenführung erschwerte. Außerdem verrollte das Saatgut zwischen den sehr groben Kluten und kam damit teils zu tief weg. Der Grubbereinsatz hätte auf diesem schweren Standort besser unterbleiben sollen. Nach der Aussaat wurde der Boden gewalzt und Schneckenkorn ausgebracht.


Nummer 2: Auf dem Betrieb Droste-Vischering in Rosendahl blieb die Fläche nach der Ernte unbearbeitet liegen. Am Vorgewende waren große Strohmengen ungleichmäßig. Die Aussaat erfolgte am 22.8.2012. Die Ablagequalität überzeugte, man muss sich jedoch daran gewöhnen, dass die Maschine kaum Stoppeln oder Stroh einarbeitet. Gerade auf den strohbedeckten Flächen sieht man erst auf den zweiten Blick, dass hier bearbeitet wurde. Mit gleichmäßig verteiltem Stroh kommt die Maschine gut klar. Ungleichmäßige Verteilung kann zu Verstopfungen führen. Hier hätte der Striegeleinsatz vor der Saat geholfen. Auch auf dieser Fläche wurde gewalzt und wir setzten Schneckenkorn ein.


Trotzdem Schnecken:

Nach der Saat kontrollierten wir beide Flächen in regelmäßigen Abständen. Niederschläge sorgten für ein gleichmäßiges Keimen des Rapses. Die Fläche ohne Bodenbearbeitung wurde dann allerdings recht schnell von einer Schnecken-Invasion heimgesucht. Auch das Schneckenkorn konnte sie nicht stoppen, sodass nur eine Nachsaat einen einigermaßen brauchbaren Bestand brachte. Unsere Vermutung: Durch die fehlende Bodenbearbeitung war der Schneckendruck auf der Fläche riesig. Es hatte direkt nach der Aussaat geregnet, sodass die Schleimer beste Bedingungen vorfanden. Eine vorherige, selbst flache Bodenbearbeitung, z. B. mit dem Striegel, hätte den Druck reduziert.


Auf Fläche Nummer 1 entwickelte sich der Bestand sehr gut. Die Wurzeln nutzten den vom Lockerungszinken geschaffenen Schlitz für das Wachstum in die Tiefe, sodas die Pflanzen gut in den Winter gingen. Die Wurzelhalsdurchmesser lagen zum Winterbeginn zwischen 14 und 20 mm, die Wurzeln waren bis zu 18 cm lang und brachten es im Schnitt auf 25 g Gewicht – für diesen Saattermin ganz ordentlich.


Aus Schleswig-Holstein:

Claydon nutzte die letzte Saison für eine Demo-Tour mit der Hybrid-Drille. Dabei kam vorweg immer der Striegel zum Einsatz. Auf einer Abschlussveranstaltung berichtete Heinrich von der Decken über seine Erfahrungen mit dem System. Er leitet das Gut Panker mit 2 400 ha im Kreis Plön an der Ostseeküste und hat zusammen mit Betriebsleiter Philip Mönkemeier Versuche zur Claydon-Saat durchgeführt. Die Standortgüte bewegt sich von lehmigem Sand bis sandigem Lehm mit Tonkuppen und Moorsenken bei 40 bis 65 Bodenpunkten. Im Schnitt erntete der Betrieb in den letzten Jahren 45 dt Winterraps.


Der Betrieb verglich die Pflugsaat mit dem Claydon-System. Als Vergleichsmaßstab dienten die Wurzelentwicklung (Gewicht, Länge) zum Winter hin.


Die Beprobung führte der Betriebsleiter am 27.11.2012 durch. Die Ergebnisse:


  • Bei der Pflugsaat erfolgte die Aussaat der Sorte Visby am 10.8.2012. Bis zur Beprobung hatten die Pflanzen 15 Blätter ausgebildet und eine Wurzellänge von 18 cm erreicht. Der Wurzelhalsdurchmesser betrug 1,8 cm, das Wurzelgewicht 25 g. Pro m2 wuchsen 1,7 kg Frischmasse.
  • Bei der Claydon-Variante (Aussaat 10.8.2012) brachte die Sorte Mendelson 13 Blätter. Der Wurzelhals war 2 cm stark, die Wurzel 27 cm lang bei einer Masse von 40 g. Der Frischmasseaufwuchs lag bei 2 kg m2.


Von der Decken ist sich sicher, dass vor allem der Schlitz des Lockerungszinkens dem Raps die gute Wurzelausbildung ermöglicht. Die Vorteile des Systems liegen nach Meinung des Praktikers im geringeren Aufwand und der Senkung der Arbeitskosten. Er sieht auch Risiken:


  • der Schneckendruck steigt,
  • die fehlende Bodenbearbeitung erhöht vielleicht den Mäusedruck,
  • es erfolgt kaum mechanische Bekämpfung von Unkräutern,
  • der Acker ist uneben,
  • Ernterückstände werden nicht eingearbeitet.


Der Kostenvergleich fällt auf dem Betrieb Panker deutlich zugunsten des Claydon-Systems aus. Von der Decken rechnet mit 180 € pro ha für das Verfahren Pflugsaat im Vergleich zu 55 € pro ha für das Verfahren Claydon.


Frank Berning

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