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Deutschlands größter Separator

Thilo Tjarks aus dem niedersächsischen Wiardergroden ist seit einigen Monaten mit Deutschlands größter mobilen Gülleseparation unterwegs.

Lesezeit: 5 Minuten

Wenn Thilo Tjarks auf den Hof kommt, löst er mit wenigen Handgriffen zahlreiche Probleme. Auf seinem 12 m langen, dreiachsigen Lkw-Anhänger sind zehn Separatoren installiert. Angetrieben werden sie von einem dieselbetriebenen Stromaggregat mit 260 PS, das ebenfalls auf dem Anhänger steht. 15 Minuten nach dem Eintreffen läuft bereits die große Exzenterschneckenpumpe, die die Gülle mit einem 200er Saugrohr aus der Grube saugt. Zunächst passiert sie eine Zerkleinerungseinheit, die vor allem Störstoffe abscheiden soll. „Steine oder Klauenschuhe könnten Pumpen und Separatoren zerstören“, sagt Tjarks.

Von dort gelangen Gülle oder Gärrest aus der Biogasanlage in einen Vorlagebehälter, einem großen Tank oben auf dem Wagen. Er gibt die Gülle an die zehn Separatoren ab, die sie in feste und flüssige Bestandteile trennen. Die Flüssigphase wird automatisch in einen Behälter oder in die Güllegrube gepumpt, die festen Bestandteile gelangen über ein Förderband auf einen Haufen oder gleich auf einen Anhänger.

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Idee stammt aus top agrar

Das Fahrzeug ist eine Sonderanfertigung, die Tjarks mit der Firma Klingspohn aus Westerkappeln bei Osnabrück entwickelt hat. Herzstück ist die Steuerung, über die er alle Parameter wie z.B. den TS-Gehalt einstellen kann.

Die Idee dazu hat der Lohnunternehmer aus top agrar: „Ich habe darin im Jahr 2016 einen Artikel über die überbetriebliche Gülleseparation gelesen“, erklärt er. Die Novelle der Düngeverordnung und der damit verbundene Druck auf viele Landwirte, die zu wenig Lagerkapazitäten haben, gab der Idee den nötigen Schub – auch bei der Bank, die er beim Sprung in die Selbstständigkeit überzeugen musste. Denn für die Anlage hat er einen hohen sechsstelligen Betrag investiert.

Heute ist Tjarks im Norden Niedersachsens im Umkreis von rund 100 km unterwegs: Von der niederländischen Grenze bis in die Wesermarsch. „Das ist aber ausbaufähig. Ich fahre dorthin, wo meine Anlage gebraucht wird“, sagt er.

Meist separiert er auf ein bis zwei Betrieben pro Tag. Die Anlage hat einen Durchsatz von 150 bis 250 m3 je Stunde. Pro Stunde berechnet er 290 € plus Anfahrt. Der Durchsatz hängt von der Konsistenz der Gülle und dem gewünschten TS-Gehalt der Festphase ab. Daher kann der Preis je m3 zwischen 1,40 €/m3 (bei dünnem Ausgangsmaterial) und 2,50 €/m3 schwanken.

Verschiedene Strategien

Die Kunden verfolgen unterschiedliche Strategien:

  • Milchviehhalter, die sich für das Material als Einstreu interessieren, streben einen TS-Gehalt über 30% an.
  • Wer Lagerplatzprobleme hat und viel Material exportieren möchte, wählt eher 20%. Darin ist viel Flüssigkeit enthalten. Trotzdem ist das Material schon so fest, dass es nicht mehr fließt.
  • Biogasanlagenbetreiber, die die Festphase für die Vergärung verwenden möchten, bevorzugen 25% TS.

Noch genießt Tjarks das Alleinstellungsmerkmal, die größte mobile Separatoreinheit in Deutschland zu haben. Der Anbieter Klingspohn hat jedoch für die Maschinengemeinschaft Recke in Westfalen bereits einen Anhänger mit zwölf Separatoren gebaut. Trotzdem wird Tjarks nicht arbeitslos: Die Nachfrage der Betriebe nimmt fast täglich zu, berichtet er.

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Das sagen die Kunden

  • Carsten Reents (Milchviehhalter aus Schortens, 180 Kühe): „Ich nutze die Dienstleistung, weil eine eigene Anlage hohe Investitions- und Wartungskosten bedeutet und meine Arbeitszeit mir wenig Spielraum lässt, um mich selbst darum zu kümmern. Das abseparierte Material will ich als Einstreu verwenden. Die Dünnphase lässt sich zudem besser auf dem Grünland ausbringen. Wenn ich alle sechs bis acht Wochen separieren lasse, passt das genau zu den Schnittterminen im Grünland.“

  • Holger Poppen (Milchviehhalter aus Ihlow bei Aurich, 200 Kühe): „Die Dienstleistung ist für mich der Einstieg in die Separierung. Da wir in den Tiefboxen viel Kalk und Häckselstroh einsetzen, ist unsere Gülle sehr dickflüssig. Rund 70% davon bringen wir nach jedem Schnitt alle vier bis fünf Wochen auf dem Grünland aus. Das organische Material wird in der kurzen Zeit nicht vollständig abgebaut, sondern wächst auf dem Gras mit hoch und gelangt ins Futter. Ganz extrem war das in diesem Jahr bei dem geringen Niederschlag. Wenn ich nur die Dünnphase ausbringe, habe ich das Problem nicht mehr. Die feste Phase geben wir gegen Nachweis an eine Biogasanlage ab. So profitieren wir von der Separation doppelt.“

  • Albert Buhr (Geschäftsführer der Biogasanlage Hammrich Gas aus Riepe bei Aurich, 650 kW): „Wir setzen täglich 20 t Gras und 10 t Festmist ein. Der TS-Gehalt im Fermenter lag bei 16%, sodass Pumpen und Rührwerke an ihre Grenzen kamen. Wir haben zwar selbst einen Separator, um Flüssigkeit aus dem Nachgärer zu separieren und die Dünnphase zum Verdünnen in den Fermenter zu pumpen. Aber das reichte nicht aus. Daher haben wir Herrn Tjarks gerufen. Der hohe Durchsatz seiner Anlage hat uns geholfen, den TS-Gehalt deutlich abzusenken. Für mich ist das ein besserer Weg als beispielsweise mehr Gülle einzusetzen. Denn sie erhöht den Lagerbedarf. Außerdem wäre mehr Wärme nötig, um die größere Flüssigkeitsmenge aufzuheizen. Wir werden bei Bedarf erneut separieren lassen.“

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