Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Eurotier 2024 Seelische Gesundheit Wolf

topplus Schleppertest

Massey Ferguson 6S.165: Rot, kompakt und stark

Bei den Vierzylinderschleppern mit Leistungen über 135 PS bietet Massey Ferguson die Reihe 6S an. Unser Testschlepper 6S.165 Dyna-VT übernahm viele Aufgaben im Grünland und auf dem Acker.

Lesezeit: 9 Minuten

Der erste Eindruck: In Sachen Design hat Massey Ferguson beim 6S seine Hausaufgaben gemacht. Der Traktor wirkt modern und gefällig. Doch Design alleine macht noch keinen guten Schlepper: Wie übersichtlich ist die Bedienung? Was leistet die Maschine in der Praxis? Das wollten wir wissen und setzten den 6S.165 deshalb über mehrere Wochen bei den unterschiedlichen Arbeiten auf einem Gemischtbetrieb ein.

Schnell gelesen

  • Vierzylinderschlepper mit hohen Leistungen sind mittlerweile bei vielen Landwirten beliebt. Massey Ferguson bietet hier die Serie 6S mit bis zu 200 PS an.

  • Im Test musste sich unser 6S.165 mit seinen maximal 185 PS beweisen.

  • Auffällig waren die recht hohen Hubkräfte. Der 6S stemmt durchgängig bis zu 10,6 t im Heck.

  • Potenzial bietet noch der Fahrerstand. Hier sollte Massey Ferguson dem Fahrer mehr Platz bieten.

Fünf Modelle bis 200 PS

Die 6S-Baureihe gibt es bei Massey Ferguson seit 2022. Sie umfasst fünf Modelle. Das Kleinste ist der 6S.135 mit maximal 135 PS. Die größte Maschine, der 6S.180 leistet bis zu 200 PS (mit „Boost“). Unser 6S.165 hat eine Nennleistung von 165 PS. Bei Transport- und Zapfwellenarbeiten sowie Hydraulikanwendungen legt die Motorsoftware beim 165er weitere 20 PS obendrauf – MF nennt das EPM (engine power management).

Alle Maschinen schöpfen ihre Kraft aus einem Vierzylinder-Motor mit 4,9 l Hubraum von Agco-Power aus Finnland. Der Motoraufbau ist derselbe wie in der Vorgängerserie 6700S. Allerdings hat man das maximale Drehmoment gesteigert. Das gleiche Triebwerk kommt auch in der N-Serie der Konzernschwester Valtra zum Einsatz.

Zur Abgasnachbehandlung setzt man auf einen SCR-Cat, einen DOC sowie auf einen SC-Cat. Die Maschine kommt ohne Abgasrückführung aus und erreicht die Abgasstufe 5. Ein einfacher Turbolader mit Wastegate lädt den Motor auf. Standardmäßig ist ein Viskolüfter installiert. Optional bietet MF einen Umkehrlüfter von Cleanfix an.

Schalter oder stufenlos?

Beim Getriebe hat der Kunde die Wahl zwischen dem Lastschaltgetriebe Dyna 6 (24/24 Gänge) und dem stufenlosen Dyna-VT. Der zweistufige, leistungsverzweigte Triebsatz trägt die Bezeichnung ML 180 und kommt auch z.B. in den größeren Sechszylindern der700er-Baureihe Gen. 6 von Fendt zum Einsatz.

Unserem 6S Dyna-VT können wir ein ordentliches Zeugnis ausstellen. Die Motor-Getriebesteuerung funktioniert gut. Fahrhebel und Fahrpedal lassen sich abwechselnd nutzen – top. Über ein Scrollrad am Fahrhebel verändert man die Pedalspreizung, die das Armaturenbrett anzeigt. Wir haben das häufig genutzt.

Das Schalten zwischen den beiden Fahrstufen geht nur mit getretener Kupplung und im Stillstand – das ist nicht mehr zeitgemäß. Für feinfühligeres Rangieren eignet sich dabei die erste Fahrstufe deutlich besser als die zweite.

Hohe Ausstattungsvielfalt

Der Kunde hat beim 6S die Wahl zwischen verschiedenen Ausstattungsvarianten. Generell bietet MF den 6S in den Varianten Essential, Efficent und Exclusive an. Die drei Möglichkeiten hat man aber nur in Verbindung mit dem Dyna6. Wählt man den stufenlosen Antrieb, bleiben die mittlere und höchste Ausstattungsstufe. Unser Testschlepper kam in der Exklusive-Ausstattung, bei der z.B. das 9" große Touchscreen-Terminal zur Standardausstattung gehört, ebenso wie z.B. die elektro-proportionalen Hydraulikventile.

Viele Ventile

Es gibt eine 100 l-Zahnradpumpe und Verstellpumpen mit 110, 150 oder 190 l Fördermenge je Minute. In unserem 6S war die größte Pumpe eingebaut. An einem Ventil kamen maximal 106 l/min an (35 bar Rückstaudruck). Der maximale Druck lag bei 200 bar. An zwei Ventilen förderte die Verstellpumpe in Summe maximal 170 l/min.

Im Heck gibt es bis zu fünf dw-Ventile. Ein Mittelachssteuergerät versorgt den Frontkraftheber und bis zu zwei weitere unabhängige Ventile vorne. Diese drei dw-Ventile lassen sich auch für einen Frontlader einsetzen. Wählt man die elektronischen Ventile, lassen sich diese frei auf dem Fahrhebel sowie den Multifunktionsjoystick und die beiden Fingertip-Hebel in der Seitenkonsole legen – schön.

Gut gefallen haben uns die Entlastungshebel an den Heckanschlüssen. Das macht das Kuppeln der Hydraulikleitungen einfacher. Generell ist das Heck des 6S schön aufgeräumt. Der Gerätewechsel geht einfach und zügig.

Heben und transportieren

Gute Werte liefert der 6S auch bei den Hubkräften sowie der Nutzlast. In Verbindung mit dem Dyna-VT-Getriebe stemmte der Ferguson bei unserem Test satte 10,6 t durchgängig im Heck. Der Hersteller gibt in seinen Prospekten „nur“ 9,6 t an. Der optionale Frontkraftheber hat eine durchgängige Tragkraft von 3 t. Spannend wird es bei der Nutzlast: Der 6S hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 12,5 t. In Testausstattung mit Frontzapfwelle wiegt unser 6S.165 rund 7,7 t. Somit bleiben ihm 4,8 t Nutzlast. Damit kann er eine Drillkombi samt Frontpacker oder einen Muldenkipper in Kombination mit einem Frontgewicht legal fahren.

Technische Daten im Überblick

Massey Ferguson 6S.165

Nennleistung*

121kW/165PS

Anzahl Zylinder/Hubraum*

4/4,9 l

Gewicht in Testausstattung 

7.700 kg

Nutzlast

4.800 kg

Abmessungen (LxBxH) 

5,02 x 2,52 x 3,02 m

Abmessungen Kabine (LxBxH) 

159 x 156 x159 cm

Wendekreis 

11,7 m

Radstand 

2,67 m

Spurweite 

1,87 m

Bereifung hinten 

710/60 R38

Bereifung vorne 

600/60 R28

Durchgängige Hubkraft Kraftheber vorne/hinten 

10.600/3.050 kg

Maimale Ölfördermenge an einem Steuergerät 

106 l/min

Maximale Ölfördermenge an zwei Steuergeräten 

170 l/min

Maximaler Öldruck 

200 bar

Listenpreis in Testausstattung €

202.120 €

Eine Kugelkopfkupplung im festen Anbau gibt es optional. Damit sind bis zu 4 t Stützlast möglich. Im Test kam unser 6S mit VF-Reifen der Marke Michelin, hinten in der Größe 710/60 R38 und vorne 600/60 R28, bei denen man den Luftdruck weit senken konnte. Doch ein Manko zum Anpassen des Drucks sind die innenliegenden Reifenventile. Hier sollte der Hersteller unbedingt reagieren und die Ventile außen montieren.

Die Reifen standen im Test zudem etwas über die lackierten Kotflügel heraus, so wie Massey Ferguson das empfiehlt. Doch anhaftender Schmutz fliegt so in allen Richtungen davon. Wer zudem mit dem 6S stramm an Hindernissen entlangfährt, riskiert Schrammen im Lack. MF sollte wie bei seinen großen und kleinen Traktoren und übrigens alle anderen Schlepperhersteller auch, den letzten Teil des Kotflügels aus dunklem Kunststoff ausführen.

Die elektrische Zapfwellenschaltung bietet die Drehzahlen 540 und 1000. Optional gibt es zusätzlich beide Drehzahlen in der Eco-Variante.

Gute Treppe, schmale Kabine

Überzeugen konnte uns im Test vor allem der Aufstieg zur Kabine. Er ist schön breit und nicht zu steil – so soll es sein. Weniger gut gefallen haben uns aber die Abmessungen der Kabine. Mit 159x156x159 cm (LxBxH) ist sie im Vergleich zu den Wettbewerbern klein, da sie nach oben hin konisch zuläuft.

Der Grundrahmen der 6-Pfosten-Kabine ist bereits über 15 Jahre alt und das merkt man ihr auch an. Das Platzangebot ist gering, die Kabine schmal. Der Beifahrersitz stößt z.B. mit ausgeklappter Sitzfläche an den Fahrersitz.

Das neue Bediensystem mit dem MultiPad-Fahrhebel samt Armlehne füllt die Kabine zudem weiter aus. Der Fahrersitz hat zwar eine freie Drehfunktion, der Schwenkbereich ist aber nicht zuletzt aufgrund der rechten Armlehne gering. Auffällig ist auch die sehr kleine Heckscheibe. Die hinteren Kabinenpfosten sind im Sichtbereich zum Anbaugerät angeordnet.

Für den 6S gibt es – genauso wie für den 7S – nur die „schmale“ Armlehne.  MultiPad-Joystick, der zusätzliche Kreuzhebel für Hydraulikfunktionen, sowie einige Tasten für die Schlepperbedienung, EHR-Steuerung und Zapfwellenschalter sind hier untergebracht. Das 9" große Datatronic 5-Terminal ist am rechten B-Holm befestigt – an der Armlehne gibt es dafür keinen Platz. Es liegt aber trotzdem gut im Sichtbereich des Fahrers. Zusätzliche Bedieneinheiten für Hydraulikfunktionen (in unserer Ausstattung 2) sind auf der rechten Seitenkonsole untergebracht.

Vor allem Anzeige

Dass es den Schlepper auch ohne Terminal gibt, merkt man ihm an. Alle Einstellparameter für die Heckhydraulik sowie die Vorwahl der Zapfwellendrehzahlen findet man am rechten B-Holm. Weitere Einstellungen im Mini-Display im Armaturenbrett. Dadurch wirkt das Ganze etwas verstreut, wir finden es aber trotzdem recht logisch. Das Datatronic-Terminal selbst dient mehr der Anzeige bzw. zum Bedienen der Hydraulikventile, des Lenksystems oder von Isobus-Geräten.

Die Teilung der Terminaloberfläche in mehrere Kacheln ist beschränkt, so sind z.B. GPS-Anwendung und Isobus-Bedienmaske nicht gleichzeitig zu sehen. Optional bietet Massey Ferguson zusätzlich das Fiedstar 5 Terminal, welches als Erweiterung der Anzeigenoberfläche dient.

Altes und Neues kombiniert

Das Armaturenbrett, die Lenksäule sowie der Wendeschalthebel links am Lenkrad sind altbekannt. Der Blinkerhebel ist (immer noch) rechts angeordnet.

Die Funktionen des neuen MultiPad-Fahrhebel haben wir bereits in unserem großen Vergleich der Bediensysteme ausführlich beschrieben (top agrar 5/2023). Wir setzten den 6S im Test unter anderem vor einem Vierkreisel-Schwader von Fendt, der ausschließlich über Isobus bedient wird, ein. Dazu belegten wir alle möglichen Tasten des MultiPad-Fahrhebel mit den Maschinenfunktionen.

Gerade der Daumenjoystick mit seinen vier Funktionen war gut geeignet, um die einzelnen Kreisel ein- und ausheben zu können. Insgesamt muss man sich aber daran gewöhnen, wenn man z.B. eine Tempomat-Taste zur Bedienung eines Schwaders nutzt. Gut gelöst hat Massey Ferguson, dass die Tasten des MultiPad auch gemischt mit Isobus- und Schlepperfunktionen belegt werden können.

Flott um die Ecken

Ein großer Pluspunkt des 6S ist seine Wendigkeit. Mit einem Radstand von 2,67 m und einem Wendekreis von 11,7 m geht das Rangieren am Vorgewende auf kleinem Raum. Das macht ihn sicherlich auch für Frontladerarbeiten interessant. Trotz seiner „nur“ vier Zylinder und der damit kürzeren Bauweise als ein Sechszylinder braucht sich der 6S auch bei schwereren Ackereinsätzen nicht verstecken.

Im Test kam unser Schlepper z.B. vor einem 6,60 m breiten Lemken Koralin-Flachgrubber mit 3,5 t zum Einsatz. Der Traktor zog den Grubber beim ersten Stoppelsturz mit rund 4 cm Tiefe ohne Probleme mit rund 14 km/h durch den Boden.

Auf der Straße fuhr unser 6S laut Anzeige 56 km/h schnell (mit der genannten Bereifung). Mit reduzierter Motordrehzahl ist er für diese Aufgaben gut geeignet. In puncto Fahrkomfort stellen wir dem 6S ein gutes Zeugnis aus. Die gefederte Vorderachse in gezogener Bauweise (von Dana) schluckt im Zusammenspiel mit der mechanischen Kabinenfederung viele Stöße. Optional gibt es noch eine aktive, mechanische Kabinenfederung, die den Fahrkomfort sicherlich noch etwas verbessern dürfte.

Fazit

Der 6S bietet viele Ausstattungsmöglichkeiten – von einfach bis vollständig. Damit lässt er sich für die verschiedenen Ansprüche konfigurieren. Das stufenlose Dyna-VT-Getriebe ist recht feinfühlig zu steuern. Arbeit hat Massey Ferguson aber noch beim Fahrerstand des 6S, ebenso beim 7S. Die Kabine sollte mehr Freiraum bieten, ähnlich wie beim 8S oder 9S.

Bleibt noch der Preis: Für unseren 6S in nahezu Vollausstattung mit RTK-Lenksystem sind laut Liste 202.120 € fällig. In der einfachsten Konfiguration mit stufenlosem Fahrantrieb sind es 163.460 €. Wer auf Lastschalter setzt und den 6S sehr schmal Ausstatten möchte, kommt auf einen Anschaffungspreis laut Liste von 133.920 €

top + Bestens informiert zur EuroTier 2024

Über 60 % sparen + Gewinnchance auf einen VW Amarok sichern!

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.