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Überspannung: So schützen Sie elektronische Geräte

Lesezeit: 6 Minuten

J ährlich gehen ca. 1 Million Blitze auf der Fläche Deutschlands nieder. Die Gewitterneigung steigt von Norden nach Süden: In Schleswig-Holstein gibt es im Schnitt 15 bis 25 Gewittertage und pro Jahr rund 3 Blitzschläge pro km 2 . Im Alpen-vorland sind es schon 25 bis 35 Gewitter-tage mit etwa 7 Blitzen pro km 2 und Jahr. Während Blitzeinschläge früher vor al-lem zu Bränden führten, sind die Auswir-kungen von Gewittern heute oft diffiziler: Durch gewitterbedingte Überspannungen können elektronische Geräte wie Compu-ter, Lüftungs- und Fütterungsteuerungen sowie Telefonanlagen empfindlich gestört oder sogar zerstört werden. Nach Aus-kunft einer großen Versicherung sind mittlerweile ca. 60 % der Schäden, die dort unter der Kategorie Brandschäden erfasst werden, Überspannungsschäden an elektronischen Geräten. Durch den im-mer stärkeren Einzug der Elektronik in die Landwirtschaft ist die Tendenz rasant steigend: Die Zahl hat sich z. B. im Zeit-raum 1994 bis 1999 nahezu verdoppelt. Und der Zeitraum für die nächste Ver-dopplung dürfte deutlich kürzer sein. Die Ursachen von Überspannungen durch Blitze sind unterschiedlich. Es gibt Nah- und Direkteinschläge, beispiels-weise in Niederspannungs-Freileitungen oder Blitzschutzanlagen (Blitzableiter) so-wie Ferneinschläge. Hierbei können so genannte Überspannungs-Wanderwellen entstehen, die sich durch das Leitungsnetz fortbewegen. Neben den Stromleitungen sind natürlich auch Daten- und Telekom-munikationsLeitungen betroffen. Übri-gens: Nicht nur Gewitter verursachen Überspannungen. Auch Schaltvorgänge in elektrischen Anlagen, u.a. auch im Lei-tungsnetz der Stromversorger, reichen manchmal aus, Schaden anzurichten. Welche Betriebe sind gefährdet? Wann ein Überspannungsschutz für Ih-ren Betrieb besonders wichtig ist, wissen Dipl.-Ing. Franz Seeberger und Dipl.-Ing. Christian Hoth, Mitarbeiter in der Abtei-lung Schadenverhütung der Provinzial-versicherung in Münster: Im Betrieb sind in den letzten fünf Jah-ren bereits zwei- oder mehrmals Über-spannungsschäden aufgetreten. An vielen lebenswichtigen Stellen werden elektronische Steuerungssysteme eingesetzt (Lüftungen, Alarmanlagen, Fütterungen). Besonders wichtig ist der Schutz von Alarmanlagen und Lüftungs-steuerungen in Betrieben mit intensiver Schweine- oder Geflügelhaltung. Der Betrieb bildet den letzten An-schluss an einer Versorgungsleitung. Über-spannungsWanderwellen wirken sich hier besonders gravierend aus. Mehrere Gebäude, bzw. die Stallungen und das Wohnhaus, sind über Datenleitun-gen miteinander vernetzt. Dadurch ergibt sich oft ein Potentialgefälle, was die Gefahr von Überspannungsschäden erhöht. Die Kosten für einen Überspannungs-schutz hängen natürlich von der Zahl der Geräte ab, die Sie schützen wollen. Im Schnitt müssen Sie mit einer Größenord-nung von 2 000 bis 5 000 DM rechnen, um die neuralgischen Punkte Ihres Betriebes ausreichend zu schützen. Das ist sicher kein Pappenstiel, zumal einige Geräte, die ge-schützt werden sollen, billiger sind als der entsprechende Schutz. Außerdem werden Überspannungsschäden von manchen Feuerversicherungen mit abgedeckt. Trotzdem: Weil die möglichen Folge-schäden eines unbemerkten Lüftungs-ausfalls oder einer zerstörten Festplatte auf dem Betriebscomputer oft ungleich höher sind als der reine Gerätewert, ist ein praxisgerechter Überspannungsschutz auch wirtschaftlich, sinnvoll und empfeh-lenswert. Wichtig ist die genaue Planung der Schutzmaßnahmen. Beim Überspan-nungsschutz (innerer Blitzschutz) wird vereinfacht der Blitzstrom an der emp-findlichen Elektronik vorbeigeführt (Blitz-schutzPotentialausgleich). Damit dieser Schutz auch wirklich funktioniert, müssen alle ein- und ausgehenden Leitungen eines Gerätes geschützt werden. Das sind neben der Stromleitung auch die Datenleitungen! Mit den wichtigsten Geräten beginnen Zwar ist im Prinzip ein vollständiger Überspannungsschutz für den ganzen Be-trieb machbar, aber nicht unbedingt wirt-schaftlich. Setzen Sie deshalb bei den Pla-nungen bei den wichtigsten Geräten an. Auf den meisten Betrieben dürften das die Telefonanlage (inklusive Internetzu-gang, Faxgerät und Telefone), der Be-triebscomputer, die Lüftung und die Alarmanlage sein. Diese Geräte werden in einer ersten Stufe direkt mit einem Gerä-teschutz ausgestattet (örtlicher Potenti-alausgleich; Klasse III). Bei nicht vernetzten Computern reicht ein einfacher Steckeradapter als Schutz. Entscheiden Sie sich aber nur für Markengeräte z. B. von Dehn, OBO Bet-termann oder Phoenix Contact aus dem Fachhandel (ca. 200 DM). Weil es es keine verbindliche Norm gibt, bieten namenlose Billiggeräte oft nicht 100 %igen Schutz. Vernetzte Geräte sind durch das Zu-sammenführen von zwei oder mehreren Leitungssystemen besonders gefährdet. So muss z. B. bei einer modernen Lüf-tungsanlage der Stromanschluss, die Da-tenleitung zum PC und eventuell auch ei-ne Telefonleitung geschützt werden. Bei abgeschirmten Datenleitungen (z. B. vom Stall in das Wohnhaus) müssen Anfang und Ende der Leitung in das Konzept ein-bezogen werden, damit beide Seiten ge-schützt sind. Überspannungsableiter an Datenleitungen sollten über möglichst kurze Leitungen mit dem Gerätegehäuse verbunden sein. Ein Komplettschutz für ein mehrfach vernetztes Gerät summiert sich so auf rund 600 bis 800 DM. Es geht teilweise aber auch etwas ein-facher: Praktisch für Faxgeräte, Computer mit Internetzugang oder TK-Anlagen sind kombinierte Überspannungsableiter, die neben dem Schutz für das Stromnetz auch einen Ein- und Ausgang für Telefon- oder Datenleitungen haben. Über die Stecker-verbindungen können Sie diese Geräte selbst installieren. Diese kombinierten Geräte kosten ca. 150 bis 250 DM. Bei Daten- und Te-lefonLeitungen muss der Schutz auf den jeweiligen Leitungstyp abgestimmt sein, was unbedingt vorab bei der Planung zu berücksichtigen ist. Haben Sie bisher z.B. einen ana-logen Telefonanschluss, sollten Sie vor dem Kauf eines Überspannungs-Ableiters überlegen, ob Sie nicht direkt auf ISDN umsteigen und entsprechende Blitz-schutztechnik anschaffen. Denn steigen Sie später auf ISDN um, müssen Sie er-neut investieren, weil Sie den Überspan-nungsAbleiter von Ihrem Analogan-schluss nicht mehr verwenden können. Während bei den Daten- und Telefon-leitungen der Geräteschutz meistens aus-reicht, müssen Sie den Stromanschluss weiter absichern. Unverzichtbar sind hier Überspannungsableiter der Klasse II (C-Ableiter), die vom Elektriker in der Un-terverteilung vor dem FI-Schalter mon-tiert und mit der Potential-Ausgleichs-Schiene verbunden werden. Allerdings können auch diese Ableiter keinen Schutz gegen extrem hohe Blitz-ströme bieten, die bei direkten Einschlä-gen entstehen. Liegt Ihr Betrieb besonders exponiert (Bergkuppe), haben Sie einen Blitz-ableiter oder werden Sie direkt über eine Freileitung mit Strom versorgt, sollten Sie daher zusätzlich einen Blitzstrom-Ablei-ter installieren lassen. Dieses Gerät wird direkt am Haus-Anschluss-Kasten im ver-plombten Bereich montiert. Der Einbau kann also nur von einem konzessionierten Elektriker durchgeführt werden. Sind bei Ihnen aber keine hohen Blitzströme zu er-warten (z. B. Stromanschluss durch Erd-kabel) reichen die Überspannungs-Ablei-ter der Klassen II und III aus. Fazit: Nicht ohne Schutz! Wenn Sie in Ihrem Betrieb mehr und mehr auf die Elektronik setzen, sollten Sie sich unbedingt um den Überspannungs-schutz Ihrer Anlagen kümmern. Um die Kosten in Grenzen zu halten, schützen Sie zunächst die lebenswichtigen Geräte. Die Unterverteilungen müssen mit Überspannungsableitern der Klasse II ausgestattet werden. Vor den wichtigsten Geräten wird jeweils ein weiterer Ablei-ter der Klasse III installiert. Vergessen Sie auf keinem Fall die Da-tenund Telefonleitungen. Diese Über-spannungsAbleiter müssen zum jeweili-gen Leitungstyp passen. Abgeschirmte Leitungen sollten an beiden Enden mit ei-nem Ableiter ausgestattet werden. Der Schutz eines mehrfach vernetzten Gerätes kostet zwischen 300 und 800 DM; ein ausreichender Schutz für einen durch-schnittlichen landwirtschaftlichen Betrieb zwischen 2 000 und 5 000 DM. G. Höner

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