2019 erzeugte die Landwirtschaft dem Hersteller von Pressgarnen und Netzen Tama zufolge lediglich rund 5 % aller Kunststoffabfälle in der EU. Um den Verbrauch noch weiter zu senken, will das Unternehmen bis 2025 jeweils 50 % der verkauften Rundballennetze und Pressengarne und 90 % der eingesetzten Kunststoffe zum Einwickeln von Baumwolle nach dem Gebrauch wieder sammeln.
Diese Mengen will man aufbereiten und über das Recycling zu unterschiedlichen Anteilen in neuen Netzen, Pressengarnen und Folien zum Wickeln von Baumwolle wieder einsetzen. Außerdem soll der Kunststoffverbrauch generell weiter sinken. Ein Ansatz dazu bietet z.B. das Tama Royal Rundballennetz, welches wir im letzten Jahr ausprobieren konnten (zum ausführlichen Bericht). Das aus hochwertigeren Polymeren bestehende Netz soll die notwendigen Umwicklungen für einen Ballen deutlich reduzieren und dadurch Kunststoff einsparen.
Recycling in vier Schritten
Beim Recycling von Netzen und Garn arbeitet Tama mit dem niederländischen Unternehmen Healix aus Maastricht zusammen. Die Niederländer haben ihre Anlage zur Aufbereitung erst in diesem Jahr in Betrieb genommen und versuchen seitdem, die Prozesse zu optimieren. Das Rohmaterial bezieht Healix dazu über Adivalor, einem Unternehmen, das sich auf das Sammeln und Weitervermitteln von gebrauchten Agrarkunststoffen spezialisiert hat.
Das Recycling splittet sich in vier Teilschritte. Das gesammelte Rohmaterial wird zunächst sortiert. Wichtig ist, dass die Ware ohne Fremdkörper in den Schredder kommt, der den zweiten Schritt des Prozesses bildet. Vor allem Steine können Schäden an den Maschinen verursachen. Nach dem Zerkleinern geht es weiter mit dem Waschen. Mit einem patentierten Rotorwäscher werden Schmutzreste sowie Pflanzenteile, wie z. B. Stroh, vom Kunststoff getrennt. Das anschließend deutlich sauberere und getrocknete Material wird dann unter hohem Druck und starker Hitze eingeschmolzen und zu Pellets verarbeitet, die zurück in die Netz- und Garnproduktion gehen.
Recycling von Netzen schwieriger als von Garn
Nach Angaben von Healix ist vor allem das Recycling von Netzen noch schwierig, weil der anhaftende Schmutz die Qualität des Recyclingmaterials mindert. Pressengarne sind meist mit wenig Schmutz behaftet, lassen sich relativ leicht zerkleinern und weiterverarbeiten. In Netzen hingegen sammeln sich oft viele Pflanzenreste, die das System vor Probleme stellen. Hier kann der Landwirt seinen Dienst leisten und das Netz nach dem Abwickeln ausschütteln. Damit lässt sich das Recycling deutlich effektiver gestalten.
Das Ergebnis des gesamten Prozesses sind Rundballennetze und Pressengarne mit einem Anteil von bis zu 30 % recyceltem Kunststoff, die dann wieder in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Viel höhere Anteile sind laut Hersteller aber vorerst nicht möglich, da man die Qualität der Produkte bewahren möchte.