Moderne Technik im Stall und auf dem Acker versetzt die Landwirtschaft in die Lage, hervorragende Produkte für die Verbraucher zu erzeugen und sich dabei ganz nah am ökologischen und ökonomischen Optimum zu bewegen. „Die Digitalisierung der Landwirtschaft verbessert die Nachhaltigkeit der Erzeugung“, brachten es Dr. Harm Drücker sowie Dr. Albert Hortmann-Scholten am 9. Mai bei einer Anhörung im niedersächsischen Landtag auf den Punkt.
Die Fachleute der Landwirtschaftskammer Niedersachsen nannten dazu einige Beispiele. So könnten mit elektronischen Lenkhilfen, so genannten Parallelfahrsystemen, Betriebsmittel wie Saatgut oder Dünger eingespart und die natürlichen Umwelt-Ressourcen Luft, Boden und Wasser geschützt werden. „Auch die exakte Düngung ist ein weites Feld für die digitale Technik“, sagte Drücker.
Über sogenannte Stickstoffsensoren könnten heute schon die Reflexionseigenschaften von Pflanzenbeständen gemessen und daraus Rückschlüsse auf den Düngebedarf gezogen werden. Mit diesen Daten könnten bereits während der Überfahrt die Nährstoffmengen kontinuierlich angepasst werden. Die Dokumentation und Auswertung der Daten und durchgeführten Arbeiten erfolge dabei zunehmend über onlinebasierte Webportale.
„Einen ähnlich positiven Effekt hat die Nährstoffschnellbestimmung in Wirtschaftsdüngern“, so Drücker weiter. Dabei ermittelten Sensoren, die auf Basis der Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) arbeiteten, den Nährstoffgehalt in Gülle. Kombiniert mit einer entsprechenden Technik, könnte dann die ausgebrachte Güllemenge exakt deren Inhaltsstoffen und dem Pflanzenbedarf angepasst werden.
Die Genauigkeit der in der Anschaffung sehr teuren NIRS-Sensoren werde durch die technische Fortentwicklung weiter verbessert. Andere Systeme wie beispielsweise Sensoren im Pflanzenschutz befänden sich hingegen noch im Entwicklungsstadium.
Die Kammer sieht in der digitalen Technik einen wichtigen Baustein, um die Pflanzenernährung mit organischen Düngern immer nachhaltiger zu gestalten. Dazu gehöre es auch, die Nährstoffkreislaufwirtschaft, zu der eine gezielte Nutzung organischer Düngemittel in Ackerbauregionen gehört, weiterzuentwickeln. Hier müssten allerdings weitere Rahmenbedingungen optimiert werden. Drei Beispiele nannte Hortmann-Scholten: „In den aufnehmenden Regionen muss Lagerraum für Wirtschaftsdünger geschaffen, modernste Technik für eine umweltgerechte Gülleausbringung eingesetzt sowie Verfahren zur Aufbereitung von Wirtschaftsdüngern und Gärresten neu- bzw. weiterentwickelt werden.“
Um hier technisch und auch organisatorisch voranzukommen, sei eine gezielte Förderung dieses Bereichs z. B. im Rahmen des niedersächsischen Agrarinvestitionsförderungsprogramms (AFP) zu begrüßen, folgerte Hortmann-Scholten. Das würde eine Landwirtschaft unterstützten, die nachhaltig, umweltschonend und tiergerecht arbeite und dabei wettbewerbsfähig und multifunktional sei. All das trage gleichzeitig zu einer Stärkung des ländlichen Raumes bei.